moments 10-22

FOTOS: VOLKER WEIHBOLD, REINHARD WINKLER 208 moments 10/2022 moments 10/2022 209 S ilvester im Brucknerhaus Linz mit dem Operettenklassiker „Die Csárdásfürstin“ zu feiern, klingt ja ausgesprochen reizvoll. Sie werden als Fürstensohn Edwin endlich wieder als Sänger auf der Bühne des Brucknerhauses stehen. Worauf freuen Sie sich am meisten? Ich freue mich, dem Publikummit diesem Meisterwerk einen schönen und vergnüglichen Abend im Brucknerhaus bieten zu können. Die Operette ist, wenn sie gut gemacht wird, ein rauschendes Fest der Liebe und der Freude. Genau das wollen wir mit den Aufführungen zum Jahreswechsel sowie am 5. Jänner bieten. Am Silvesterabend ist der Große Saal des Brucknerhauses ganz normal bestuhlt, am 5. Jänner hingegen verwandelt sich das Parterre im Großen Saal in ein VarietéTheater. Das Publikum nimmt an Tischen Platz, wo es kulinarische Köstlichkeiten und Getränke auch während der Aufführung konsumieren kann. Was gefällt Ihnen an dieser Liebesgeschichte besonders gut? Mir gefällt, dass diese Liebesgeschichte nicht simpel gestrickt ist. Sylva und Edwin sind keine oberflächlichen Charaktere, sondern zu tiefen Empfindungen fähig. Das bedeutet auch, dass sie verletzt werden können. Sylva widerfährt dies im zweiten Akt, weil sie das Gefühl hat, nur deshalb als Braut des Fürstensohns Edwin akzeptiert zu werden, weil sie durch eine – allerdings bloß vorgetäuschte – Heirat mit einem Adeligen nun selbst adeligen Standes ist. Als gefeierte Varieté-Sängerin, als Csárdásfürstin, wäre sie in Edwins Familie zunächst nicht willkommen gewesen. Umso schöner ist es, wenn die beiden dann am Ende doch zueinanderfinden. Es geht aber nicht nur um Liebe, auch die Kriegskatastrophe spiegelt sich in den Liedtexten des zweiten und dritten Aktes wider. War es Ihnen wichtig, durch die Auswahl der Csárdásfürstin einen aktuellen Bezug zum Ukraine-Krieg herzustellen? Als wir uns für „Die Csárdásfürstin“ entschieden haben, war vom Krieg in der Ukraine noch keine Rede. Aber natürlich kommen einem nun ganz andere Gedanken in den Sinn, wenn man sich mit diesem Stück beschäftigt. Die Uraufführung fand 1915, also mitten im Ersten Weltkrieg, statt. Man kann heute wahrscheinlich besser verstehen, dass die Menschen in solch schweren Zeiten Ablenkung und Trost in der Operette gesucht und gefunden haben. Was nur wenige wissen: Sie singen, wie auch bei den vergangenen Silvesterkonzerten, gemeinsam mit Ihrer Frau. Wie funktioniert das Privatleben gekoppelt mit dem Bühnenleben? Proben Sie gemeinsam zu Hause? Die Operette hat uns zusammengeführt! In „Eine Nacht in Venedig“ spielten wir das Liebespaar, aus der Bühnenliebe wurde eine echte und heute sind wir ein glücklich verheiratetes Paar. Gemeinsam proben wir in der Regel nur, wenn wir auch zusammen auftreten. ­ Zuletzt standen Sie beim Sommerfest sowie vergangenes Jahr zu Silvester und beim Musikalischen Adventkalender auf der Bühne. Wie viel müssen Sie denn üben und proben, um Ihre Stimme fit für die Bühne zu halten? Wie bringen Sie das in Ihrem Alltag als Vorstandsdirektor und Intendant unter? Wie hoch ist das Lampenfieber im eigenen Haus? Das Singen verlernt man nicht. Üben muss ich jene Werke, die auf dem Programm stehen, aber die Gesangstechnik muss einem schon vorher in Fleisch und Blut übergegangen sein. Da es ja nicht mehr allzu oft vorkommt, dass ich als Sänger auf der Bühne stehe, lässt sich das mit meiner Tätigkeit als künstlerischem Vorstandsdirektor der LIVA sehr gut vereinbaren. Lampenfieber ist immer da – egal, ob im eigenen Haus oder anderswo –, einfach deshalb, weil das Publikum das Recht hat, mit höchster Qualität bedient zu werden. Das ist der Anspruch, den ich mir selbst in allen meinen Tätigkeiten stelle, ob als Sänger oder als Intendant. Sie lieben offensichtlich Operetten. Haben Sie eine Lieblingsoperette? Meine Lieblingsoperette ist „Die Fledermaus“ von Johann Strauss. Ich durfte sie schon in jungen Jahren singen und war an der Wiener Volksoper damals sogar der jüngste Eisenstein in der Geschichte dieses Hauses. Es ist ein geniales Stück, das die Schwächen der Menschen entlarvt, ohne sie zu verurteilen oder an den Pranger zu stellen – es macht dies mit Humor und feiner Ironie. Und es ist von der großen Utopie erfüllt, dass sich die Menschen, egal, was sie sich angetan haben, am Schluss versöhnen und sich als Brüder und Schwestern sehen – ganz ähnlich wie Beethovens 9. Symphonie, weshalb beide Werke wohl nicht ganz zufällig die Silvesterprogramme dominieren. v KLANGVOLL ins neue Jahr B R U C K N E R H A U S L I N Z Beschwingt. Am Silvesterabend laden Hausherr Dietmar Kerschbaum als Fürstensohn Edwin und seine Gattin Renate Pitscheider als Varieté-Sängerin Sylva Varescu zu einer prominent besetzten Aufführung des Operettenklassikers „Die Csárdásfürstin“. KARTEN & I NFO : +43 ( 0 ) 73 2 7 7 52 30 | k a s s a@l i va . l i n z . a t | www. b r u c k n e r h a u s . a t Die Operette hat uns zusammengeführt – aus der Bühnenliebe wurde eine echte Liebe und heute sind wir glücklich verheiratet. l Dietmar Kerschbaum Intendant und Opernsänger Brucknerhaus Linz 31. DEZEMBER & 5. JÄNNER 19.30 UHR GROSSER SAAL BRUCKNERHAUS LINZ „DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN“ MIT DIETMAR KERSCHBAUM & RENATE PITSCHEIDER

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