moments Magazin 01-22

H erzlich willkommen zurück, zur neuen Ausgabe nach der hoffentlich entspannten Weihnachtszeit. Ich für meinen Teil habe mir zum Jahreswechsel eine kleine Auszeit in Dubai gegönnt und war voller Vorfreude auf den Besuch der Weltausstellung inklusive Österreich-Pavillon. Ein Rundgang. Zur Ausstellungseröffnung im Oktober vorigen Jahres hat sich die Österreich Werbung nämlich medial für „einen mutigen Auf- tritt“ bei der EXPO in Dubai feiern lassen. Was Funktionärs- und Politikergehirne als Mut ein- schätzen und schönreden ist aber in Wahrheit eine völlige Themenverfehlung. Außen fleckig weiß gestrichen, innen fürchterlich peinlich mit Lehm verputzt. ÖsterreiCh wird durch in den Lehm der Wände geritzte Piktogramme – primitive Strich- zeichnungen unter Höhlenmenschen-Niveau – dargestellt. Teurer Spaß. Irgendeinen sinnvollen Österreich- Bezug oder Visualisierungen, die dem Millionen- publikum bei der EXPO eine Urlaubsreise in unser Land auch nur ansatzweise schmackhaft machen könnten, sucht man vergebens. Nix da, mit Heimat- Feeling! Für 17 (!!!) Millionen Euro präsentieren wir uns von außen wie eine Raketenabschussbasis – unser Pavillon besteht aus 38 unterschiedlich hohen Kegeln aus Stahlbeton-Fertigteilen – und innen wie ein Entwicklungsland. Dass Touristiker ein derart sinnbefreites Unterfangen abgesegnet haben, ist grob beängstigend. Während 190 Länder sich mit teil- weise atemberaubenden Bauwerken und sensatio- nellen, multimedialen Projekten präsentieren, ist unser Pavillon einfach nur peinlich. No sense. Die Wettbewerbsdevise heißt zwar „Austria makes sense“, der Pavillon ist jedoch aber- witzigerweise als Hommage an die arabische Bau- tradition angelegt. In einem Stil, der eine breite öffentliche Wahrnehmbarkeit von Haus aus verhin- dert, weil er in der orientalischen Welt alltäglich ist. Und der viel gerühmte Ruhepol im Austria- Pavil- lon gipfelt einerseits in einem Glaskasten mit Sand, in dem eine magnetische Kugel Muster zeichnet, andererseits in einem hässlichen Pseudo-Altwiener Kaffeehaus mit Notsitzen an der Außenfront. Das von Wirtschaftsministerium und Wirtschafts- kammer bezahlte Konzept ist leider eine werbetech- nische Niederlage, eine „vertane“ Chance auf 25 Millionen EXPO-Besucher sowie ein sinnloses Mil- lionengrab. Wieder einmal stellt man sich die Fra- ge, wer hier von den Millionen profitiert hat – unser Image in der Welt war es auf jeden Fall nicht. 6 moments 1/2022 COVERFOTOS: KK, MICHAEL LIEBERT UND STEFAN FÜRTBAUER, LAND OÖ/STÖGMÜLLER/MAYRHOFER, LUDWIG PULLIRSCH FOTOS: FOTOSTUDIO EDER LINZ, PRIVAT, TORTOON/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS kommentar FEBRUAR 2022 Austria makes (no) sense – das Dubai-EXPO-Desaster Österreichs Innovation beschränkt sich auf einen A-Ständer als Einladung ins Kaffeehaus. Null Österreich-Feeling, dafür aber viel Lehm. Der fleckig zusammen- gekleisterte Pavillon ... … mit Notsitzen an der Außenfront. Ihre Johanna Lengauer Geschäftsführung & Herausgeberin herausgeberin@momentsmagazin.at

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