moments Magazin 10-21

Loslassen. Die Augen werden feucht. Die Unterlippe beginnt zu zittern. Man spürt einen Kloß im Hals. „Reiß dich zusammen!“, denken wohl die meisten in dieser Situation. Doch oft tut es gut, die Tränen einfach laufen zu lassen. Z wischen 70 und 100 Liter Tränen vergießt einMensch in seinem Leben. Weinen ist ein Ausdruck von Emotio- nen, der tief in uns verankert ist. Babys weinen, um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern auf sich zu ziehen und ihre Bedürfnisse mitzuteilen. Doch warum weinen auch Erwachsene, die bereits über andere Formen der Kommunikati- on verfügen? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es in der Wissen- schaft noch nicht. Emotionale Tränen. Fest steht, dass sich emotionale und reflektorische Tränen voneinander unterscheiden. „Letztere entstehen durch Fremdeinwir- kung von außen und beschützen und reinigen das Auge. Emotionale Tränen sind ein Ausdruck unserer Gefühle“, erklärt Psychologin Julia Maier. „In der Wissenschaft finden sich Ergebnisse, die zeigen, dass sich die Zusammensetzung der Tränen unterscheidet“, führt sie aus. So weisen emotionale Tränen eine erhöhte Proteinkonzentration, Werte des Spurenelements Mangan, des Mine- ralstoffs Kalium und bei Frauen des Hormons Prolaktin auf. Ausdruck von Gefühlen. Und warum gibt es Menschen, die viel häu- figer zu weinen beginnen als andere? „Wir bringen mit unseren Genen alle unterschiedliche Voraussetzungen mit, wenn wir auf die Welt kommen. Auch unser Umfeld trägt entscheidend zu unserer emotionalen Entwicklung bei“, erklärt Maier. „Abhängig von unserem sozialen und kulturellen Umfeld kann Weinen unterschiedlich verstanden wer- den – beispielsweise als Zeichen für Labilität oder Schwäche. Oder es kann eben auch als ganz normaler Ausdruck in unserem reichhaltigen Gefühlsspekt- rum wahrgenommen werden“, erklärt Maier. Holt die Taschentücher. Auch bei den Geschlechtern zeigen sich Unter- schiede im Weinverhalten. Erwachsene Männer weinen laut der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) etwa 6- bis 17-mal pro Jahr, wäh- rend Frauen auf 30- bis 64-mal kommen. Diese Unterschiede zeigen sich jedoch erst ab dem 13. Lebensjahr. Bis dahin weinen Jungs und Mädchen gleich oft und auch aus den gleichen Gründen. „Geschlechtsunterschiede finden TEXT: TERESA FRANK Kraft Die des Weinens ä moments 10/2021 81 ANZEIGE mal M O M E N T Sabine Peyer Apothekerin SPERMIDIN Der japanische Zellbiologe Ohsumi wurde 2016 für das erweiterte Ver- ständnis der Autophagie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Unter Autophagie versteht man die Fähigkeit einer Zelle, alte Zellbestandteile, die mit zunehmendem Alter akkumulie- ren, aufzuarbeiten und wiederzuver- werten. Am Ende des Recycling­ prozesses steht eine besser funktionierende und verjüngte Zelle. Eine Möglichkeit, diesen Prozess anzukurbeln, ist Spermidin, ein kör- pereigener Stoff, der nachgewiesener- maßen die Autophagie fördert. Die Konzentration an körpereigenem Spermidin nimmt im Alter ab. Der Speiseplan kann aber mit spermidin- reichen Nahrungsmitteln wie Keimen und Keimgemüse, Vollkornprodukten, Äpfeln, Kartoffeln, Salat, Pilzen, gereif- tem Käse und Nüssen angereichert werden. Bei der Zubereitung ist zu beachten, dass Spermidin über das Kochwasser verloren geht und durch Hitzeeinwirkung zerstört wird. Mitt- lerweile wird weltweit zur Anti-Aging- und gesundheitsfördernden Wirkung von Spermidin geforscht. Forschungs- ergebnisse lassen hoffen, dass sich durch die Supplementation mit Sper- midin interessante medizinische Pers- pektiven hinsichtlich Herz-Kreislauf­ erkrankungen, Gedächtnisleistung, Immunsystem-Stärkung, aber auch hinsichtlich Prävention und Therapie von Covid-19 eröffnen. Weiters deu- ten Experimente darauf hin, dass Sper- midin chronische Entzündungspro- zesse bremst, eine Erkenntnis, welche bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis oder Multipler Sklerose von Bedeutung sein könnte. Infos in allen Apotheken. www.apotheker.or.at/steiermark

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTU1