moments Magazin 06-21

FOTOS: CHRIS ZENZ TEXT: CORNELIA SCHEUCHER Wieso haben Sie sich für die Plas- tische Chirurgie entschieden? Ich wusste schon in sehr jungen Jahren, dass ich Chirurg werden will. Die Spe- zialisierung hat sich dann im Zuge mei- ner Ausbildung ergeben – die Jahresta- gung für Plastische Chirurgie in Graz hat schließlich den Anstoß gegeben. Die Möglichkeiten in diesemmedizinischen Feld haben mich unglaublich fasziniert und so war der Fortlauf meiner berufli- chen Karriere irgendwie ab diesem Zeit- punkt vorprogrammiert. Nimmt man als Plastischer Chirurg das eigene Äußere anders wahr? Ich würde es eher so sehen: Jeder von uns hat eine eigene Auseinandersetzung mit dem Altwerden und jeder muss sehen, wie er damit umgeht. Wenn es Dinge gibt, die einen stören und die man leicht verändern kann, sehe ich keinen Grund, es nicht zu tun. Der springende Punkt ist der: Wenn du etwas an deinem Äußeren veränderst und du magst das, ist das absolut in Ordnung. Man muss mit dem glücklich sein, was man jeden Tag im Spiegel sieht, und sich auch damit identifizie- ren können. Ich würde mir aber niemals anmuten, jemandem zu sagen, dass er sich operieren lassen sollte, wenn er nicht von sich aus etwas am eigenen Körper verändern möchte. Welchen Stellenwert nimmt aus Ihrer Sicht die Schöheitschirurgie in einer Gesellschaft ein, die immer mehr auf Selbstakzeptanz pocht? Ehrlich gesagt, habe ich nicht den Ein- druck, dass wir alle schon so weit sind, uns selbst bedingungslos zu akzeptie- ren. Gewissermaßen natürlich, wenn man jeden Tag Menschen auf Social Media in ihrer scheinbaren Perfektion betrachtet, wird man vermutlich irgend- wann auch in diesen Bann gezogen und möchte womöglich ein vorgelebtes Schönheitsbild leben, wenn es auch noch so unnatürlich ist. Wie gehen Sie mit solchen Wün- schen um? Ich stehe für natürlich wirkende, ästhe- tische Ergebnisse. Das ist mein Anspruch für meine Patientinnen. Alles andere entspricht nicht meiner Philoso- phie. Sie sind jeden Tag mit dem Begriff der Schönheit konfrontiert. Wie definieren Sie ihn? Grundsätzlich könnte man sagen: Die Schöheit liegt im Auge des Betrachters. Das ist auch wahr. Schön ist es aus mei- ner Sicht, wenn eine Person den Ein- druck vermittelt, dass das Äußere und die Person an sich harmonisch sind und das Gesamtpaket ästhetisch ist. Wich- tig in meinem Beruf ist, dass meine per- sönliche Definition von Schönheit nicht die entscheidende Rolle spielt. Das Wohlbefinden meiner Patientinnen und das für sie optimale Ergebnis sind ent- scheidend. Was ist das Wichtigste an und in Ihrem Beruf? Ich denke nach wie vor, dass ein guter ästhetischer Chirurg seine Basis in der Wiederherstellungschirurgie hat. Nur so hat er die Sicherheit mit allem, ins- besondere auch mit Komplikationen, umgehen zu können. Ein dreidimensio- nales Vorstellungsvermögen, ein hohes manuelles Geschick sowie jahrelange Praxis und Erfahrung, gepaart mit einem Gefühl für Ästhetik, machen letztendlich einen guten Plastischen Chirurgen aus. Als große Liebe bezeichnen Sie neben der Ästhetischen Medizin die Handchirurgie. Warum? Die Hand ist das soziale Organ schlecht- hin, schließlich kommunizieren wir über das Gesicht und mindestens genauso intensiv mit den Händen. Die Chirurgie in diesem Bereich ist etwas ganz Besonderes und erfüllt mich nach wie vor sehr. Wie sehen Sie die Plastische Chirurgie in der Zukunft? Ich denke, dass die Entwicklung sehr stark in Richtung Spezialisierung gehen wird. Das ist auch nichts Negatives und macht gewissermaßen auch Sinn. Ich persönlich habe einen perfektionisti- schen Anspruch an mich selbst und meine Ergebnisse – gestern, heute und auch in der Zukunft. l Ich bin Plastischer Chirurg aus Leidenschaft Diese Worte begleiten mich schon mein Leben lange … Liebe zum Detail und zur Schönheit sind eine wunderba- re Kombination in der Ästhetik Mein liebstes Reiseziel … im Sommer Griechenland, im Win- ter die Berge Wäre ich nicht Plastischer Chi- rurg, wäre ich … Choreograph oder Architekt Meinen perfekten Sommertag … verbringe ich mit meiner Fami- lie zu Hause Dieses Lied könnte ich immer hören … „Twist in my Sobriety“ von Tanita Tikaram Das mag ich am liebsten an mir … meine Leidenschaft und Liebe, etwas zu schaffen Wordrap W moments 6/2021 103

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