moments Magazin 09-21

FOTOS: CHRIS ZENZ INTERVIEW: TERESA FRANK Die Corona-Zeit war für uns alle nicht gerade einfach. Wie ist es denn den Apotheken gegangen? Es war eine sehr wechselhafte Zeit. Zuerst gab es so hohe Umsätze wie noch nie, dann ist es schnell wieder run- tergegangen. Außerdem haben wir gemerkt, dass es keine Fixpreise mehr für Apotheken zu geben scheint. Die ersten FFP2-Masken haben wir bei- spielsweise um 15 Euro das Stück gekauft, später wurden sie um 50 Cent pro Stück weiterverkauft. Auch der plötzliche Andrang auf die Grippeimp- fung war fordernd. Aber zum Glück haben wir die Zeit gut gemeistert und auch gemerkt, dass die Bevölkerung sehr dankbar für unsere Services war. Wird das Testangebot weiterhin gut genutzt? Ja, momentan wird es wieder stärker in Anspruch genommen, weil viele Test- straßen aufgehört haben. Den Höchst- stand hatten wir in der Woche vor Pfingsten. Zu diesem Zeitpunkt waren viele noch nicht geimpft, wollten aber trotzdem einen Kurzurlaub machen. Aktuell liegen wir bei etwa 60.000 bis 70.000 Tests pro Woche in den steiri- schen Apotheken. Bei uns werden auch noch 40 bis 60 Testungen am Tag durchgeführt – und das obwohl die Messe als landesweit größte Teststraße ums Eck liegt. Sie haben sich stark dafür einge- setzt, dass in den Apotheken geimpft werden darf. Gibt es denn nun eine Rechtsgrundlage dafür? Eine Rechtsgrundlage gibt es noch nicht. Unser Angebot liegt aktuell bei der Politik. Wir wären bereit mitzuhel- fen. Viele Mitarbeiter haben bereits ent- sprechende Fortbildungen absolviert. Wir wissen, was im Notfall bei einer Impfreaktion zu tun ist, und die Theo- rie der Impfung lernen wir im Studium genauso wie auch die Ärzte. Es geht ja nicht nur um Corona, sondern um alle Impfungen. Letztes Jahr hat es beispiels- weise 215 Fälle von FSME in den Spitä- lern gegeben, so viele wie in den letzten 30 Jahren nicht. Die Leute haben durch die Lockdowns und die ganze Impfde- batte ihre Auffrischungen vergessen oder ausfallen lassen. Das ist ebenfalls gefährlich. Glauben Sie, dass Impfungen in der Apotheke zu einer höheren Durch- impfungsrate beitragen könnten? Auf jeden Fall. Wir machen ja auch Impfberatungen, bei denen sich die Menschen durchaus überzeugen – ich sage bewusst nicht überreden – lassen. Wenn sie dann aber wieder extra zu einem Arzt gehen müssen, überlegen es sich viele wieder anders. Könnten wir direkt in der Apotheke impfen, wäre das gleich erledigt. In rund 40 Ländern weltweit darf in den Apotheken geimpft werden und dort lässt sich auch immer eine höhere Durchimpfungsrate fest- stellen. Zusätzlich zum Corona-Virus ist aktuell auch die Zeit für Erkältun- gen und grippale Infekte. Wie kann man das Immunsystem gegen die- se Herausforderungen rüsten? Ein ausgewogener Lebensstil, Stressver- meidung, ausreichend Schlaf, viel Bewe- gung und gesunde Ernährung sind schon einmal die halbe Miete. Mit Vita­ min D und C, Selen, Pflanzeninhalts- stoffen wie Zistrose, roter Sonnenhut und Thuja kann man das unspezifische Immunsystem zusätzlich unterstützen. Wie könnte man die Serviceleistun- gen der Apotheken in Zukunft noch verbessern? Zunächst sollten unsere erbrachten Leistungen fair bezahlt werden. Die österreichweiten Nachtdienste zahlen wir beispielsweise selber, vom Land oder den Kassen kommt nichts. Auch die individualisierten Anfertigungen oder die Substitutionstherapie für Suchtkranke werden schlecht bezahlt. Außerdem würden wir gerne ein Medi- kationsmanagement anbieten, bei dem wir den Kunden, die mehr als sechs Arzneimittel über längere Zeit einneh- men, genauer beraten und uns mehr Zeit für sie nehmen. Damit könnten Nebenwirkungen durch eine falsche Einnahme oder Wechselwirkungen ver- mieden und somit auch langfristig Geld in der Gesundheitsversorgung einge- spart werden. Auch hier hängt es an der Politik. l Wenn ich mich mit einem Wort beschreiben müsste wäre das … optimistisch. Meine Arbeit ist für mich … erfüllend. Ich gehe niemals ohne mein … Handy … außer Haus . In meiner Freizeit gehe ich gerne … wandern, spiele Golf und Volleyball. Mein Lieblingsplatz in der Stei- ermark ist … die steirische Tos- kana. An meinen Mitarbeitern schät- ze ich … wenn sie mitdenken. Wäre ich ein Tier, dann … bloß keine Schlange. Mein Lebensmotto lautet … „Geht nicht, gibt’s nicht!“ Wordrap D moments 9/2021 105 PEOPLE & BUSINESS

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