moments Magazin 4-23

moments 4/2023 27 Stars FOTOS: PERTRAMER, FOLKSHILFE DREI, DIE SICH VERSTEHEN. Paul Slaviczek, Florian Ritt und Gabriel Fröhlich (v. l.) sind die Band Folkshilfe. entstehen Lieder wie „Kummama“. Der Song klingt happy peppy, den habe ich aber in einer Phase geschrieben, in der es mir echt sehr schlecht ging. Irgendwann bist du aber so weit unten, dass es nur noch bergauf geht. Apropos bergauf: Mit „Vire“ wollt ihr einen optimistischen Blick Richtung Zukunft geben. Kann man das zurzeit überhaupt? Natürlich könnte man sagen: Fuck, Pandemie, Krieg, nur Wahnsinnige in der Politik, das ist echt schlimm. Und ich selbst rege mich ja auch auf, ich bin ein extremer Grübler und sehr melancholisch. Aber wir kommen nicht darum herum. Da ist es mir lieber, wir alle singen gemeinsam bei einem Konzert. Weil die Momente im Leben, die geil sind, die gibt es. Dann bleiben wir beim Guten. Für „Najo eh“ habt ihr mit Paul Pizzera gemeinsame Sache gemacht, der Song soll die österreichische Mentalität widerspiegeln. Wie ist denn der typische Österreicher? Der Österreicher relativiert alles (lacht). Es ist immer alles so halb, nie ganz gut oder richtig schlecht. Apropos Pizzera: Gerade in der Künstlerbranche wird ganz gern über das Thema Rivalität gesprochen. Wie seht ihr das? Es gibt extrem viel Neid auf die, die erfolgreicher sind. Aber das Schöne am Erfolg ist, dass die Fans darüber entscheiden. Ich glaube, je größer und florierender die Musikszene ist, desto mehr Vorteile haben wir alle. Mit dem Paul hat die Zusammenarbeit einfach gepasst, weil wir uns gegenseitig schätzen. Wenn Paul Pizzera nächstes Jahr kein erfolgreicher Musiker mehr wäre, würden wir trotzdem mit ihm arbeiten wollen. Wir würden uns nie mit jemandem zusammentun, nur weil es eine Abkürzung wäre. Bei euch trifft Quetschn und Dialekt auf Pop: Habt ihr das Gefühl,dassdieFans indenletzten Jahren wieder vermehrt auf österreichische Musik setzen, quasi zurück zu den Wurzeln? Mir kommt vor, dass vor allem Jugendliche keine Musik mit österreichischem Bezug hören. Da wäre es cool, wenn man den Individualismus mehr pushen würde. Das ist es oft, was ich an der Jugendszene vermisse. Jeder geht vomLand in die Stadt zum Studieren, zieht sich gleich an, hört die gleiche Musik, spricht gleich. Das ist per se nichts Schlechtes, aber dadurch gehen so Dinge wie der Dialekt verloren. Aber gerade der zeigt, wie divers ein Land ist. Ich mag es einfach, wenn Leute denMut haben, etwas Spezielles zu machen. Das ist das Schöne an der Musik: Es gibt kein richtig oder falsch. Jeder hat Lieder, die ihn berühren und abholen, und die können ganz unterschiedlich sein. Last but not least und weil es gerade aktuell ist: Würde Folkshilfe eigentlich bei einem Format wie „Dancing Stars“ mitmachen? Es gab schon Anfragen, aber die wurden abgelehnt. Wir wollen für unsere Musik stehen. Promis müssen wir nicht unbedingt sein. Wenn jemand von uns aber in Zukunft Bock auf „Dancing Stars“ hätte, wäre eine Teilnahme schon denkbar. Sag niemals nie (lacht). v NEUES ALBUM. Mit „Vire“ hat Folkshilfe Ende März ihr viertes Album veröffentlicht. FOLKSHILFE QUERSCHNITT. 2011 gegründet, feierte die oberösterreichische Band 2013 bereits erste kleine Erfolge. 2015 folgte das Album „Mit F“, 2017 dann „BAHÖ“, auf dem Hits wie „Maria Dolores“ oder „Mir laungts“ zu finden sind. Die „Hau di her“-Tour 2023 führt sie durch Österreich und Deutschland.

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