moments Magazin OÖ

28 moments 6/2024 Work FOTOS: GEORG HOCHMUTH / APA / PICTUREDESK.COM, WAKOLBINGER EU-Minister segneten das Renaturierungsgesetz ab. Ausschlaggebend war die Stimme von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, die sich den Zorn der ÖVP zuzog. Sie sagt, sie handelte für die künftigen Generationen. Hat sie da nicht einen Punkt? Als gewählte Politikerin ist es nicht meine Aufgabe zu protestieren. Ich habe einen Auftrag zu erfüllen, den ich vom Volk beziehungsweise vom Bundespräsidenten erhalten habe. Sie hat damit weder ihrer Partei noch sich selbst einen Dienst erwiesen. Bürger erwarten sich von Politikern, dass sie Vor- und Nachteile abwägen und gemeinsam zu einem Ergebnis kommen. Wenn das jedes Regierungsmitglied machen würde, hätten wir Chaos im Land. Warum sind gerade Klima- und Umweltschutz so oft ein Streitfall? Tut sich die Wirtschaft damit schwer? Das Gegenteil ist der Fall. Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich profitiert zum einen von den hier entwickelten Umwelttechnologien, im Bereich Biomasse sind wir sogar Weltmarktführer. Zum anderen ist der ökologische Wandel ohne Wirtschaft nicht machbar. Nehmen Sie das Beispiel voestalpine AG. Der Stahlkonzern ist Österreichs größter CO2Emittent, der mit seinen klimaschonenden Elektrolichtbogenöfen massiv an Treibhausgasen einsparen und künftig grünen Stahl erzeugen will. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Dafür braucht es verlässliche Politik und klare Rahmenbedingungen. Und da sind solche Dinge, die jetzt passiert sind, Gift für den Wirtschaftsstandort. Die wichtigste Währung der Politik ist Vertrauen. Die EU treibt den „Green Deal“ mit Verordnungen voran. Was sind die Folgen für Unternehmen? Mit der ökologischen Transformation füttert die Europäische Union ein Bürokratie-Monster. Unternehmen werden mit vielen neuen Berichtspflichten wie dem Lieferkettengesetz belastet. Das sind klare staatliche Aufgaben. Die dahinterstehenden Ziele, Umweltverschmutzung und Kinderarbeit in anderen Erdteilen einzudämmen, sind begrüßenswert. Kein Unternehmen will das, aber die Dokumentationspflichten sind völlig überzogen. Sie öffnen auch dem Greenwashing Tür und Tor, weil in diesem Papierkrieg bloß ein Zertifikat zählt, bei dem man am Ende nicht genau weiß, was es wirklich wert ist. Es braucht einen Kurswechsel in Brüssel, aber auch bei uns nach der Nationalratswahl. Es braucht ein neues Miteinander, um die Herausforderungen zu bewältigen. Wo stehen heimische Unternehmen punkto Nachhaltigkeit? Sie sind ganz vorne dabei. Es gibt keinen Industriestandort weltweit, wo man sauberer produzieren kann. Mehr als 90 Prozent der Firmen sind Familienunternehmen, die Nachhaltigkeit bereits in ihrer DNA verankert haben. Sie wollen ihren Kindern Betriebe übergeben, die zukunftsfähig sind und etwas Positives zur Region oder zum Ort beitragen. Gegen eine Spaltung verwehre ich mich. Wirtschaft sind wir alle. Sobald ich einkaufen gehe, bin ich Teil der Wirtschaft. Und das ist gut so. Ist Nachhaltigkeit auch in der Wirtschaftskammer ein Thema? Wir haben 2017 den Masterplan für den Standort Oberösterreich veröffentlicht. Einer der Schwerpunkte ist Nachhaltigkeit und Globalisierung. Es ist für uns kein neues Thema. NACHGEFRAGT Unternehmen haben Nachhaltigkeit in ihrer DNA Der ökologische Wandel ist ohne Wirtschaft und klare politische Rahmenbedingungen nicht machbar, sagt Kammerpräsidentin Doris Hummer. Es gibt keinen Industriestandort weltweit, wo man sauberer produzieren kann. l Doris Hummer Unternehmerin