moments Magazin 6-22

moments 6/2022 29 D u trittst im Herbst zur Bun- despräsidenten- wahl an. Was würdest du in deiner Amtszeit ändern? Bei allem Respekt dem Amtsinhaber und seiner ruhigen besonnenen Art gegenüber muss man gewisse Dinge auch aussprechen. Ich glaube, viele Leute sind enttäuscht, dass diese kla - ren Worte, die in so unruhigen Zei- ten notwendig gewesen wären, aus - geblieben sind. Eine gewisse junge Dynamik und frischer Wind würden dem Amt nicht schaden. Wenn du den Einzug in die Hof- burg schaffst, hast du dann noch Zeit für alle anderen Projekte? Ich bin mir natürlich dessen bewusst, dass der amtierende Präsident nicht umzureißen sein wird. Falls es doch dazu kommen würde, in die Hof- burg einzuziehen – oder wie ich sie dann nennen würde, die Hopfburg –, dann gibt es sicher einiges zu tun. Und dann wäre zu hoffen, dass die ÖVP nicht mehr am Ruder ist – sonst muss ich ja permanent angeloben. Würdest du für das Amt dein Auftreten ändern? Nein, ich verbiege mich nicht. Ich versuche, die Menschen nicht nach Äußerlichkeiten zu beurteilen, son- dern nach dem, was sie tun. Na- türlich wird die rechtskonservative Reichshälfte sagen, was einer mit Tat - toos in so einem Amt will. Aber wo- hin wir mit Slim Fit tragenden, gegel- ten Männern in den letzten Monaten geraten sind, das spricht schon eine eindeutige Sprache. Wobei ich nicht weiß, ob Gernot Blümel tätowiert ist – vielleicht hat er ja ein Arschgeweih. Seit 2020 sitzt die Bierpartei im Wiener Bezirksrat. Welche Pro- jekte konntet ihr umsetzen? Wir haben eine Vielzahl an Anträ - gen eingebracht – zum Teil erfolg - reich, zum Teil abgeblockt. Den Bier - brunnen habe ich leider noch nicht durchgebracht. Da gibt es 60 Leute von anderen Fraktionen und wenn die dagegen stimmen, dann passiert das nicht. Aber wir haben sicher ei- nen frischen Wind reingebracht. Das sieht auch die Bevölkerung so: Die letzte Umfrage ergab sechs Prozent in Wien. Das ist die Verdreifachung des Wahlergebnisses. Du bist nicht nur Politiker, son- dern auch Musiker, Kabarettist und Bierproduzent. Hast du kei- ne Angst, bei den vielen Aufga- ben in ein Burnout zu schlittern? Ich glaube, dass gerade die Vielzahl an Tätigkeiten das Ganze spannend hält. Und solange es abwechslungs - reich ist und Spaß macht, sehe ich keine Gefahr, dass es zu viel werden könnte. Gefährlicher ist es, wenn man immer nur das Gleiche tut – dann ist man irgendwann nicht mehr zu 100 Prozent bei der Sache. Ein weiteres deiner Standbeine ist dein abgeschlossenes Medi- zinstudium. Kannst du dir vor- stellen, irgendwann wieder als Arzt zu arbeiten? Es ein toller Beruf, aber ich glaube, davon bin ich schon zu weit weg. Mittlerweile habe ich so viele an - dere Dinge, um die ich mich auch kümmern will. Außerdem würde ich mich dann wieder nur einer Sache widmen – so ist man wieder Burn- out-gefährdet. Und im Sinne der Burn- ou t - P r ophy l a x e versuche ich, mich von geregelter Ar- beit fernzuhalten. Zum Schluss mal ganz ehrlich: Trinkst du wirk- lich so viel Bier oder ist das nur Show? Es wäre zwar schön, aber inzwischen ist es leider so, dass mein Alltag durch so etwas wie Arbeit geprägt ist. Das konterkariert meine Bierplä - ne leider oftmals. Aber ich finde, Bier ist eine tolle Sache. Es ist ein Grund- pfeiler unserer Zivilisation, ein gro- ßer Wirtschaftsfaktor und bringt die Leute zusammen. Bier ist toll – wobei natürlich jeder das trinken darf, was er will. v FOTOS: KATHARINA SCHIFFL Wohin wir mit Slim Fit tragenden, gegel- ten Männern in den letzten Monaten gera- ten sind, das spricht schon eine eindeutige Sprache. Marco Pogo, Arzt, Sänger und Politiker Stars

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