moments Magazin 06-21

Kommt die Vagina zu kurz? Nach wie vor haben die weiblichen Geschlechts- teile einen negativen Ruf. FOTOS: VVMICH/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS, OLEG66/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS, PRIVAT Kann man beim Thema Sex über- haupt über Gleichberechtigung dis- kutieren? Kann man, ja, aber wenn es um Sexua- lität geht, geht es immer auch um einen Machtkampf. Wer ist oben, wer ist unten, wer macht mehr Arbeit. Am Anfang einer Partnerschaft steht immer das Verlangen nach Verschmelzung. Mit der Zeit wird der Sex in einer Bezie- hung jedoch spielhafter, das feuert die Sexualität auch an. Dieser Kampf um die Oberhand macht oft erst das Feuer aus und gehört dazu. Die Unterwürfigkeit der Frau spielt eine zentrale Rolle im Sexleben vieler Paare. Wieso? Einerseits ist es eine Klischeevorstel- lung, die ja auch in vielen Pornos gezeigt wird. In den meisten Sexfilmen wird die Frau unterwürfig behandelt, das fließt natürlich in die herkömmliche Vorstel- lung eines Aktes mit ein. Und diese Unterwürfigkeit ist eine große Männer- fantasie – Stichwort Blowjob. Es gibt aber auch viele Frauen, die das mögen und wollen? Durchaus, aber hauptsächlich, wenn sie es bestimmen. Wenn ein Paar streitet und sie sich schlecht behandelt fühlt, wird sie nicht mit ihm Sex haben. Und schon gar nicht sich unterwerfen. Sie sprechen davon, dass Frauen beim Oralsex gleich schnell zum Höhepunkt kommen können wie Männer. Wie meinen Sie das? Im Endeffekt ist es eine Frage der Tech- nik. Nicht nur beim Partner, auch bei einem selbst. Beim Sex gibt es ein Gas- pedal und eine Bremse. Wenn man selbst weiß, wie man aufs Gas steigt, kommt man natürlich auch schneller. Und wenn der Partner weiß, wie er den Akt beschleunigen kann, auch. mal M O M E N T Agnes Szilveszter- Gloggnitzer Psychotherapeutin psychotherapie-graz.info rungsarbeit. Nur so können Vagina, Vulva und Klitoris einen Imagewandel erleben. Alles nur Ausreden. Als Ausrede für den fehlenden Cunnilingus, so nennt man den Oralverkehr bei der Frau, wird gerne die Zeit genommen. „Das dauert so lange“ – ein Satz, den wir nicht mehr hören können. Die Expertin: „Eine Frau mit dem Mund zum Höhepunkt zu bringen, dauert eigentlich nicht viel län- ger als ein Blowjob. Vorausgesetzt, man weiß wie.“ Und generell: Beim Intim- werden sollte die Uhr eigentlich keine Rolle spielen. Mehr als 8.000 Nerven­ enden warten darauf, verwöhnt zu wer- den. Man kann sich also circa vorstel- len, welch Genugtuung es für Frauen ist, wenn diese mit der Zunge liebkost wer- den. Reale Fantasie. Wenn Frauen schon mehr Einsatz zeigen, würden wir auch gerne wissen warum. „Viele blasen einfach gerne und empfinden dabei auch große Lust. Andererseits ist es auch ziemlich praktisch. Wenn sie selbst nicht kann, wird der Mann so auf eine schnelle Weise beglückt. Nicht umsonst wird der Blowjob auch fast job genannt“, Oralsex macht Spaß, besonders, wenn beide Partner Lust dabei empfinden. 84 moments 6/2021 LIFE & MORE

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