moments Magazin 7-22

Coverstory „unvollständig“ angesehenwerden, als Töpfe, die bloß noch nicht den passenden Deckel finden konnten, ist diskriminierend und kurzsichtig. Gründe für einen Singlestatus sind vielfältig und persönlich, ob bewusste Entscheidung, tragische Fügung oder ungewollte Phase. Romantische Beziehungen sind ein hohes Gut, das uns erfüllen und bereichern kann, ohne zwingend erforderlich zu sein. All about feelings. Emotionen sind ein wichtiger Bestandteil für funktionierende Beziehungen. Der bekannte Funke, der überspringt, das starke Gefühl zwischen Verliebten und die Schmetterlinge: eine chemische Reaktion unseres Körpers. Neurologen haben herausgefunden, dass Hormone wie Dopamin, die beim Anblick eines geliebtenMenschen ausgeschüttet werden, für eine Veränderung der Wahrnehmung sorgen. Für die Bindungsfähigkeit sind die Hormone Oxytocin und Vasopressin essenziell, sie mindern Angst und Stress und erhöhen unser Vertrauen. Wie wir individuell einenMenschen auswählen, in den wir uns verlieben, bleibt Gegenstand der Forschung: Dass romantische Liebe ein lebenswichtiger biologischer Mechanismus ist, um Partnerschaften einzugehen und uns fortzupflanzen, ist sicher. Nach den Schmetterlingen. Irgendwann, Experten sprechen von ein bis drei Jahren, ist die Zeit der rosaroten Brille vorbei. Langsam, aber sicher klärt sich das blumige Bild voller Zuckerwatte, Herzchen und Luftsprüngen und gleicht sich der Realität an. Die Brille mit den rosa Gläsern wird ausgewechselt gegen funktionales Brillenglas und unser Partner begegnet uns plötzlich nicht mehr nur als attraktiver, lustiger und großartiger Mensch. Mit der Zeit erkennt man alle Facetten des Gegenübers, von nervigen Marotten bis hin zu unangenehmen Angewohnheiten. Ganz unabhängig von der Art der Beziehung. „Die Menschen heutzutage erwarten zu viel von ihren Partnern“, sagt der PhilosophAlain de Botton, der auch einige Bücher über Beziehungen geschrieben hat. Niemand kann unsere Gedanken lesen, und zu glauben, ein Seelenverwandter könnte das, sei fatal. Denn auch die große Liebe kann uns unsere Träume nicht von den Augen ablesen, oft müssen wir uns erklären, diskutieren und viele Gespräche führen, um uns gegenseitig zu verstehen. Das kostet zwar Zeit und Arbeit, lohnt sich aber meistens. Institution Ehe. Sich das Ja-Wort geben und sich in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite stehen, ist eine Entscheidung fürs Leben. Und dieses Versprechen wird immer noch gerne gegeben. Dass die traditionelle Rollenteilung und eine juristisch definierte Beziehung aber nicht mehr der einzige „Ich will andere Menschen kennenlernen und neue Verbindungen spüren. Aber das funktioniert nur, weil unsere Beziehung von Grund auf sehr stark ist. Totale Transparenz und eine gute Kommunikation sind das A und O. Und ja nicht etwas in sich hineinfressen. Außerdem haben wir uns Regeln ausgemacht, an die wir uns halten.“ OFFENE BEZIEHUNG Tanja (34) und Anna- Maria (39) sind seit vier Jahren in einer offenen Beziehung und leben zusammen. FOTOS: OLEH SVETIUKHA / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, HISPANOLISTIC / E+ / GETTY IMAGES PLUS 24 moments 7/2022 Gut für die Bindung ist es, bewusst Zeit zu zweit zu verbringen, einander Aufmerksamkeit zu schenken und Intimität zu teilen – verbal, emotional und auch sexuell.

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