moments Magazin 2-22

Detailverliebt. Der Steirer Daniel Lichtenegger ist als angehender Schuhmachermeister am besten Weg, mit seinen Schuhkreationen und Schnür­ senkeln die heimische Modeszene zu erobern. Wir haben mit ihm über sein Handwerk und seine Zeit im Traditionshaus Chanel gesprochen. W ie bist du auf die Idee gekommen, in der Wegwerfge- sellschaft von heu- te so ein traditionelles Hand- werk zu erlernen? Ich habe nach zwei Jahren im Medizin- studium gemerkt, dass ich meinem Fai- ble für Schuhe und Mode nachgehen möchte, und bin für ein halbes Jahr nach Florenz gegangen, um einen klas- sischen Workshop in diesem Bereich zu machen. Danach war für mich klar, dass ich als Schuhmacher arbeiten möchte und ich habe eine Lehre inWien begon- nen. Kurz darauf hat es mich nach Eng- land gezogen, wo ich in einer traditio- nellen Maßschuhwerkstatt für Herren meine Lehre beendet habe. Zuletzt warst du in der Modemet- ropole Paris… Ich bin nach der Lehrabschlussprüfung nach Paris gefahren mit zwei Paar Mus- terschuhen von mir und bin von Werk- statt zu Werkstatt gegangen. Der dama- lige Leiter der Maßschuhabteilung von Chanel war sofort begeistert und hat mir einen Job angeboten. Das ist dann alles recht schnell gegangen und ich habe begonnen, in einem Team von rund 20 Leuten zu arbeiten. Wie kann man sich die Arbeit für so ein Traditionshaus vorstellen? Grundsätzlich gibt es keinen klassi- schen Alltag. Bei Chanel kann man als Kunde zum Beispiel auch Maßschuhe beauftragen, das wissen viele nicht. Dafür fliegt der Maßschuhmacher dann auch schon mal zum Kunden, um vom Fuß Maß zu nehmen und das Design zu besprechen. Neben Maßanfertigungen werden auch Prototypen für die neuen Kollektionen gemacht und spezielle Schuhe für den Laufsteg angepasst, soll- te ein Model ein besonderes Bedürfnis haben. FOTOS: TINKSI, VON PRATZEN Mit Hand und Fuß „Jeder Schuh hat seine Berechtigung, die Qualität muss aber immer stimmen“, so der geschäftstüchtige Schuhkenner. Auf Instagram findet man ihn @vonpratzen. INTERVIEW: YVONNE BERNHARD 52 moments 2/2022