moments Magazin 8-22

18 moments 8/2022 Coverstory Vor rund 30 000 Jahren entwickelte sich eine Liebesgeschichte, wie man sie sonst nur aus Hollywood kennt: Zu dieser Zeit begann mit großer Sicherheit, und dank wissenschaftlicher Zeugnisse belegbar, die Domestizierung des Hundes. Heute ist er als unser treuester Begleiter aus dem Alltag quasi nicht wegzudenken. Für viele ist er sogar der notwendige Baustein für einen funktionierenden, harmonischen Haushalt. Zu Recht: Das Häuslichwerden mit Hund gründet auf der evolutionären Entwicklung einer besonderen Annäherung: jener zwischen Wolf und Mensch. Gleich gesinnt. Warum ist das Lieblingshaustier vieler nun nicht mit einer Hyäne verwandt? Dies lässt sich damit begründen, dass Wölfe demMenschen dank ihres stark ausgeprägten Sozialsinns am nächsten sind. „Es gibt kein Tier, das uns Menschen sozial ähnlicher ist als der Wolf. Wölfe haben gut zu unseren Jäger-und-SammlerVorfahren gepasst, weil sie, von dem was man heute weiß, in relativ egalitären Gesellschaften gelebt haben. Ohne Häuptlinge und ohne große Hierarchien. Wölfe sind gute Partner auf Augenhöhe. Hunde haben sich insofern an uns angepasst, als sie unseren Leadership wollen und brauchen“, erklärt der österreichische Verhaltensforscher und Biologe Kurt Kotrschal. Wer mit Hunden erfolgreich in einem Haushalt zusammenleben will, muss also auch Führungsqualitäten beweisen. Begleiter. Auf rund 500 Millionen Haushunde weltweit kommen nur rund 200 Millionen Katzen. Diese Tendenz zum Leben mit Hund könnte natürlich auf die enge Ko-Evolution von Mensch und Hund zurückzuführen sein. Hunde verstehen uns, sie begleiten uns, halten uns auf Trab und sind stark auf ihre Menschen bezogen. „Wir sind mit Hunden mindestens 30 000 Jahre zusammen und das ist 20 000 Jahre länger als mit allen anderen domestizierten Tieren“, so der Wolfsexperte Kotrschal, der in diesem Zusammenhang lieber von Kumpantieren spricht. „Der Begriff Haustiere ist sehr ungenau. Auch die Hausstaubmilbe wohnt im Haus. Kumpantier bezieht sich darauf, dass wir eine echte soziale Beziehung mit dem Tier haben.“ Der feine Unterschied. Während man gerade Katzen die emotionale Unabhängigkeit nachsagt und sie eben für diese Eigenschaft von vielen Haltern nicht minder geschätzt werden, hat man kürzlich herausgefunden, dass sich auch Katzen an ihre Menschen binden. In einer StuFOTOS: ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS/TETIANA GARKUSHA, BRANDSTÄTTER VERLAG V B U C H Tipp Kurt Kotrschal „Hund & Mensch“ Brandstätter 24,99 Euro Eine Liebeserklärung an unsere Seelenverwandten. Der Wissenschaftler zeigt, warum wir Hunde brauchen.

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