moments Magazin 9-22

moments 9/2022 75 Dunkelheit, Regentage, Kälte: Die Herbst- und Wintermonate machen vielen Menschen zu schaffen und wirken sich auch auf die psychische Verfassung aus. Ein sogenanntes Wintertief, besser bekannt als „Winterdepression“, kann die Folge sein. Doch was hat es eigentlich damit auf sich? Begriffsdefinition. „Der Begriff Winterdepression wird im allgemeinen Sprachgebrauch recht häufig verwendet, allerdings handelt es sich hierbei um eine saisonale affektive Störung, die vor allem mit den Jahreszeiten Herbst und Winter in Verbindung gebracht wird“, erklärt die Psychotherapeutin Kristina Maria Maier. Depressive Verstimmungen bzw. Depressionen können unterschiedliche Gründe (familiäre Hintergründe, belastende Ereignisse, Beziehungsdynamiken) haben, deshalb ist es besonders wichtig, auf den Kontext zu achten. Es könnte sich nämlich auch um eine normale Depression handeln, die gerade zu dieser Zeit vermehrt in Erscheinung tritt. Prinzipiell gilt: Ein Wintertief unterscheidet sich vor allem bezüglich der Dauer und Intensität von einer Depression. Beeinflussende Faktoren. Aber warum kann es gerade in der dunklen Jahreszeit vermehrt zu solchen depressiven Verstimmungen kommen? „Aufgrund der kühleren Temperaturen gehen viele Menschen nicht in die Natur oder betreiben weniger Sport. Der Mangel an Sonnenlicht, die kürzeren Tage und der damit verbundene Rückzug haben einen erheblichen Einfluss auf unsere Stimmung“, so die Expertin. Und meint weiter: „Gerade Kinder und Jugendliche sind in dieser Zeit mit Schul- und Universitätsstress konfrontiert und stehen unter einem hohen Leistungsdruck. Und auch die kommenden Feiertage wie Weihnachten und Neujahr bringen viele Menschen ins Grübeln oder lösen Einsamkeit aus.“ Ein Wintertief kann also durch viele Faktoren beeinflusst werden. Hilfreich. Helfen können unter anderem lange Spaziergänge in der Natur und viel Bewegung. Lichttherapien, beispielsweise mit Vollspektrum-Lampen sowie das Aufrechterhalten von Sozialkontakten wirken solchen Tiefs ebenfalls entgegen. v FOTOS: ALEKSEI MOROZOV/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS, INSTAGRAM, PRIVAT E X P E R T E N Tipp Kristina Maria Maier Psychotherapeutin psychotherapie-maier.com Welche Symptome können bei einem Wintertief auftreten? Mögliche Symptome sind erhöhte Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Trauer, Isolation sowie ein erhöhtes Bedürfnis nach Schlaf. Ein Wintertief kann sich aber auch auf das Essverhalten auswirken, beispielsweise durch Appetitlosigkeit oder extremen Hunger. Wie unterscheidet man ein Tief von einer Depression? Das kann pauschal nicht gesagt werden, sondern hängt von der jeweiligen Person und dem Kontext ab. Prinzipiell ist ein Wintertief jedoch auf eine gewisse Zeitspanne begrenzt. Wann sollte man sich professionelle Hilfe suchen? Zuerst einmal darf man nicht vergessen, dass ein vermehrtes Bedürfnis nach Schlaf bzw. Antriebslosigkeit nichts Ungewöhnliches sein müssen. Sollte dies allerdings zur Belastung werden oder einen großen Leidensdruck schaffen, kann eine Psychotherapie helfen. Dort werden unter anderem mögliche Gründe für die Verstimmung erarbeitet und es wird gemeinsam an Hilfestellungen und Lösungen gesucht. Belastende Themen finden hier einen Platz und können aufgearbeitet werden. I N S T A Tipp „instahelp. me“ Die Online-Plattform „Instahelp“ klärt über psychische Krankheiten, aber auch Verstimmungen auf und bietet online Beratungen an. Eine gute Seite, um sich bei Bedarf über erste Schritte und Hilfe zu informieren!

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