moments Magazin 06-21

E FOTOS: ALEXANDRA MARKO-HINTEREGGER, ENRIQUE GRABL, SOLIDCOLOURS/ISTOCK/GETTY IMAGES s ist die Horrorvorstellung jeder Person, die in einer monogamen Beziehung lebt: der Seitensprung. Erfährt man, dass der eige- ne Partner fremdging, bricht für die meisten eine Welt zusammen, nämlich jene, die man sich gemeinsam auf einem Fundament aus Liebe, Vertrauen und Treue aufgebaut hat. Und bekanntlich gilt: Gehen zwei Säulen zu Boden, kann eine allein schwer standhalten. Übrig bleiben die Trümmer der Partnerschaft und eine große Frage: Kann man die Bruchstücke wieder zu einem stabilen Gerüst zusammenfügen? Eine Frage ohne Antwort. Wa- rum aber gehen Menschen überhaupt fremd? „Viele wissen das selbst nicht. Sie geben dem Gefühl im Moment nach und denken nicht an die Konsequenzen. Manchmal baut sich das Interesse an einer anderen Person auch schon über eine längere Zeit auf und irgendwann beugt man sich dem Druck“, erklärt Beziehungscoach Alexandra Marko- Hinteregger. Psychotherapeut Enrique Grabl sieht das Problem hingegen bei der Gesellschaft: „Der Mensch ist das einzige Säugetier, das monogam lebt, weil es gesellschaftlich verlangt wird. Dabei ist das ein ihm widernatürlicher Zustand, denn auch wir sind polygam disponiert. Deshalb fällt es vielen schwer, treu zu sein.“ So oder so – die Frage nach dem Warum scheint unlös- bar. Manchmal muss sie aber auch gar nicht beantwortet werden. Denn: Nicht immer hat ein Seitensprung etwas mit der Qualität einer Beziehung zu tun. Es liegt nicht an dir. Sondern an mir. Dieser Satz mag zwar einer der meistgehassten überhaupt sein, in bestimmten Fällen ist er aber durchaus berechtigt. Zahlreiche Studien zeigen sogar, dass ein Großteil der Partner, obwohl sie fremdgingen, ihre Beziehung oder Ehe als glücklich oder sogar sehr glücklich einstufen. Die Gründe für einen Seitensprung sind also so vielfäl- tig wie die Menschen selbst. Fakt ist: Eine Löschtaste existiert nicht. Ist es einmal passiert, gibt es kein Zurück zur alten Beziehung. Aber: Entschließt sich der Betrogene, zu verzeihen, und der Betrüger, alles wieder gutzumachen und „Schmerz und Leid liegen in unse- rer Hand. Schmerz tut weh und lässt sich nicht vermeiden. Leid hingegen schon, indem wir unse- ren Umgang mit dem Schmerz kontrollieren. Geben wir negativen Gedanken, Vorstellungen oder Vergleichen die Macht, begeben wir uns in eine Abwärtsspirale. Wir erzeugen unnötiges Elend.“ mal Alexandra Marko-Hinteregger Beziehungscoach www.alexandra- marko.com M O M E N T um den anderen zu kämpfen, besteht eine hohe Chance, die Partnerschaft zu retten. Besser noch: Überstehen Bezie- hungen den Betrug, gehen sie meist gestärkt aus der Krise hervor und gewinnen an Stabilität und Ehrlichkeit. ANZEICHEN F Ü R UNTREUE 1. Distanz: Geht der Partner plötzlich auf Distanz, kann das ein Anzeichen für einen Seitensprung sein. Viele schä- men sich oder haben nicht den Mut, ehrlich zu sein. Andere wiederum distanzieren sich, um nicht derjenige Part zu sein, der die Beziehung beendet. 2. Großzügigkeit: Wie wird man ein schlechtes Gewis- sen los? Genau, indem man den Partner mit Geschenken oder Lob überhäuft. An sich sind großzügige Gesten nichts Schlechtes, passieren sie aber plötzlich, ohne Grund und stän- dig, könnte etwas dahinterste- cken. 22 moments 6/2021 COVERSTORY

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