moments Magazin 3-23

Life In Großbritannien, wo ich im Zuge meines Abschlusses die Schule besucht habe, werden die Lehrer mit Vornamen angesprochen – der Unterschied zwischen Sie und Du existierte einfach nicht, nur: you. Auch den Großteil meiner bisherigen Karriere habe ich im englischsprachigen Raum verbracht. Ich arbeitete in Großbritannien und Amerika in der Finanzaufsicht und habe viele Führungskräfte interviewt. Sie wollten ausschließlich als John, Fred oder Amanda angesprochen werden. Auch wenn ich weitaus weniger Berufserfahrung hatte und keine Millionen auf dem Konto, hatte ich das Gefühl von Gleichheit und Respekt – und das alles durch das Benutzen des Vornamens, des simplen Du. Würden Sie „Hey Alex“ rufen, wenn Sie dem Bundespräsidenten über den Weg laufen? Wahrscheinlich nicht. Das wäre seltsam und unpassend. Das Sie wird als distanziert und gleichzeitig höflich empfunden. Aktuell glauben jedoch immer mehr Unternehmen, dass eine durchgängige Du-Kultur auch die Beschäftigten enger zusammenschweißt und die Kommunikation vereinfacht. Ein Trugschluss! Letztendlich geht es nicht um Sie oder Du, sondern umpsychologische Sicherheit. Diese ist notwendig, um tatsächlich offen über Ideen und schonungslos über Fehler und Gefahren zu sprechen. Und Vertrauen lässt sich nicht herzaubern mit dem Gebrauch von Vornamen, sondern muss wachsen! Gleichheit … … Höflichkeit Vertrauen lässt sich nicht mit dem Gebrauch von Vornamen herzaubern, sondern muss wachsen. Veronika Jakl Arbeitspsychologin Ein lockerer Umgang und das Du schaffen meiner Erfahrung nach eine angenehmere Arbeitsatmosphäre. Sophie Thurner Geschäftsführerin beatvest CONTRA PRO FOTOS: THURNER, JAKL

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