moments Magazin 04-21

20 moments 4/2021 FOTOS: XXXXXXXXXXXXX STARS & STORIES DIVA OHNE ALLÜREN. Elīna Garanča ist seit langem eine der führenden Mezzosopranistinnen der Welt, die für ausverkaufte Opernhäuser sorgt. Sie lebt mit Leib und Seele die Musik und lässt ihr Publikum mit allen Sinnen an der Schönheit, dem Zauber und der Allmacht ihres Gesangs teilhaben. Stern AM OPERNHIMMEL W ie geht es Ihnen als Künstlerin, die Open Airs und Bühnenauf­ tritte vor tausenden Menschen als „täglich Brot“ erlebt, mit der künstlerischen Zwangs­ pause durch die Corona-Pandemie? Wir befinden uns bereits ein Jahr nach Beginn der Pandemie und ich habe vie- le verschiedene persönliche und beruf- liche Phasen durchlaufen. Alles begann anfänglich mit einem großen Schock und der Ungewissheit, wie es mit den Konzerten, dem kulturellen Leben und unserem normalen Alltag weitergehen wird. Werde ich reisen können, gibt es Flüge? Muss ich in Quarantäne gehen und für wie lange? Werde ich zu meiner Familie zurückkehren können? Jeder einzelne Tag brachte neue Herausforde- rungen mit sich. Aber Sängerin zu sein, bedeutet nicht nur, jeden Abend auf der Bühne zu stehen. Es gibt auch eine Menge Arbeit, Studium und persönliche Entwicklung, auch wenn wir nicht auf der Bühne stehen. In diesem Sinn war mein Corona-Jahr arbeitsreich. Gibt es auch etwas Positives, das Sie dem Ganzen abgewinnen konnten? Sogar viele Dinge. Als ein Mensch, der immer etwas tun muss, der nicht länger als eine Woche ruhig sitzen und an einem Ort bleiben kann, habe ich mich wieder daran erinnert, wie man sich entspannt. Ich habe mich in meinen Garten zurückgezogen, zu den Obst- bäumen, Gemüse angebaut, das Haus neu dekoriert, meinen Kopf frei gemacht und Ideen und Gedanken, die ich jah- relang ungelöst in mir trug, neu bewer- tet. Herrlich war die ungestörte Zeit, die ich mit meinen Kindern und meiner engsten Familie verbringen konnte. Vermissen Sie dennoch etwas? Ich vermisse die menschliche Berüh- rung und Nähe. Ich vermisse die Umarmungen und die Möglichkeit, mit meinen Freunden am selben Tisch zu essen, eine Hand zu schütteln oder die Wangen der Person zu küssen, wenn mir danach ist. Ich vermisse es, mich mit dem Live-Publikum zu verbinden und den mit Musik und Emotionen gefüllten Konzertsaal mit anderen Menschen zu teilen. Je mehr und je län- ger wir physisch getrennt sind, desto stärker ist unsere Sehn- sucht nach der Verbindung mit jemandem. Egal, wie modern, ausgeklügelt oder technisch fortschrittlich die Online-Ver- bindungen sind. Es kann und wird das echte Live-Erlebnis nicht ersetzen können. Wie waren Ihre Erfahrungen als Mutter mit dem Homeschooling? Das Homeschooling war am Anfang nicht einfach. Es stellte sich heraus, dass ich mich nicht mehr an vieles erinner- te und ich musste buchstäblich alles neu lernen, bevor ich es meinen Mädchen erklären konnte. Andererseits haben mich meine Töchter noch nie als Lehrerin erlebt und diese Rolle „Die Wiener Staatsoper ist für mich mein Stammhaus, in dem ich mehr als 150 Vor- stellungen gesungen habe.“ ELĪNA GARANČA Opernsängerin „Ich freue mich auf die Intensität unserer Live-Konzerte. Nach einer so langen Zeit wird das gemeinsame Erleben der Musik außergewöhnlich sein.“ : HOLGER HAGE ä TEXT: FRIEDERIKE PLÖCHL

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