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24 moments 9/2022 Coverstory Coverstory FOTOS: FIZKES / ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS, JELENA STANOJKOVIC/ ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS, TETIANA GARKUSHA/ ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS HARTE REALITÄT. In Österreich leben rund 46 Prozent aller Alleinerziehenden an der Armutsgrenze. Die meisten sind Frauen. einen Antrag stellt. Aus meiner Erfahrung heraus wollen jedoch viele Väter ihren Teil bei der Erziehung des Kindes beitragen. Und dazu haben sie nun mal das Recht“, sagt die Expertin. Wichtig ist es, zwischen Paar- und Eltern-Ebene unterscheiden zu können. „Das Elternsein ist etwas Unauslöschliches für Mutter wie auch Vater. Für ein Kleinkind ist und bleibt die Mutter jedoch die Hauptbezugsperson. Der Vater als ‚Hauptbezugsperson‘ ist hierzulande quasi erst im Entstehen“, so die Expertin. Finanzieller Aspekt. In den wenigsten Fällen bedeutet ein geteiltes Sorgerecht auch eine echte Entlastung für die Mutter. Denn statt 50/50 lautet die Realität eher 90/10. Das zeigt sich insbesondere bei den Finanzen. In Österreich sind Eltern gegenübern ihren Kindern unterhaltspflichtig. Die Person, die nach einer Trennung vorwiegend für die Betreuung zuständig ist und mit dem Nachwuchs im selben Haushalt lebt – meist die Mutter –, leistet einen Naturalunterhalt. Der andere Elternteil muss einen Geldunterhalt gewähren. Der Betrag hängt einerseits von den finanziellen Verhältnissen des Unterhaltsschuldners und andererseits vom tatsächlichen Bedarf des Kindes ab. Eine im Jahre 2021 durchgeführte Unterhaltsbefragung Durchgehend im Einsatz: Pausen oder Freizeit sind eher eine Seltenheit für alleinerziehende Mütter. CO ² NEUTRAL cradle to gate ÖKOLOGISCH AUS ÜBERZEUGUNG METAL TOOLS INDUSTRIES G E P R Ü F T E Q U A L I T Ä T im COLOP Stempelsortiment sind klimaneutral. Erfahren Sie mehr auf www.colop.com aller Produkte >90% der Statistik Austria zeigt, dass nur in 38 Prozent der Fälle das Thema zwischen den Elternteilen geregelt wird. In 36 Prozent der Fälle braucht es eine gerichtliche Einigung. Bei etwa 16.000 Kindern kommen die Väter ihren finanziellen Verpflichtungen nicht oder nicht ausreichend nach. Mehr als jedes dritte Kind muss sogar gänzlich ohne Unterhaltszahlungen oder Ersatzleistungen auskommen. Insgesamt betrifft das 59.000 Kinder. Um das in den Kontext zu stellen: In Österreich gibt es circa 270.000 Alleinerziehende. Mehr als acht von zehn sind Frauen. Leben an der Grenze. Etwa rund 46 Prozentallerösterreichischenundz.B. 40ProzentallersteirischenEin-Eltern- teil-Haushalte leben an der Armutsgrenze und sind auch von sozialer Ausgrenzung betroffen. Leistungen wie die Familienbeihilfe oder der Familienbonus können zwar unterstützen, decken jedoch nicht ansatzweise die anfallenden Kosten. Laut der Caritas liegt die Differenz zwischen dem, was ausbezahlt und dem, was gebraucht wird, bei 1.029 Euro im Monat. Geldsorgen sind ein ständiger Begleiter im Alltag von Alleinerziehenden. Doppelbelastung. Laut Experten wird es spätestens jetzt Zeit, zu reagieren. Nicht nur auf staatlicher, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene. „Alleinerziehende müssen in den Fokus gerückt und wahrgenommen werden. Wir brauchen mehr Akzeptanz und Toleranz“, appelliert Petra RuzsicsHoitsch, Leiterin vom „Projekt Alleinerziehende“ der Katholischen Aktion Steiermark. Denn nach wie vor sind es Frauen, die fast die gesamte und unbezahlte Arbeit – von der Kindererziehung bis zur Pflege kranker Familienmitglieder – verrichten. Die Doppelbelastung nagt an ihnen. Was sich Bettina für die Zukunft wünschen würde? „Mehr Unterstützung in der Kinderbetreuung, vor allem bei Krankheitsfällen, sowie flexiblere Arbeitszeiten, um alles mit weniger Stress bewältigen zu können.“ v

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