moments Magazin 04-21

FOTOS: RONTECH2000/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS, PETER JUKEL/BLUEPEPPER MEDIA Es zählt zu den sensibelsten Themen überhaupt: Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch wandeln meist auf einem schmalen Grat zwischen Freud und Leid. Sex nach Kalender, Hormonthera- pien und ständige Untersuchungen nagen an Frau und Mann, Kommenta- re von außen und die Stigmatisierung der Gesellschaft sorgen für zusätzlichen psychischen wie auch physischen Stress. Dabei ist es längst überfällig, das Tabu aus diesem Thema zu streichen. Denn ungefähr jedes fünfte Paar hat einen unerfüllten Kinderwunsch oder große Probleme, schwanger zu werden. Es klappt einfach nicht. Gründe dafür gibt es viele und sie können bei beiden Geschlechtern liegen. Beim Mann betrifft es den Samen, denn die Qualität des Spermas ist ausschlagge- bend. Aber auch die Anzahl spielt eine große Rolle. Bei der Frau gibt es drei Faktoren, die meist dafür verantwortlich sind: verschlossene Eileiter, beispiels- weise durch Entzündungen, die Krank- heit Endometriose sowie unterschiedli- che hormonelle Störungen. Weiß man als Paar von diesen Problemen und hat E „Kann eine Frau nicht auf natürli- chem Wege schwanger werden, braucht es meist einen Perspekti- venwechsel. Für viele kommt eine künstliche Befruchtung oder eine Adoption nicht in Frage. Dann gilt es zu hinterfragen, wieso das so ist. Zieht man mehr Lösungen in Betracht, fällt meist auch der innere Druck.“ mal Anja Gutmann Psychotherapeutin www.psychotherapie- gutmann.at M O M E N T einen Kinderwunsch, gilt es, schnell zu handeln. Das sieht auch Michael Schenk vom Kinderwunsch Institut Schenk in Dobl so: „Schnelles Handeln ist das Wichtigste. Ist man unter 35 Jahre alt und versucht bereits seit einem Jahr, schwanger zu werden, würde ich jedem raten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Denn je früher damit begonnen wird, desto höher stehen die Chancen, zwei Streifen am Schwanger- schaftstest zu finden. Gleichzeitig gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. „Wis- sen junge Frauen, aber auch Männer, dass sie einmal Kinder haben wollen, ist es ratsam, die eigene Fruchtbarkeit untersuchen zu lassen. Viele vergessen darauf, aber es ist ähnlich wie bei einer jährlichen Gesundheitsuntersuchung“, erklärt der Mediziner. Nur kein Druck. Die im Menschen tief verwurzelte Sehnsucht nach Nach- wuchs kann sich auch negativ auf die Psyche auswirken. Vor allem dann, wenn sie unerfüllt bleibt. Vielen Frauen wird also der Rat gegeben, einen Psy- chologen oder Therapeuten aufzusu- chen, um den Druck abzubauen. Doch welche Rolle spielt der eigene Geist wirklich? „Aus meiner Erfahrung ist die Psyche überbewertet. Viele Frauen kommen zu mir und meinen, dass es am Druck von innen und außen liegt. Aber wenn man so lange einen Kinder- wunsch hegt, ist eine Anspannung doch 26 moments 4/2021 COVERSTORY

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