moments Magazin 03-21

24 moments 3/2021 FOTOS: VALENTINRUSSANOV/E+/GETTY IMAGES, TETIANA MANDZIUK/ ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS COVERSTORY ie möchten Sicherheit haben, wollen vertrauen können und erfolgreich sein?Wir habenmit den bei­ den Leadership Coaches Jeanny Gucher und Teresa Zimmermann von „our pat­ terns“ ein aufschlussreiches Interview zum Thema Vertrauen geführt. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Was ist dran an diesem Sprichwort? Das Sprichwort zeigt uns ein weit ver­ breitetes Verhaltensmuster, das wir alle kennen: Wenn wir erleben, dass unser Gegenüber nicht wohlwollend agiert oder gar manipulativ ist, unser Vertrau­ en also enttäuscht wurde, halten wir Kon­ trolle für angebracht. Unser Unterbe­ wusstsein ist dabei so etwas wie der Buchhalter des Vertrauens. Wir füh­ ren unbewusst „Vertrauenskon­ ten“, auf die jede Information, jede Begegnung und vor allem jede Emotion einzahlt oder abbucht. Jede Erwartung, die wir erfüllen oder sogar übertreffen, vermehrt unser Guthaben an Ver­ trauen, jede Enttäuschung lässt unseren Kontostand ins Minus ras­ seln. Nicht umsonst nennen wir das in unserem Sprachgebrauch dann Vertrau­ ensverlust. Auch sonst verhält sich Ver­ trauen wie eine Währung, in der wir unsere Beziehungen zu anderen Men­ schen, aber auch zu Organisationen und Systemen bemessen. Das beeinflusst unser Verhalten, wir kaufen zumBeispiel Marken und Produkte, zu denen wir Ver­ trauen empfinden und lassen uns beson­ ders gerne von Menschen anleiten und führen, denen wir Vertrauen entgegen­ bringen oder die auf uns vertrauen. „... die auf uns vertrauen“ meint was? Immer wenn uns jemand eine verant­ wortungsvolle Aufgabe gibt, wachsen wir über uns hinaus. Es ist eines unserer menschlichen, kulturellen Grundmuster, dass uns ein Vertrauensvorschuss moti­ viert, beflügelt und wir automatisch Ver­ antwortung übernehmen. Kontrolle wie­ derumbewirkt fast immer das Gegenteil: Sobald wir überprüft und bewertet wer­ den, registriert das unser Unterbewusst­ sein als Misstrauen und macht uns unsicher oder wütend. Ab wie viel Kontrolle ist Vertrau- en nicht mehr gegeben? Kontrolle ohne Vertrauen ist Überwa­ chung bzw. verhindert der Wunsch nach absoluter Kontrolle jedes Vertrauen. Und sagt stets mehr über denjenigen aus, der kontrolliert, als über jenen, der kontrol­ liert wird. Dabei sollten wir mit dem Begriff „Kontrolle“ sehr differenziert umgehen: Wenn wir zum Beispiel in einemProjekt gemeinsam einenMeilen­ stein vereinbart haben, am dem wir uns über die bis dahin erreichten Ergebnisse austauschen wollen, ist das eine positive Form von Wir lassen uns besonders gerne von Menschen anleiten und führen, denen wir Vertrauen entgegenbringen. S Erlebt ein Säugling nach der Geburt durch die Mutterbindung Urvertrauen und Sicherheit, stabilisieren ihn diese Gefühle sein Leben lang.

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