moments Magazin 9-22

20 moments 9/2022 Coverstory ie ist Krankenschwester, Lehrerin, Spielkameradin, Putzfee, beste Freundin und immer zur Stelle, bei Tag und Nacht. Doch wir müssen nichts schönreden: Das Leben als alleinerziehende Mutter ist quasi ein nie endender Job ohne Entlohnung. Und genau das ist das Problem. Die meisten Mütter schaffen es neben Kind und Kegel höchstens Teilzeit zu arbeiten. Die Fixkosten für Miete, Strom, Auto, Verpflegung und Co. bleiben jedoch dieselben und steigen durch die derzeitige Energiekrise noch um ein Vielfaches an. Für Alleinerziehende fast untragbar. Wenig Unterstützung. Das bekommt auch Bettina* zu spüren. Sie ist eine von circa 22.000 Alleinerziehenden in der Steiermark. 90 Prozent davon sind übrigens Frauen. Ihr Sohn ist 3,5 Jahre alt, seit er vier Monate alt ist, ist sie alleinerziehend. Aufgrund einer sehr schwierigen Beziehungssituation kam es zur Trennung vom Kindesvater. Das geteilte Sorgerecht, auch Obsorge genannt, bekam er erst in diesem Jahr. Ob sie oft das Gefühl habe, auch ein Papaersatz sein zu müssen? „Ja, weil man wirklich alles alleine regeln muss. Die Papatreffen finden nur alle 14 Tage von Freitag bis Sonntag statt. Ansonsten muss sich der Kindesvater um gar nichts kümmern“, antwortet Bettina. Nach einer zweijährigen Karenz arbeitete sie für mehr als ein Jahr Vollzeit. Nachdem sich Nachwuchs und Job jedoch schwer vereinbaren ließen, wechselte sie vor kurzem den Arbeitgeber und auf Teilzeit. Das könnte sich bald wieder ändern: „Derzeit habe ich zeitlich alles gut im Griff, finanziell wird es aber eng. Daher kann es sein, dass ich bald wieder gewzungen bin, Vollzeit zu arbeiten, da Mietpreis und Co. angestiegen sind, der Lohn jedoch nicht.“ Die Energiekrise und Teuerungen machen ihr zu schaffen. „Ich würde auf jeden Fall mehr FOTOS: TETIANA GARKUSHA/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS, PRIVAT *NAME VON DER REDAKTION GEÄNDERT Ihr Projekt unterstützt Alleinerziehende: Was wird geboten? Wir bieten allen alleinerziehenden Eltern eine kostenlose psychosoziale sowie rechtliche Beratung an. Außerdem veranstalten wir zahlreiche Events wie Yoga oder gemeinsames Singen, die nicht nur zur Entspannung beitragen, sondern auch zum Netzwerken und Austauschen. Besonders beliebt ist unser „Alleinerziehercafé“, das einmal pro Monat in Graz stattfindet. Es gibt gratis Kaffee und Kuchen sowie eine Kinderbetreuung. Heuer im Sommer haben wir außerdem Urlaube zu einem niedrigen Preis angeboten. In Gruppen ging es gemeinsam mit unseren Lebens- und Sozialberaterinnen nach Medulin oder Zell am See. Ihr Angebot bezieht sich aber nicht nur auf Graz? Nein, wir haben auch Standorte in Heiligenkreuz am Waasen und in Weiz. Vor kurzem haben wir auch ganz neu in Hartberg gestartet. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Projekt? Wir wollen Orte schaffen, an denen die Frauen und auch vereinzelt Väter durchschnaufen und entspannen können. Sie sollen das Gefühl haben, sich einmal im Leben um nichts kümmern zu müssen. Außerdem ist es schön, Gleichgesinnte zu treffen, sich kennenzulernen und zu merken, dass man mit den Problemen und Sorgen nicht alleine ist. Die Teuerungen setzen vielen zu: Merken Sie einen größeren Andrang? Ja! Die Anfragen sind schon zu Corona-Zeiten gestiegen, jetzt aber noch mehr. Es ist eine schwierige Situation, weil man einfach keine Perspektive geben kann. Niemand weiß, wie es nach dem Winter weitergeht. Welche Tipps haben Sie für Alleinerziehende? Es ist sehr hilfreich, sich mit Leuten auszutauschen, die bereits Erfahrung haben. Und man muss sich nicht genieren, um Hilfe zu fragen und sie auch anzunehmen! Die Zeiten sind hart, wir alle müssen näher zusammenrücken. Petra Ruzsics-Hoitsch Leiterin Projekt Alleinerziehende der Katholischen Aktion Steiermark projekt-alleinerziehende. graz-seckau.at I N T E R V I E W S

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