moments Magazin 07-21

Nachgefragt. Das steirische Modelabel „Cerwenka“ zeigt, dass Tracht auch abseits von Anlässen im coolen Streetstyle getragen werden kann. Die Gründerin und Designerin Andrea Jack-Voigt ist uns Frage und Antwort gestanden. D u bezeichnest Cerwenka gerne als Tracht „light“. Ja, weil ich die Tracht aus dem Kontext nehme und sie somit auch im Alltag tragbar wird. Das hat was Peppiges und ich erwische damit auch die Trachtenverweigerer oder -einsteiger. Es ist nicht jedermanns Sache und das muss es auch nicht sein. Ich selbst bin ja auch nicht dieser klas- sische Trachtentyp. Braucht es Tracht, die im Alltag getragen werden kann? Mode ist unsere zweite Haut und durch diese Uniformität der großen Ketten ist ein Ungleichgewicht entstanden. Es wäre doch spannend, wenn wir alle wie- der auf kleine Labels und Designs set- zen würden, die unsere Herkunft viel- leicht zu einem Teil repräsentieren. Inwiefern? Als Kenner weiß man beispielsweise, dass das Froschgoscherl, das in meinen Kollektionen vorkommt, zum Alpen- raum gehört. Amerikaner hingegen fin- den das Design vielleicht lustig. Klei- dung mit Charakter würde unseren Großstädten wieder etwas mehr Farbe verleihen. Sie bunter machen. Cerwenka ist auf jeden Fall außer- gewöhnlich, für deine Kollektionen recycelst du unter anderem Fahr- radschläuche. Meine Kollektionen entstehen nicht nach Plan, sondern nach Ressourcen. INTERVIEW: CORNELIA SCHEUCHER Masken aus Sicher- heitswesten, Shirts mit Trachtenkrägen und das bekannte Froschgoscherl – die außergewöhnli- che Mode von Cer- wena fällt definitiv auf. FOTOS: SCHIBIDU QUARTET, TERESA ROTHWANGL, CERWENKA Tracht neu gedacht Ich schaue mir die Materialien, die zur Verfügung stehen an und entscheide dann, was daraus gemacht wird. Im Lockdown waren das dann Masken aus Sicherheitswesten ? Genau. Ich habe damals einen ganzen Kofferraum voller Westen bekommen und die dann zu Gesichtsmasken upge- cycelt. Und weil sie auch noch im Dun- keln reflektiert haben, gab es gleich einen doppelten Schutz. Apropos Upcycling: Die Modein- dustrie zählt zu den großen Klima- sündern. Wie kann man als Konsu- ment handeln? Wenn jeder sich auf seinen Umkreis beschränken und kleine Labels unter- 46 moments 7/2021

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