moments Magazin 8-22

Die Jagd ist ein in Jahrtausenden historisch gewachsenes Kulturgut. Heute heißt jagen nicht nur, nachhaltig ein hochwertiges und gesundes Lebensmittel zu gewinnen. Die Jagd steht vor allem im Dienste der Erhaltung der Natur und erfüllt damit ein wichtiges gesellschaftliches Erfordernis unserer Zeit. Zusammen mit der Hege sichert sie in der Kulturlandschaft nicht nur die Lebensgrundlagen des Wildes, sondern aller frei lebenden Tiere. Durch Jogger, Walker und Mountainbiker, die sich nicht an die vorgegebenen Wege halten, wird das Wild mehr beunruhigt als von den mit der Lebensweise der Wildtiere vertrauten Jägerschaft. Selbstverständlich soll die Natur für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sein, jedoch die Regeln, die den Grundbesitz sowie die Lebensgewohnheiten von Wildtieren betreffen, müssen dabei aber eingehalten werden, um die Tiere nicht in Angst und Schrecken zu versetzen. Naturwunder Wald. Ein gezielter Ausflug in den Wald hat sich seit Jahrzehnten als wahres Kraftwerk für die geistige und körperliche Gesundheit des Menschen bewährt. Besonders im Zuge der letzten zwei Jahre bemerkten coronabedingt viele Menschen, wie gut ihnen ein Aufenthalt in der Natur tut. „Es ist schön zu beobachten, dass sich das Naturwunder Wald jetzt offensichtlich mehr Menschen erschließt, als vor der Pandemie“, meint Christopher Böck, Wildbiologe und Geschäftsführer des Oberösterreichischen Landesjagdverbandes. Allerdings weist er auch auf die Gefahren hin, die von dem oft achtlos und gedankenlos weggeworfenen oder zurück- gelassenen Müll für Wildtiere, aber auch für andere Lebewesen ausgehen können. Jagdland Oberösterreich. Jagen ist in Oberösterreich kein besonderes Privileg. Die Voraussetzung dafür ist die oberösterreichische Jagdkarte und um diese zu erlangen, muss der Nachweis eines entsprechenden theoretischen und praktischen Wissens über Jagdrecht, Wildkunde, Wildökologie und Grundzüge der Land- und Forstwirtschaft, Waffen- und Schießkunde, Jagdhunde, angewandten Naturschutz usw. erbracht werden. Fast alle Genossenschaftsjagden und Eigenjagden in Oberösterreich sind in der Hand heimischer Jäger, lediglich drei Jagdreviere sind nicht an Österreicher verpachtet. Life FOTOS: CREATIVENATURE_NL / ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS, PRIVAT 140 moments 8/2022 moments 8/2022 141 Life FOTOS: OÖ LANDESJAGDVERBAND, MATT_GIBSON/GLOBALP / ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS Was bedeutet Ihnen die Jagd persönlich und woher kommt Ihre jagdliche Leidenschaft? Ich selbst stamme zwar nicht aus einem jagdlichen Haus, aber unser Nachbar war Jäger und schon als Kind war ich sehr daran interessiert, meineMutter hat es aber nicht zugelassen. Wie ich dann hierher nach Wartberg gekommen bin – unser Gasthaus ist ja ein Jagdwirtshaus –, war es um mich geschehen. So wie wir da wohnen, schau ich schon beim Frühstück aus dem Fenster, sehe den Fasan vorbeistolzieren und den Hasen herumspringen. Was soll ich sagen? Es ist einfach wunderschön. Mich fasziniert an der Jagd, dass ich in und mit der Natur leben kann, dass ich das Ökosystem kenne und verstehe. Ganz wichtig ist mir auch, dass ich ein Teil dieses Systems sein darf und meinen Beitrag leisten kann, um dieses zu erhalten und natürlich gesundes Wildbret zu haben, um es meinen Gästen näherzubringen. Kurz gesagt: Ich lebe die Jagd! Auch mein Mann und beide Söhne sind begeisterte Jäger. Wie ist Ihre Erfahrung – denken Sie, dass Frauen einen anderen Zugang zur Jagd haben als Männer? Also mich interessiert, ob Frauen anders jagen als Männer? Ja und nein. Also, wir haben einmal die gleiche Ausbildung, wir haben das gleiche Werkzeug und wir haben den gleichen Auftrag. Aber ich