moments Magazin OÖ

16 moments 6/2024 Coverstory Coverstory FOTOS: ATLAS STUDIO / RIDOFRANZ / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, CHARDAY PENN / E+ / GETTY IMAGES FOTO: KATJA KOLLER PHOTOGRAPHY Inwiefern wirkt sich die politische Kluft auf das Dating-Leben junger Menschen aus? Junge Frauen wissen immer genauer, was sie wollen und was nicht und lassen sich dementsprechend nicht mehr so leicht auf Beziehungen wie früher ein. Junge Männer hingegen fühlen sich oft orientierungslos und wissen nicht, wie sie sich zu verhalten haben. Gerade im Flirt-Kontext kann das irritieren. Sie wollen nicht übergriffig wirken und einen respektvollen Umgang pflegen, haben aber oft keine Ahnung, wie das zu handhaben ist. Wie kann man jungen Männern diese Angst nehmen? Indem man ihnen einen Platz gibt, wo sie sich sicher fühlen. Viele junge Männer haben diesen nicht und fühlen sich dadurch allein. Auch der Begriff „Mann“ hat in den vergangenen Jahren einiges an Abwertung erfahren. Das sorgt für Angst und Unsicherheiten und dahin gehend zu gefährlichen Gegenbewegungen wie Andrew Tate. Der Feminismus wird von vielen Männern nach wie vor als Feind angesehen: Wie könnte das verändert werden? Männer dürfen nicht das Gefühl haben, dass ihnen etwas weggenommen wird, dass sie sich anpassen oder aufpassen müssen. Erst wenn das in den Köpfen unserer Gesellschaft verankert ist, kann der Feminismus seine Früchte tragen. Können die gegensätzlichen politischen Fronten auch als Chance angesehen werden? Natürlich, denn beim Reden kommen die Leute zusammen. Man kann Meinungen austauschen und die eigene hinterfragen. Vielleicht lernen wir so auch wieder, auf einer respektvollen Basis zu kommunizieren. Caroline Hehenberger Psychologin und psychosoziale Beraterin carolinehehenberger.at GUT ZU Wissen Die Ergebnisse der diesjährigen EUWahl lassen aufhorchen: In ganz Europa gibt es einen Rechtsruck. Und es sind nicht nur die älteren Generationen, die Parteien wie der FPÖ oder der AfD ein Kreuzerl gaben. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Sora wählten bei der Europawahl 2019 rund 17 Prozent der unter 30-Jährigen die FPÖ. 2024 waren es schon 19 Prozent. Linke Parteien wie die Grünen bekamen dafür einen regelrechten Dämpfer: Waren es 2019 noch um die 28 Prozent, ist die Zahl nun auf magere zwölf Prozent abgerutscht. Zurück in alte Muster. Dabei sind es vor allem junge Männer, die wieder vermehrt konservative Wege einschlagen und sich demnach auch politisch in diese Richtung orientieren. Sie schätzen traditionelle Werte und fallen zurück in veraltete Rollenmuster: der Mann als Versorger, die Frau als Versorgte. Junge Frauen wiederum werden zunehmend liberaler, scheuen sich nicht davor, auf Ungleichheiten hinzuweisen und ihre Rechte einzufordern. Negativer Begriff. Das zeigt sich auch in zahlreichen Umfragen. 2023 führte das Marktforschungsunternehmen Ipsos eine Studie zum Thema „Feminismus“ durch. Nur 29 Prozent der Männer in Österreich bezeichnen sich als Feministen, bei den Frauen waren es hingegen 39 Prozent. Was zeigt: Der Begriff ist nach wie vor negativ konnotiert und schürt Ängste. Vor allem Männer sehen in puncto Gleichberechtigung eine Verschlechterung für ihr eigenes Geschlecht. Laut derselben Studie ist knapp die Hälfte der befragten Männer der Meinung, dass sie durch die Gleichstellung der Frau benachteiligt RICHTUNGSWECHSEL. Liberal trifft auf konservativ: Wird das zukünftig zu Problemen im Dating- und Beziehungsleben führen? ä ZUKUNFTSBLICK. Viele junge Paare leben Gleichberechtigung bereits ohne Wenn und Aber. KAMPFBEREIT. Frauen wollen nicht mehr zurückrudern und sich unterordnen müssen. moments 6/2024 17

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