und Präsidentin der Wirtschafts- kammer Oberösterreich FOTO: WKOÖ moments 6/2024 29 Work und Wärmepumpen wird verändern, wie wir alles antreiben – „von Fabriken und Fahrzeugen bis zu Haushaltsgeräten und Heizsystemen“. Das sagt die Internationale Energieagentur (IEA) in einem positiven Ausblick. So werden bis zum Jahr 2030 saubere Energien mit knapp 50 Prozent erheblich stärker im Strommix vertreten sein als heute; derzeit machen sie einen Anteil von etwa 30 Prozent aus. Konkret prognostiziert die Behörde mit Sitz in Paris, dass in sechs Jahren etwa zehn Mal so viele Elektroautos auf den Straßen fahren werden. Und Photovoltaik soll dann mehr Elektrizität generieren als aktuell das gesamte US-Stromsystem. Längst ist das Thema „Klimaschutz“ nicht mehr ein Anliegen grüner Parteien, sondern es ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch Österreichs berühmtester Hollywood-Export Arnold Schwarzenegger ist inzwischen ein umtriebiger Weltveränderer. Seine jährliche Klimaschutzkonferenz „Austrian World Summit“ in Wien soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit für das Thema „Klimaschutz“ schärfen und konkrete Lösungen vorstellen. Dieses Jahr mit auf der großen Bühne: BMW Group Steyr, die neben der voestalpine und ihrem milliardenschweren „Green Steel“-Projekt das derzeit spannendste Anschauungsbeispiel für gelungenen Umbau in Richtung Nachhaltigkeit bietet. Aus Diesel- werden E-Antriebe. Steyr ist der größte Motorenstandort der BMW Group und spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Produktion der E-Motoren der sechsten Generation. Dafür wird insgesamt eine Milliarde Euro aufgebracht. Ab Ende der zweiten Ausbauphase sollen 600.000 Hochleistungs-E-Antriebe das Werk in Richtung Debrecen verlassen. Das wäre dann die Hälfte der derzeitigen Jahresproduktion von Benzin- und Dieselmotoren, die in Steyr vom Band laufen. Am ungarischen Standort Debrecen baut BMW gerade um zwei Milliarden Euro ein Werk, in dem ab 2025 die „Neue Klasse“ als nächste Generation der Elektroautos produziert werden soll. Diese Modellreihe gilt als das zentrale Zukunftsprojekt und repräsentiert zugleich die Fahrzeug-Kategorie, die BMW ausschließlich für den Elektroantrieb konzipiert hat. Noch nie in der Firmengeschichte hat der Münchener Autokonzern eine derart komplexe und kostenintensive Entwicklung geschultert. „Derzeit befinden wir uns in einer Übergangsphase. Bis 2030 sollen 50 Prozent unserer Flotte als elektrifiziertes Angebot abgesetzt werden. Das zeigt auch unser klares Commitment gegenüber dieser Technologie“, sagt Klaus von Moltke, Geschäftsführer BMW Motoren GmbH in Steyr, im Interview. BMW nennt als einziger deutscher Hersteller kein Datum für seinen Verbrenner-Ausstieg und kritisiert die EU für ihre ideologischen Verbote. Der Grund dafür: Der ökologische Umbau kostet enorme Summen, die mit Benzin- und Dieselautos finanziert werden. „Der Verbrenner ist das Fundament für Investitionen in dieser Übergangsphase der Industrie. In den Hochlauf der E-Mobilität fließen Milliarden Euro und die Investitionsquoten in der Industrie übersteigen bereits die Fünf-ProzentGrenze“, sagt Moltke. Arnold Schwarzenegger bei „seiner“ jährlichen Klimaschutzkonferenz „Austrian World Summit“ in Wien. Sie soll das Bewusstsein in Politik und Öffentlichkeit für das Thema „Klimaschutz“ schärfen. Bis 2030 sollen 50 Prozent unserer Flotte als elektrifiziertes Angebot abgesetzt werden. Klaus von Moltke Geschäftsführer BMW Motoren GmbH Steyr ä

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