moments Magazin 06-21

98 moments 6/2021 moments 6/2021 99 FOTOS: XXXXXXXXXXXXX FOTOS: © FINE_FOTO_FRANZ DURST HOME & DESIGN D as Refugium wurde im Jahr 1963 von Erich Weismanns Eltern als Wochenend- und Feri- enhaus für die Familie gebaut. Lebensmittelpunkt war Linz, aber wer die Naturverbundenheit schätzte, gerne wanderte bzw. im Win- ter das Skifahren liebte, wollte in den 1960er Jahren mit seinen Kindern raus aus der Stadt und in guter Luft seine Freizeit verbringen. Das Haus wurde im typischen Baustil der damaligen Zeit errichtet. Es war seinerzeit auch noch etwas unkomplizierter, als es heutzuta- ge ist, wenn man ein Haus mehr oder weniger in Eigenregie errichten will. Viele Bausünden dieser Zeit legen ja heute vielerorts noch beredtes Zeugnis davon ab, was passiert, wenn jeder darf, wie er will oder kann. Was damals zählte, war das Dach übermKopf. Hier wurde Platz für die Familie mit den drei Buben zum Schlafen gebraucht und eine Kochgelegenheit geschaffen. Bilder der Erinnerungen. Der Tambergbach, der unterhalb des Steilhanges, auf dem das Haus thront, meist sanft plätschernd, aber auch schon mal wilder vorbeimäandert, war damals erfrischend ausreichend zur Körperpflege. Schöne Erinnerungen von Abenteuer und Freiheit, die man nie vergisst. Auch nach Jahren nicht. Erich Weismann erinnert sich noch genau und es war ihm eine echte Herzensangelegen- heit, das Haus seinen Vorstellungen entsprechend zum lichten Rückzugsort – zu seinem persönlichen Refugium – zu machen. Ein Traum wird wahr. Anders hätte er es auch nicht wollen. Jetzt end- lich kann er auf seiner Terrasse die Alpenarena mit allen Sinnen genießen. Die geliebte Mutter ist immer noch im Haus. Der Sohn hat die Urne mit der Asche seiner verstorbenen Mutter an einen Ehrenplatz gestellt. Das Foto daneben zeigt eine selbstbewusste Frau mit einem herzlichen Lachen. Über- Steckbrief haupt: Tolle Eltern, weil die Kinder ver- stehen sich heute noch gut, auch wenn sie in verschiedenen Gegenden der Welt leben. Kein Streit um das Haus bei der Übergabe an Erich trübte die Fami- lienbande. Schöne Erinnerungen ver- binden nachhaltig. Etwa an den Bruder, wie dieser gemeinsam mit Erich am Baugerüst stand, um die Fassade des Hauses zu renovieren. Die Geschwister sind nach wie vor jederzeit willkom- men hier im Haus. Die Vision wird Realität. Erich Weismann, der Architekt, sollte sich jedoch seinen persönlichen Traum erfüllen und das Haus seiner „Bullerbü“-Kindheit nach seiner Vision umbauen können. Wo einst die kleinen Fenster die Sicht beschränk- ten, so, als ob man sich vor einer ima- ginären Bedrohung des Draußen mit der Verhinderung des Lichteinfalles schützen möchte, lassen heute raum- hohe Glasfronten den Innenraum wie selbstverständlich mit der Natur ver- schmelzen. Um den Lichteinfall individuell regulieren zu können, wur- den funktionale, mit Löchern aufge­ lockerte seitliche Schiebeelemente aus Metall angebracht. Der Lärchenholz- boden und die Türen aus dem glei- chen Holz im Obergeschoß sind naturbelassen und geölt. Sie wurden bereits bei der Erstsanierung im Jahr 1994 verlegt bzw. vom Tischler ange- fertigt. Heute verleihen sie den Schlafräumen und dem großen Master Bedroom eine warme und heimelige Atmosphäre. Es werde Licht. Jetzt, nach dem letzten Umbau, darf wirk- lich von allen Seiten und Blick- winkeln Licht ins Haus eindrin- gen. Sogar aus dem Erdgeschoß kann man so gut wie durch jede Wand einen Blick auf die gewaltige Natur erhaschen. Die typische Handschrift eines Architekten, der es liebt, Alt mit Neu und die zeitgenössische Architek- tur mit baulichen Landschaftsmerk­ malen zu verbinden: Von überall zieht einen die beeindruckende Alpenarena unwillkürlich in ihren Bann. Nicht von ungefähr nennt Weis- mann den deutsch-amerikanischen Architekten und Designer Mies van der Rohe als eines seiner Vorbilder. Dieser gilt ja als Wegbereiter der modernen Architektur und Pionier des Minima- lismus und International Styles. Weniger ist mehr. Wie zeitlos diese Bauwerke und Möbelentwürfe sind, zeigt ein Blick auf seine heraus­ ragendsten Projekte. Bis heute ist seine Formsprache unübertroffen und seine Architektur wirkt heute moderner denn je. Mies van der Rohe wurde als wichtigster Vertreter des Minimalismus in der Architektur berühmt. Mit seinem Credo „Weniger ist mehr“ stellte er sich gegen die damals vorherrschende Bau- philosophie „geschlossener“ Räume. Große Glasflächen sollten innen und außen verschmelzen lassen, die Gren- ze zwischen dem Inneren und dem ä Weismann liebt die Synergien von Alt und Neu. Auch die klar strukturierte Designlinie ist typisch für ihn. Nicht ein Bau allein kann Architektur sein, sondern die gestalterische Bewältigung eines komplexen Problemkreises in seinem spezifischen Umfeld. Erich Weismanns Kontemplations- Hütte am Bach diente einst den Eltern als Bauhütte. Original-Sitzecke aus 1936 von der elterlichen Linzer Wohnung in das Haus übernommen. „Die Polarität zwischen Illusion und Realität ist das Spannungsfeld, in dem sich ein Architekt seinen Freiraum abzustecken hat.“ Erich Weismann, Architekt Name: Erich Weismann Beruf: Architekt und Commercial Helicopter Pilot Sternzeichen: Skorpion Lieblingsplatz: vor einer Weißwein-Bouteille von Tom Dockner Leidenschaft: Leben Hobbys: Golf und Tennis Lebensmotto: Let it be! Lieblingstier: Katze Vorbilder der Achitektur: Mies van der Rohe, Klassiker der Moderne

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