moments Magazin She Works 8-22

Zukunft, wenn sie gründen. Sie denken eine Gründung länger durch als Männer, aber wenn sie es machen, dann machen sie es mit voller Leidenschaft.“ Und wie erklärt sich die WALLZGründerin, dass Gründerinnen statistisch gesehen jünger gründen als Männer? „Frauen haben mehr Zeitdruck als Männer.“ Die Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft: „Es hat sich einiges zurückentwickelt: Durch Homeoffice und Homeschooling haben Frauen noch mehr die Rolle von Haushalt, Kinderbetreuung und erziehung übernommen. Vor der Pandemie ging es schon eher in die richtige Richtung.“ Das Beste zweier Welten. Auch wenn LisaMaria Reisinger ausschließlich Kundinnen hat, finden sich zwei Männer in ihrem Unternehmen. „Ich schätze ihre Ansicht des Business Case. Wir Frauen haben den Fokus eher auf dem Produkt und sind gefühlsorientierter. Unser Performance Marketing machen daher Männer.“ Auch Natalie Pichler setzt in ihrem Innenarchitekturbüro auf einen Kollegen: „Ich bin diejenige, die auf die Kunden mehr eingeht, Empathie ist eine weibliche Stärke. Mein Kollege hingegen ist derjenige, der die schnellen Entscheidungen trifft.“ Das Bündeln der Stärken beider Geschlechter macht sich auch in der Startup Szene bemerkbar. Fast jedes dritte Startup in Österreich (28 %) setzt auf ein gemischtes Gründungsteam. Spätestens, wenn ein Investor gesucht wird, sind Frauen jedoch wieder ziemlich allein auf weiter Flur. „Ich habe nur männliche Investoren“, schildert Reisinger. Evelyn Haslinger, CoGründerin von Symflower, sieht das differenzierter: „Auf der Suche nach heimischen Investoren haben wir gesehen, dass bei den Analysten der Anteil von Frauen und Männern gleich war. Auch bei Erstgesprächen war das bunt gemischt. Doch außerhalb von Österreich haben wir hauptsächlich vor Männern gepitcht.“ Sie sieht den Hauptgrund, warum so wenige Frauen Startups gründen, vor allem in der Informationspolitik. „Es sollte mehr Infos zu Fördermöglichkeiten geben. Das würde Ängste nehmen. Die wenigsten würden bei einem Scheitern auf der Straße stehen.“ Mit Diversity zum Erfolg. Evelyn Haslinger hat die ITHTL absolviert und anschließend Informatik studiert. Sie war daher immer in einem männerdominierten Umfeld. „Mich hat mein Gründungskollege erst animieren müssen. Ich hatte einen guten Job, war zufrieden, dennoch wollte ich meine Vision verwirklichen.“ Heute arbeiten zwölf Mitarbeiter für die 33Jährige, die 2018 gegründet hat: sieben Männer, vier Frauen und ein NonBinärer. Symflower lebt „Diversity“ und das hat einen guten Grund. Diverse Unternehmen, also jene, in denen sich verschiedene Geschlechter, Nationen oder kulturelle Hintergründe vereinen, sind statistisch gesehen deutlich innovativer. AnnaMaria Brunnhofer sieht jedoch großen Aufholbedarf: „Man holt Männer auf die Bühne, die Diversity erklären. Das ist eine völlige TheMänner zu bekommen.“ Natalie Pichler, Gründerin von WALLZ, bringt ein konkretes Beispiel: „Ich finde es einen Wahnsinn, dass es bei Frauen, die ihr Kind zur Arbeit mitnehmen, sofort heißt, ob sie zeitlich nicht zusammenkommen. Wenn ein Mann sein Kind mitnimmt, ist er aber der Superpapa.“ Pichler ist als Innenarchitektin in einer männerdominierten Branche tätig und kennt die Klischees aus erster Hand: „Ich hatte kürzlich eine Baubesprechung. Ich bin in den Raum gegangen und die Männer haben mich anfangs nicht wahrgenommen. Dann kam die Frage auf, welche Tapete verwendet werden soll, alle haben mich angeschaut. Ich habe ihnen klargemacht, dass ich nicht für Deko verantwortlich bin, sondern für das Technische.“ Weiblicher Erfolg. Dabei halten sich von Frauen gegründete Startups länger am Markt und sie schaffen mehr Jobs. LisaMaria Reisinger kann sich das so erklären: „Frauen gründen authentischer und empathischer. Erfolg ist schwer, wenn man nur nach der gesellschaftlichen Sichtweise vorgeht und nicht seinen eigenen Weg geht. Ich mache vieles aus Instinkt und gebe Fehler zu. Männer machen das kaum. Ihr Ego ist viel größer, weil sie von klein auf getrieben werden. Das muss extrem anstrengend sein. Doch Fehler bedeuten Wachstum. Gebe ich keine Fehler zu, kann ich nicht korrigieren.“ Anders handeln und flexibel reagieren ist ohnehin ein Muss in der StartupWelt: „Wenn man in einem Startup glaubt, man hat den Dreh heraus, ist es am nächsten Tag schon wieder anders.“ Auch Natalie Pichler hat ein Erklärmodell: „Frauen denken mehr an die FOTOS: FEMITALE, SYMFLOWER SheWORKS | 2022 53 BUSINESS Femitale-Gründerin Lisa-Maria Reisinger hat sich ganz der weiblichen Periode verschrieben. Mit der ersten Loungewear der Welt, die eine Wärmflasche integriert hat, lindert sie das Leiden vieler Frauen. Frauen gründen enorm anders, weniger des Geldes wegen, sondern um die Welt zu verändern. Gründerinnen wollen aus empathischen Gründen ein Problem lösen. LisaMaria Reisinger Gründerin Femitale „Symflower“-Co-Gründerin Evelyn Haslinger widmet sich dem Aufdecken von Softwarefehlern. Das Produkt testet Software eigenständig und senkt so die Fehlerquote beim Programmieren. Es sollte mehr Infos zu Fördermöglichkeiten geben. Das würde Ängste nehmen. Die wenigsten würden bei einem Scheitern auf der Straße stehen. Evelyn Haslinger Co-Gründerin Symflower BUSINESS 52 SheWORKS | 2022 ä

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