moments Magazin 1-23

Für Ihre Verdienste wurden Sie mit dem Silbernen Ehrenkreuz der Republik ausgezeichnet: Wie sehr ehrt Sie das? Ehrlich gesagt hätte ich mir diese Auszeichnung weder erhofft noch erträumt. Es ist eine unglaubliche Ehre, die unser gesamtes Tun bestätigt und zeigt, dass die Richtung stimmt. Apropos Richtung: Bei Frutura bedeutet das gelebte Nachhaltigkeit. Was muss sich in der Landwirtschaft dauerhaft verändern? Wir müssen das Vertrauen der Menschen wieder zurückgewinnen. Man darf es ruhig sagen, in der Landwirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten so einiges schiefgelaufen. Umso wichtiger ist es jetzt, dem Konsumenten verlässliche Produkte zu bieten – von der Herkunft bis zur Verarbeitung. Und wie kann das funktionieren? Indem wir die Landwirtschaft greifbarer machen und die Gesellschaft integrieren, nicht ausschließen. Wir müssen viel mehr in die Ballungszentren, in die urbanen Räume. Die Menschen haben Lust, etwas zu verändern, und sie wollen sich an dieser Veränderung maßgeblich beteiligen. Die meisten wissen nur nicht wie. Deshalb liegt es jetzt an uns, Modelle zu schaffen. Eines dieser Modelle ist Ihr Gesellschaftsprojekt „BioBienenApfel“: Hätten Sie je damit gerechnet, dass sich so viele Menschen engagieren werden? Von der Resonanz bin ich schlicht und einfach überwältigt (lächelt). Tatsächlich ist mir die Idee 2017 gekommen, als ich recht niedergeschlagen aus einem Termin in Hamburg ging. Ich wollte etwas ins Leben rufen, das die Menschen motiviert, ihnen aber nicht viel Arbeit abverlangt. Mit „BioBienenApfel“ kann jeder einen Beitrag leisten, egal wie und wo er lebt. Ich glaube, dass das Projekt erst jetzt an Fahrt aufnimmt. Gehen wir kurz zurück zum Anfang: Ihr beruflicher Weg beginnt als Bergbauer, mittlerweile sind Sie der Chef eines Unternehmens mit über 900 Mitarbeitern. Was ist Ihr Erfolgsrezept? Ich habe mich einfach nie geschämt, Fragen zu stellen oder Rat anzunehmen. Bei Frutura waren wir es von Anfang an gewohnt, einen anderen Weg zu gehen. Als wir mit der Produktion begonnen haben, gab es hierzulande genug Obst und Gemüse. Für uns war eigentlich kein Platz da. Die wichtigste Säule unseres Erfolges sind jedoch die Partnerschaften. Alleine kann man gar nichts bewegen, gemeinsam sehr viel. Obst und Gemüse sind Ihr Geschäft: Welchen Umgang wünschen Sie sich mit Lebensmitteln? Natürlich steht die Reduktion der Lebensmittelverschwendung an erster Stelle. Und am besten funktioniert das durch geschmackvolle Produkte. Alles, was man gerne isst, wirft man nicht weg. Klimawandel, Krieg, Inflation: Blickt man derzeit in die Gesellschaft, scheint Angst das vorherrschende Gefühl zu sein. Sie aber wirken voller Tatendrang? Weil ich keine Angst mehr habe. Man darf kein Tagträumer sein und muss die Situation durchaus realistisch betrachten. Aber ich sehe die derzeitige Lage als riesige Chance, endlich die Veränderung zu schaffen, von der wir seit Jahren sprechen. Das Problem ist, dass alle sofort in alte Muster zurückkippen, sobald es schwierig wird. Gewisse Dinge können wir nicht mehr ändern, das müssen wir akzeptieren. Aber wir können noch vieles richtig machen. ❖ MANFRED HOHENSINNER. Was mit einer DörrbirnenTrocknungsanlage begann, ist heute Österreichs größter Gemüselieferant. WORDRAP So starte ich am liebsten in den Tag … mit einem Lächeln im Herzen Mein Lebensmotto … niemals aufgeben! Dieses Land möchte ich einmal besuchen … Vietnam An mir selbst mag ich … meine Konsequenz Das beste Obst oder Gemüse ist … das, was man selbst produziert! Wenn ich eine Superkraft hätte … dann würde ich die Welt retten! moments 1/2023 123 FOTOS: FRUTURA People

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