moments Magazin 4-23

22 moments 4/2023 Coverstory FOTO: KIEFERPIX/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS *NAME VON DER REDAKTION GEÄNDERT Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich vor allem die Geburt meines zweiten Kindes ein ganzes Leben lang begleiten wird“, erklärt Kristina* beim telefonischen Interview. Die Mittzwanzigerin ist stolze Mutter zweier Töchter, doch die Erfahrungen im Krankenhaus und im Kreißsaal haben Narben hinterlassen, die auch nach über einem Jahr noch nicht verblasst sind. Wenig Akzeptanz. Schon Kristinas erste Geburt im Oktober 2020 – und damit fast im zweiten coronabedingten Lockdown – war eine Herausforderung für sich. „Durch die Pandemie gab es keine Geburtsvorbereitungskurse und jede ärztliche Kontrolle war mit einem verpflichtenden PCR-Test verbunden. Das war ein zusätzlicher Stress“, so die Steirerin. Als dann die Wehen eingesetzt haben und sie ins Krankenhaus gebracht wurde, war zuerst nicht sicher, ob der Kindesvater überhaupt mit in den Kreißsaal durfte. Kristina dazu: „Das war für mich die schlimmste Vorstellung, schließlich wollte ich unbedingt eine Bezugsperson bei mir haben. Außerdem nimmt man dem Vater damit einen wichtigen Moment.“ Schlussendlich durfte ihr Freund dann mit. Kristina selbst wollte eine komplett natürliche Geburt: „Ich habe eine PDA, Lachgas und jegliches Schmerzmittel abgelehnt. Außerdem habe ich eine Spritzenphobie und habe mich gegen einen Venenzugang gewehrt.“ Im Endeffekt wurde auf die Steirerin so lange Druck ausgeübt, bis sie sich die Leitung legen ließ. „Sie haben sich ständig verstochen, was meinen Stresspegel erhöht und sich sogar schon auf die Herztöne meiner Tochter ausgewirkt hat“, erklärt die junge Mutter. Zusätzlich wurde ihr während einer Kontrolle des Muttermundes ein Zäpfchen eingeführt, das den Muttermund schneller weich machen sollte. „Ich habe ausdrücklich darum gebeten, dass mir jeder Vorgang erklärt wird. Aber sie haben gewisse Handgriffe einfach über meinen Kopf hinweg entschieden“, so Kristina. Nach rund vierzehn Stunden erblickt ihre erste Tochter das Licht der Welt. Von Frau zu Frau. „Ob eine Intervention als hilfreich oder traumatisierend empfunden wird, ist von Frau zu Frau unterschiedlich“, erklärt Cornelia Kafka, psychosoziale Beraterin rund um die Themen Schwangerschaft und Geburt beim Zentrum Nanaya. Christine Gantschnigg arbeitet seit über 30 Jahren als Hebamme und ergänzt: „Selbst wenn eine Geburt von mir als Hebamme als komplett unauffällig wahrgenommen wird, kann die Frau danach belastet sein. Nicht unbedingt von mir und meinen Handlungen, sondern von der Gewalt der Geburt an sich. Diese heftigen Schmerzen sorgen für eine überfordernde Ausnahmesituation.“ Laut Kafka wird ein Trauma dann sichtbar, wenn die betroffene Frau, unabhängig davon, wie lange die Geburt her ist, sich noch immer in einem Schockzustand befinI ä

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