denke, dass wir Frauen bei der Ausführung, sprich bei der Schussabgabe, anders vorgehen als die Männer. Für mich sind Frauen emotionaler und nähern sich daher auch bei der Jagd bedachter, gefühlvoller und nachdenklicher. Wenn wir Jägerinnen durch die Optik schauen, überlegen wir sehr gut und spüren ganz genau nach, ob für uns jetzt der richtige Zeitpunkt ist, den Schuss abzugeben oder nicht. Das ist meiner Ansicht der Unterschied zu den Männern. Männer überlegen meist nicht lange, die schießen gleich. Und was uns mit Sicherheit von den Männern unterscheidet, ist, dass wir Frauen auch heimgehen können, ohne einen Schuss abgegeben zu haben. Corinna Grasserbauer Wirtin und Jägerin mit Leib und Seele Gasthaus Kriehmühle www.kriehmühle.at G U T Z U Wissen Vor noch gar nicht allzu langer Zeit war die Jagd ein Privileg, das dem Adel vorbehalten war. Aus dieser Zeit stammt noch die Einteilung der Wildarten in Hochwild und Niederwild. Hochwild zu jagen war demnach nur dem Hochadel vorbehalten, während das Niederwild auch vom niederen Adel und von ausgewählten anderen Bevölkerungsschichten bejagt werden durfte. Bis heute sind diese Bezeichnungen geblieben, die aber nichts damit zu tun haben, in welcher Höhe sich die Tiere aufhalten oder wie groß sie sind. ZumHochwild gehören alle Schalenwild-Arten außer dem Rehwild. Eine Zeit, die mittlerweile, Gott sei Dank, der Vergangenheit angehört. Heute kommen die Jager und Jägerinnen aus allen Einkommens- und Berufsschichten. Deswegen ist die Jagd nicht mehr nur wenigen vorbehalten. Die erforderliche Qualifikation muss nachgewiesen werden und das ist die erfolgreich abgelegte Jagdprüfung. Neu gedacht. Die oberösterreichischen Weidmänner und -frauen haben heute zwar ebenfalls verschiedenste Zugänge zur Jagd, sind sich aber in ihrem Tun meist der Verantwortung bewusst, die sie für die heimischen Wildtiere und ihre Lebensräume wie Wald, Feld und Wiese tragen. Eine gewissenhafte Jagd entnimmt vor allem den Überschuss als auch die alten und kranken Tiere eines Bestandes und gefährdet somit nicht den Fortbestand einer Wildart, sondern hält die Bestände gesund. „Jagd muss heute einem zeitgemäßen Tierschutzverständnis und ethischen Werten entsprechen. Unser Hauptaugenmerk gilt einer schrittweisen Lösung und Anpassung der Herausforderungen zwischen Tradition und aktueller Notwendigkeit“, erklärt der oberösterreichische Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner sein Verständnis von jagdlicher Verantwortung. Kein Widerspruch. Jeder Jäger und jede Jägerin der Neuzeit wissen um diese Verantwortung und gehen mit den gewonnenen natürlichen Ressourcen sorgsam um – wie schon Tausende Jahre zuvor auch. Die Jagdverantwortlichen setzen sich deshalb für diese Tierarten ein, damit sie weiterhin als Beutetier zur Verfügung stehen: für den Menschen und andere Tiere. Diesen Einsatz erbringt die Jägerschaft zumeist in ihrer Freizeit und die ist meist noch mit Kosten verbunden. Das Produkt der Jagd, das Wildbret, ist für den bewusst lebenden Menschen ein äußerst schmackhaftes gesundes und biologisches Fleisch. Ein ausgewachsener Rothirsch ist das größte heimische Wildtier und kann bis zu 250 Kilogramm schwer werden. Der Feldhase ist einer der größten Hasen weltweit. Er ist dämmerungs- und nacht- aktiv, im Frühjahr aber auch tagaktiv. ä Fasane halten sich vorwiegend in weiten Feldfluren auf, wo ihnen Gehölze und Hecken Deckung bieten. Jeglicher Müll hat in der Natur nichts zu suchen und sollte selbstverständlich wieder mit nach Hause genommem werden. Müll ist belastend für das Ökosystem und gefährlich für die Wildtiere. l Christopher Böck Wildbiologe und Geschäftsführer des OÖ Landesjagdverbandes

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