moments Magazin 1-23

18 moments 3/2023 Coverstory Coverstory kennen. „Ich rate immer wieder, sich mit seiner Vulva und Vagina anzufreunden. Wirklich einmal einen Spiegel zwischen die Beine zu nehmen und sich selbst mit den Fingern zu entdecken. Druck auszuüben, zu streicheln und so zu erkennen: Was mag ich? Und was gefällt mir vielleicht gar nicht“, so die klinische Sexologin Petrissa Pichlmayr. Laut dem „Amorelie Sexreport“ befriedigt sich jede fünfte Frau fast nie selbst: Da ist also noch viel Luft nach oben. Fallenlassen statt Kontrolle. Apropos Selbstbefriedigung: Während manche es nie tun, haben andere Frauen wiederum ihre eigene Technik entwickelt, mit der sie schnell zum Höhepunkt kommen – mag das nun durch eine spezielleAnspannung oder durch die Verwendung von Sextoys sein. Im Hinblick auf den Akt mit dem Partner ist das jedoch kontraproduktiv. „Nehmen wir die männliche Zunge als Beispiel: Sie wird sich niemals so anfühlen wie ein Womanizer oder Satisfyer. Wenn man also länger nicht oral befriedigt wurde, muss man sich dem Partner und der Lust wieder hingeben. Das braucht durchaus Zeit“, führt Pichlmayr weiter fort. Sich beim Akt wirklich fallen lassen zu können, ist Vertrauenssache. Bettgespräche. „Ich habe Paare, die seit Jahren zusammen sind und über alles sprechen außer ihr Sexualleben“, meint die Sexologin aus Niederösterreich. Dabei wäre es gerade hier wichtig, vor allem offen und wirklich ehrlich miteinander zu kommunizieren – auch wenn es manchmal schwerfällt. Sex ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabuthema und das, obwohl er von fast jedem praktiziert wird. Dem eigenen vertrauten Partner klar zu sagen, was einem gefällt oder es vielleicht sogar am eigenen Körper zu zeigen, braucht oftmals Mut, bringt das eigene und so essenzielle Liebesleben aber rasch auf ein ganz neues Level, von dem beide profitieren. Schließlich möchte auch Mann, dass Frau Gefallen an den Bettspielen findet. „Und Frauen sollten viel öfter einen gesunden Egoismus an den Tag legen“, appelliert Pichlmayr. Offener Austausch. Oft hilft aber nicht nur die Kommunikation in der Partnerschaft, sondern auch unter Frauen. „Ich bin gerne die Ansprechpartnerin für meine Patientinnen“, erklärt die steirische Gynäkologin Barbara Herritsch. Und klärt auf: „Man muss auf jeden Fall zwischen der Orgasmusfähigkeit bei Penetration und Stimulation unterscheiden. Beim Masturbieren kommen zu können, heißt nicht automatisch, auch beimGeschlechtsverkehr kommen zu können.“ Nicht jede Frau besitzt die gleichen erogenen Zonen. Während manche vaginale Penetration bevorzugen, gibt sie anderen wenig. Orgasmusfähigkeit. Die Medizinerin stellt auf jeden Fall eines klar: „In den wenigsten Fällen hat eine geringe Orgasmusfähigkeit körperliche Ursachen.“ Macht man sich Sorgen, ist ein Besuch bei der Frauenärztin dennoch empfehlenswert, einfach um sich selbst zu beruhigen. „Leider funktioniert die weibliche Orgasmusfähigkeit einfach nicht so gut wie die männliche. Aber das ist ganz normal“, so Herritsch. FOTOS: PROSTOCK-STUDIO/ ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS Als Schauspielerin und „O.C., California“-Serienstar Rachel Bilson vor Kurzem in ihrem Podcast „Broad Ideas“ enthüllte, dass sie mit 38 Jahren ihren ersten Orgasmus erlebte, war vielleicht die Männerwelt verwundert – die Frauenwelt hingegen nicht. Laut dem „Amorelie Sexreport 2023“ erreichen 86 Prozent der Männer regelmäßig den Höhepunkt, bei den Frauen sind es jedoch nur 56 Prozent. Nur ungefähr jede vierte Frau kommt beim Geschlechtsverkehr durch reine Penetration zum Höhepunkt und jede dritte Frau gab beim Report an, am besten durch Selbstbefriedigung zu kommen. Fokus Mann. Wobei man hier zumindest die Hälfte der Verantwortung auf das männliche Geschlecht übertragen darf. Eine Studie von Forschern der Universität Arkansas, die das Liebesleben von 2.300 Frauen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren untersucht hat, weist folgendes Ergebnis aus: Bei Sex zwischen Lesben steigt die Wahrscheinlichkeit, zum Höhepunkt zu kommen, um 32 Prozent. Die Leiterin des Forschungsteams Kristen Jozkowski erklärte gegenüber der britischen Boulevardzeitung „The Sun“: „Wenn Frauen mit Männern schlafen, sind sie oft zu häufig auf die Bedürfnisse des Mannes fixiert.“ Und führt weiter fort: „Sex, der variantenreicher ist, lässt Frauen mehr Orgasmen erleben.“ Den Körper kennenlernen. Wo wir also wieder beim Thema „Verantwortung“ wären: Um Spaß im Bett zu haben, ist es essenziell, den eigenen Körper zu ä FAKTEN ZUM ORGASMUS ❚ Fast doppelt so viele Frauen (66%) wie Männer (34%) haben schon einmal einen Orgasmus vorgetäuscht. ❚ Bei einem Mann dauert ein Orgasmus durchschnittlich 13 Sekunden, bei einer Frau zwischen 13 und 51 Sekunden. ❚ Eine Studie der University of Pennsylvania hat herausgefunden, dass Orgasmen das Immunsystem stärken können. Dadurch wird nämlich das Immunglobulin A, das für den Schutz des Immunsystems zuständig ist, vermehrt. Yoni-Eier können dabei helfen, den eigenen Körper und die eigene Weiblichkeit besser kennenzulernen. Wichtig ist es, keine Kompromisse einzugehen und die Sexualität nur dann zu leben, wenn man es selbst wirklich möchte! l Barbara Herritsch Gynäkologin frauenärztin-gösting.at FOTOS: JULYPROKOPIV/ ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS, PRIVAT moments 3/2023 19 Lust dank Nähe. Die zu- nehmende Vertrautheit mit dem eigenen Partner lässt uns auf Nähe, aber auch auf lustvolle Erlebnisse hoffen.

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