moments Magazin 03-21

FOTOS: SEXMED, SUTEISHI/E+/GETTY IAMGES stimmte Art zu leben und den eigenen Bedürfnissen nachzugehen. Keine Rückendeckung. Kritik bekommen Frauen aber nicht nur vom anderen, sondern auch vom gleichen Geschlecht. Oft sind es nämlich Frau- en selbst, die die weibliche Promiskui- tät beschimpfen. In vielen Fällen steckt einfach Neid dahinter, dass die andere ein erfolgreicheres Sexleben führt. Und bekanntlich folgt auf Eifersucht Abgren- zung. „Es wird ein Abwehrmechanis- mus aktiviert, denn die andere Person kann immer noch schwarz geredet wer- den. Das verteidigt und beruhigt das eigene Ego“, meint Svoboda. „Man selbst sei ja nicht so billig“, „man selbst hätte es nicht so nötig“ oder „man selbst kenne den eigenen Wert“ sind durch- aus bekannte Aussagen, die immer wie- der fallen. Boss Bitch. Doch Frauen nehmen ihr Schicksal gerne selbst in die Hand und haben es gelernt, von der Gesell- schaft aufgedrückte Schwächen in Stär- ken umzuwandeln. Das beste Beispiel dafür? Das Wort „Bitch“. Früher noch Ab wie vielen Sexualpartnern gilt das eigene Verhalten als promisk? Das kann pauschal nicht gesagt werden, denn was als Promiskuität angesehen wird, ist rein subjektiv. Dafür gibt es kei- ne genaue Definition. Prinzipiell kann ich zum Beispiel alle Personen als pro- misk bezeichnen, die mehr Sex und mehr Sexpartner haben als ich. Ob das jetzt fünf, zehn oder zwanzig sind, ist dabei völlig egal. Wollen Männer wirklich mehr Sex? Nein, das ist ein Mythos, das glaubt die Gesellschaft einfach nur. Nehmen wir einfach einmal eine herkömmliche Beziehung als Beispiel: Der Mann äußert vielleicht regelmäßig sexuelles Interesse, die Frau stimmt dem aber nur ein paar Mal zu. Das heißt nicht, dass sie weniger Sex haben möchte. Viel- leicht möchte sie anderen Sex, vielleicht sogar mit einer anderen Person oder einem anderen Geschlecht. Daraus kann man also nicht schließen, dass Frauen weniger Sex wollen. Wieso konsumieren dann Männer mehr Pornos? Sex ist etwas, das Frauen haben und Männer wollen. Und darunter leidet das männliche Geschlecht. Wenn ich als Mann viel Sex möchte, es aber nicht bekomme, macht mir das zu schaffen. Und wenn ich keine Frau habe, gibt es heutzutage viel mehr Optionen. Immer mehr Frauen verdienen mit ihren Nacktbildern auf der Platt- form „OnlyFans“ Geld. Der Zugang kostet. Ist das ein Ausdruck der Emanzipation? Durchaus. Wir leben immer mehr in einer Online-Welt, aber gerade deswe- gen darf man nicht vergessen, dass online nicht real ist. Vielleicht lebt die- se Person in der Realität sogar einen ganz anderen Lebensstil. mal M O M E N T Ales Svoboda Sexualpädagoge www.sexmed.at negativ konnotiert, ist es mittlerweile ein Ausdruck für Female Empower- ment. Das ist auch Musikerinnen wie Doja Cat, Cardi B oder Nicki Minaj zu verdanken, die das eigentliche Schimpf- wort galant in neue Kontexte eingebet- tet haben. Heutzutage steht eine Bitch für Power, für Weiblichkeit, für Stärke. Für eine richtige Boss Lady. Practice what you preach. Gleichberechtigung wird seit Ewigkei- ten gefordert, wirklich gelebt wird sie in den seltensten Fällen. Natürlich, es gibt immer mehr Männer, die mit patriar- chalischen Strukturen brechen. Trotz- dem liegt noch ein langer Weg vor uns. Die weibliche Lust muss in unserer Gesellschaft einen genauso wichtigen Stellenwert wie die männliche einneh- men. Und ganz nach dem Prinzip „Keh- re vor der eigenen Türe“ gibt es nur eine Person, die das Recht hat, das eigene Verhalten zu beurteilen: man selbst. l Männer wollen Sex, Frauen haben Kopfweh: Dieser Mythos stimmt nicht, denn die weibliche Lust ist einfach anders als die der Männer. moments 3/2021 91 LIFE & MORE

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