moments Magazin 5-23

Sie sind seit 1. Jänner 2023 neuer wissenschaftlicher Direktor des Universalmuseum Joanneum, haben Sie sich gut eingelebt? Ja, sehr. Eigentlich bin ich schon seit Oktober 2022 darauf vorbereitet worden und mit der offiziellen Bestellung habe ich dann die Verpflichtungen übertragen bekommen. Sehr froh bin ich allerdings, dass ich seit 1. April mit Josef Schrammel einen kaufmännischen Direktor habe. Davor habe ich diese Aufgaben mit den beiden Prokuristen selbst gemacht. Jetzt kann ich mich wieder voll auf die wissenschaftliche Seite konzentrieren, denn die Zusammenarbeit mit Schrammel klappt wunderbar. Sie sind Archäologe und damit eher historisch verhaftet. Jetzt sind Sie aber Herr über 19 Häuser, also auch über moderne Kunst und auch einen Tiergarten wie Herberstein – wie klappt das? Mein großer Vorteil ist, dass ich bereits seit mehr als 10 Jahren im Joanneum arbeite und die Abteilungen kenne. Außerdem haben in meiner Zeit als Kurator viele Projekte stattgefunden, die Archäologie mit moderner Kunst verbunden haben. Also ja, ich bin eher auf der historischen Seite angesiedelt, aber sehr offen für moderne Kunst und alles, was unser schönes Joanneum zu bieten hat. Stichwort bieten: Das Universalmuseum Joanneum ist mit 19 Häusern das zweitgrößte Museum Österreichs, hat aber mit Kunsthaus, Zeughaus und Schloss Eggenberg drei gigantische Zugpferde. Tun sich da die anderen Häuser schwer gegen diese „Giganten“? Natürlich bin ich froh, dass wir mit den drei genannten Museen absolute Zugpferde haben, aber jedes unserer Häuser hat seine Stärken und sein Publikum. Und ich glaube, es geht darum, diese Profile zu schärfen und die nicht so bekannten Häuser zu stärken. Wir haben ein paar herausragende Einzelhäuser, sind aber trotzdem ein großes Universalmuseum und diese Marke will ich weiter stärken und ins Bewusstsein rufen. Es können nicht alle 19 Häuser „Blockbuster“-Museen sein, aber ich will, dass jedes Haus sein richtiges Publikum findet. Heuer haben Sie mit der Steiermark Schau in Herberstein ein erstes Großprojekt. Sind Sie zufrieden damit? Absolut, ich finde das Thema der Steiermark Schau super, weil ich mich selbst stark mit Diversität beschäftige. Als Archäologe kann man ja in den Ausgrabungen auf Pflanzen und Tiere von damals schließen. Die Umsetzung in Herberstein ist sehr gut gelungen – einerseits der Tierpark mit seiner lebendigen Tierwelt und andererseits das Haus der Biodiversität als Museum. Und dann noch die mobilen Angebote im Rahmen der Steiermark Schau – toll! Glauben Sie, dass ein Museum in Zeiten der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz noch eine Berechtigung hat? Wir beschäftigen uns sehr stark mit der Verknüpfung von digitalen Inhalten mit unseren Objekten. Aber ich glaube, es ist noch immer besser, das Original im Museum zu sehen als ein Bild davon im Internet. Außerdem setzen wir auf mobile Angebote, um das Museum auch zu den Menschen zu bringen und sie in weiterer Folge auch für unsere Häuser zu begeistern. Also glauben Sie, dass, wenn wir uns in 10 Jahren noch einmal treffen, Museen noch existieren? Sicher! Sie sind ein fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft und wir können stolz sein, unsere Inhalte der Welt präsentieren zu können. In 10 Jahren und heute. ❖ MARKO MELE. Ist studierter Archäologe und kommt aus Slowenien. Bereits seit 2010 ist er am Universalmuseum Joanneum tätig, seit 2023 leitet er es. WORDRAP Meine Arbeit bedeutet für mich … Erfüllung. Entspannen kann ich am besten bei … Basketball. Meine Lieblingsspeise ist … Schnitzel. Meine Mitarbeiter schätzen an mir … ich glaube meine Direktheit. Ein Museum bedeutet für mich … ein Erlebnis. Archäologie ist … meine Berufung. moments 5/2023 105 FOTOS: UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM People

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