moments Magazin 1-23

20 moments 3/2023 PART OF THE GAME. In einer intakten Beziehung sorgt die gemeinsame Sexualität im besten Fall vor allem für eine stabile Partnerschaft. Wieso sorgt das Thema „Orgasmus“ so oft für innerlichen Stress? Weil wir von außen transportiert bekommen, dass es ein Muss ist, beim Sex zu kommen. Gerade Frauen fühlen sich dann oft unter Druck gesetzt und glauben, dass mit ihnen etwas nicht stimmt oder sie dem Partner nicht genügen, wenn sie keinen Orgasmus haben. Dabei hat erfüllender Sex nichts mit dem Höhepunkt zu tun. Das sind viele falsche Glaubenssätze, die sich in unseren Köpfen eingebrannt haben. Was würden Sie Frauen raten? Sich immer an sich selbst und nicht an anderen zu orientieren. Die Orgasmusfähigkeit ist bei jeder Person anders – manche kommen leichter, andere nie. Und das darf ruhig so sein. Wichtig ist zu wissen, was einen erregt und sich gut anfühlt. Denn genau darum geht es beim Sex: sich der Lust hinzugeben. Gerade Frauen täuschen immer wieder Orgasmen vor: Ist das überhaupt eine gute Idee? Nein, das führt eigentlich genau zum Gegenteil. Der Partner orientiert sich dann an gewissen Handlungen etc., die der Frau in Wirklichkeit vielleicht gar keinen Spaß machen. Und dann kommt man in eine Zwickmühle. Besser ist es, ehrlich und offen zu kommunizieren und gemeinsam neue Dinge auszuprobieren. Das steigert das Lustempfinden beider Partner. Gibt es Übungen die Sie Frauen empfehlen können? Mein Appell ist: Lernt den eigenen Körper kennen und tastet euch ran. Der ganze Körper ist eine Spielwiese – von den Brüsten bis zur Vagina. Und dabei darf man ruhig auch etwas mutiger sein und sich selbst auf verschiedene Arten entdecken. Sex ist schließlich mehr als nur Geschlechtsverkehr. Ansonsten hilft es vielen Frauen, den Beckenboden zu entspannen, beispielsweise mit einem warmen Kirschkernkissen oder durch die Beckenschaukel. Auch spannend: Der Kiefer steht in direktem Zusammenhang mit dem Beckenboden. Hier bietet es sich also auch an, den Kiefer mit Übungen zu entspannen und zu lockern. Petrissa Pichlmayr Klinische Sexologin und Sozialarbeiterin www.petrissa-pichlmayr.at I N T E R V I E W FOTOS: PRIVAT, FIZKES / ISTOCK, MYROSLAVAPAVLYK /GETTY IMAGES PLUS Der Weg ist das Ziel. Wenn es um den Orgasmus geht, gibt es ein zentrales Problem in Form von speziellem eigenem Druck, den sich beide Seiten völlig unabhängig voneinander machen. Er will natürlich, dass sie kommt, und glaubt sonst, zu versagen. In weiterer Folge glaubt sie, kommen zu müssen. Es ist ein ständiger Teufelskreis, der jedoch eigentlich leicht durchbrochen werden kann, indem sich beide bewusst machen, dass es so nicht sein muss. Für die wenigsten Menschen hat ein erfülltes Sexleben etwas mit der Anzahl der Orgasmen zu tun. Diese These unterstreicht auch der „Amorelie Sexreport“: Für mehr als die Hälfte aller befragten Personen ist der Sex dann gut, wenn beide Partner den Akt genießen – egal, ob es zum Höhepunkt kommt oder nicht. Man darf sich also ruhig weniger Druck machen und dafür mehr Spaß haben! „Der Höhepunkt sollte nicht immer im Fokus stehen, das bringt nur Stress“, meint die Gynäkologin Barbara Herritsch. Denn wie so vieles im Leben heißt es auch hier: Der Weg ist das Ziel. Und dieser soll bekanntlich Spaß machen. v Coverstory moments 3/2023 21 Lass uns spielen! Ob im Rahmen der Selbstliebe oder als gemeinsames Spielzeug eignen sich die modernen Hilfsmittel in mittlerweile wahrhaft hipper Optik als abwechslungsreiche Lustbringer.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTU1