moments Magazin 2-22

26 moments 2/2022 FOTOS: VIKTORCAP / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Sorgen und Ängste, gefühlte und rea- le Bedrohungen stellen uns gerade in Corona-Zeiten vor große Herausfor- derungen. Dazu kommen existenziel- le Bedrohungen und ökonomische Einschränkungen. Ist durch Corona das Risiko für Depressionen gestie- gen? Unser Bewusstsein reagiert auf anhalten- de, massive Unsicherheit, die weder im Innen noch von außen natürlich stabili- siert werden kann, ganz individuell. Depression, Rückzug und Überforderung können mögliche Reaktionen darauf sein. Dazu kommt aktuell das Social Distan- cing – durch das zwischenmenschliche Abstandnehmen fehlt der „Abgleich“, bis- her (unbewusste) Unsicherheiten werden verstärkt und wir rutschen in die Einsam- keit. Und da ist die Depression zu Hause: Wir fühlen uns abgeschnitten, ängstlich und verlassen, ohne Hoffnung auf Unter- stützung oder ein Ende des Zustands. Mit jeder enttäuschtenVersprechung der poli- tischen Entscheidungsträger oder Ände- rung der Corona-Maßnahmen glauben wir stärker, dass das jetzt „für immer so unsicher ist.“ Der perfekte Nährboden für Depressionen. Die Anzahl der Kinder und Jugendli- chen mit psychischen Problemen ist erschreckend hoch und die Pandemie hat das Problem verschärft. Wie erklären Sie sich diese Zunahme? Das kindliche Gehirn kopiert in den ers- ten Lebensjahren die Verhaltensmuster der wichtigsten Bezugspersonen eins zu eins ab, um Zugehörigkeit und somit das physische Überleben zu garantieren. Und dann, nachdem wir unglaublich viel kopiert haben, geschieht etwas Faszinie- rendes: Wir wagen uns – meist in der Pubertät – aus der Behaglichkeit unseres warmen Nests heraus, um uns selbst als unabhängiges Individuum zu spüren. In dieser Phase versucht unser Unterbe- wusstsein, eine eigene Position zu fin- den, Regeln zu ignorieren und andere ä S COVERSTORY Die Initiative für Bewusst- seinsentwicklung betrachtet menschliche Emotionen als Teil unserer Bewusstseinsentwick- lung – diese ist interdisziplinär: Soziologie und Kognitionsfor- schung sind, ebenso wie die Entwicklungspsychologie, die Neurowissenschaften, die Quantenphysik und die Mus- tertheorie ein Teil davon. Sie beschäftigt sich mit überge- ordneten Verhaltensmustern und bietet eine mögliche Ant- wort, diese weiterzuentwickeln. Die Projekte der Gründerinnen Teresa Zimmermann, Jeanny Gucher und Lene Kern wurden unter anderem von FORBES und der UNO empfohlen. OUR Patterns INTERVIEW: FRIEDERIKE PLÖCHL

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