moments 9-22

22 moments 9/2022 moments 9/2022 23 Coverstory FOTOS: ALEKSANDARNAKIC/ E+ /GETTY IMAGES, PRIVAT ie ist Krankenschwester, Lehrerin, Sp i e l kame r ad i n , Putzfee, beste Freundin und immer zur Stelle, bei Tag und bei Nacht. Doch wir müssen nichts schönreden: Das Leben als alleinerziehendeMutter ist quasi ein nie endender Job ohne Entlohnung. Und genau das ist das Problem. Die meisten Mütter schaffen es, neben Kind und Kegel höchstens Teilzeit zu arbeiten. Die Fixkosten für Miete, Strom, Auto, Verpflegung und Co. bleiben jedoch dieselben und steigen durch die derzeitige Energiekrise noch um ein Vielfaches an. Für Alleinerziehende fast untragbar. Wenig Unterstützung. Das bekommt auch Bettina* zu spüren. Sie ist eine von etwa 22.000 Alleinerziehenden in der Steiermark. 90 Prozent davon sind übrigens Frauen. Ihr Sohn ist 3,5 Jahre alt – seit er vier Monate alt ist, ist sie alleinerziehend. Aufgrund einer sehr schwierigen Beziehungssituation kam es zur Trennung vom Kindesvater. Das geteilte Sorgerecht, auch Obsorge genannt, bekam er erst in diesem Jahr. Ob sie oft das Gefühl habe, auch ein Papaersatz sein zu müssen? „Ja, weil man wirklich alles allein regeln muss. Die Papa-Treffen finden nur alle 14 Tage von Freitag bis Sonntag statt. Ansonsten muss sich der Kindesvater um gar nichts kümmern“, antwortet Bettina. Nach einer zweijährigen Karenz arbeitete sie für mehr als ein Jahr Vollzeit. Nachdem sich Nachwuchs und Job jedoch schwer vereinbaren ließen, hat sie vor Kurzem den Arbeitgeber und auf Teilzeit gewechselt. Das könnte sich bald wieder ändern: Ich kann nur jeder alleinerziehenden Mutter raten: Informieren Sie sich gut über die österreichische Rechtslage! Das hilft enorm. Barbara-Cecil Prasthofer-Wagner Rechtsanwältin und Mediatorin FOTOS: TETIANA GARKUSHA/ ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS, PRIVAT * NAME VON DER REDAKTION GEÄNDERT Ihr Projekt unterstützt Alleinerziehende: Was wird geboten? Wir bieten allen alleinerziehenden Eltern eine kostenlose psychosoziale sowie rechtliche Beratung an. Außerdem veranstalten wir zahlreiche Events wie Yoga oder gemeinsames Singen, die nicht nur zur Entspannung beitragen, sondern auch zum Netzwerken und Austauschen. Besonders beliebt ist unser „Alleinerziehercafé“, das einmal pro Monat in Graz stattfindet. Es gibt gratis Kaffee und Kuchen sowie eine Kinderbetreuung. Heuer im Sommer haben wir außerdem Urlaube zu einem niedrigen Preis angeboten. In Gruppen ging es gemeinsam mit unseren Lebens- und Sozialberaterinnen nach Medulin oder Zell am See. Ihr Angebot bezieht sich aber nicht nur auf Graz? Nein, wir haben auch Standorte in Heiligenkreuz am Waasen und in Weiz. Vor Kurzem haben wir auch ganz neu in Hartberg gestartet. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Projekt? Wir wollen Orte schaffen, an denen die Frauen und auch vereinzelte Väter durchschnaufen und entspannen können. Sie sollen das Gefühl haben, sich einmal im Leben um nichts kümmern zu müssen. Außerdem ist es schön, Gleichgesinnte zu treffen, sich kennenzulernen und zu merken, dass man mit den Problemen und Sorgen nicht allein ist. Die Teuerungen setzen vielen zu: Merken Sie einen größeren Andrang? Ja! Die Anfragen sind schon zu Corona-Zeiten gestiegen, jetzt aber noch mehr. Es ist eine schwierige Situation, weil man einfach keine Perspektive geben kann. Niemand weiß, wie es nach dem Winter weitergeht. Welche Tipps haben Sie für Alleinerziehende? Es ist sehr hilfreich, sich mit Leuten auszutauschen, die bereits Erfahrung haben. Und man muss sich nicht genieren, um Hilfe zu fragen und sie auch anzunehmen! Die Zeiten sind hart, wir alle müssen näher zusammenrücken. Petra Ruzsics-Hoitsch Leiterin „Projekt Alleinerziehende“ der Katholischen Aktion Steiermark projekt-alleinerziehende. graz-seckau.at I N T E R V I E W „Derzeit habe ich zeitlich alles gut im Griff, finanziell wird es aber eng. Daher kann es sein, dass ich bald wieder gezwungen bin, Vollzeit zu arbeiten, da Mietpreis und Co. angestiegen sind, der Lohn jedoch nicht.“ Die Energiekrise und Teuerungen machen ihr zu schaffen. „Ich würde auf jeden Fall mehr Unterstützung benötigen, als ich bekomme“, erklärt sie. Herausforderungen. Stichwort: Kinderbetreuung. Die weist in Österreich, vor allem aber auch in der Steiermark große Lücken auf. Wenn es um das Angebot geht, schneidet die Steiermark im Bundesländer-VerS gleich am schlechtesten ab. Gründe dafür sind unter anderem fehlendes Personal sowie zugesperrte Betreuungseinrichtungen. Bettina hat Glück: Ihr Sohn hat einen Platz ergattert. Das führt jedoch leider zu einem neuen Problem: Seitdem der Kleine die Kinderkrippe besucht, wird er häufiger krank. Und Krankheitsfälle, sowohl beim Nachwuchs als auch bei ihr, stellen für Bettina die größte Herausforderung dar. „Bei meinem letzten Dienstgeber war das sehr problematisch, weil ich schon meinen ganzen Pflegeurlaub aufbrauchen musste“, so die Steirerin. Manchmal kann jemand aus der Familie oder eine sogenannte „Notfallmama“ aus dem Verein „KiB children care“ einspringen. Es kann allerdings passieren, dass keine „Mama“ mehr verfügbar ist. Nachdem sie sich nun das Sorgerecht mit ihrem Ex teilt, versucht Bettina, im Notfall auch öfter auf den Vater zurückzugreifen: „Bis jetzt hat das schon zwei Mal gut funktioniert.“ Wissen ist Macht. Wird keine Vereinbarung abgeschlossen, ist die Mutter ab der Geburt des Kindes obsorgeberechtigt. Der Vater kann jedoch einen Antrag stellen, der dann in einem Verfahren geprüft wird. „Unsere Rechtsordnung möchte, dass beide Eltern an der Obsorge beteiligt sind. Die Mutter wird jedoch mit all ihren Bedenken, Ängsten und Sorgen gehört“, erläutert BarbaraCecil Prasthofer-Wagner. Die Grazer Rechtsanwältin und Mediatorin berät viele alleinerziehende Mütter. Ihr Tipp? Sich gut über die Rechtslage zu informieren, im besten Fall bei einem Anwalt. „Viele alleinerziehende Mütter fühlen sich erst mal vor den Kopf gestoßen, wenn der Kindesvater ä

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTUy