moments 8-23

10 moments 8/2023 FOTOS: FOTOSTUDIO EDER LINZ, STADTRATTE/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS COVERCREDITS:WILLIAMS & HIRAKAWA/AUGUST/PICTUREDESK.COM, STEFAN SAPPERT, DANIEL HINTERRAMSKOGLER, CHRISTOPH WEIERMAIR Schauplatz Lampedusa: eine kleine Insel im Mittelmeer zwischen Sizilien und Tunesien. Bekannt für traumhafte Strände und ein buntes Meeresleben, das von Wasserschildkröten und Delfinen bevölkert wird. Man könnte sagen: einfach malerisch. Doch der Schein trügt. Nur etwa 190 Kilometer von der tunesischen Küstenstadt Sfax entfernt, ist die Insel primäres Ziel vieler Flüchtlingsboote. Nach Zahlen des Innenministeriums in Rom wurden seit Beginn des Jahres bereits mehr als 123.800 Menschen registriert, die illegal auf Booten Italien erreichten – diesen September waren es sogar mehr als 5.000 innerhalb von 24 Stunden. So viele wie noch nie an einem einzigen Tag. Lampedusa musste daher den Notstand ausrufen. Dieser Zustrom ist jedoch nicht zufällig, er ist organisiert und geplant. Die Gefahr, dass damit Millionen von Zuwanderern, die in weiterer Folge zu uns kommen, unser Sozialsystem mehr als belasten, ja sogar sprengen, wird immer größer. Politikversagen. Afrika ist nicht nur Europas Nachbarkontinent, sondern auch die Weltregion mit dem stärksten Bevölkerungswachstum. Während heute 1,4 Milliarden Menschen auf dem Kontinent leben, dürften es 2050 mit 2,5 Milliarden etwa doppelt so viele sein. Europa – mit seinen nur knapp 750 Millionen Einwohnern (Stand 2022) – sehen viele Zuwanderer mit seinen sperrangelweiten Türen als Wunschland an, das sie um jeden Preis erreichen wollen. Unzählige und seit Jahren geführte Debatten der EU-Innenminister haben zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt. Ganz im Gegenteil, denn selbst die milliardenteuren „Bestechungen“ afrikanischer Staaten als Barriere gegen den Migrationsstrom sind angesichts politischer Instabilität und Unzuverlässigkeit gescheitert. Zu allem Überfluss ist Österreich auch noch zum Top-„Asyl-Wunsch-Staat“ mutiert. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 haben wir 112.000 Anträge verzeichnet – das knapp neunmal so große Deutschland aber nur 244.000. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni fordert, dass das Problem an der Wurzel gepackt und die primäre Bewegung gestoppt wird – das heißt, die Ankunft in Italien durch Seeblockaden zu verhindern. Time is up! Die Zeit drängt und lässt keinen Spielraum (mehr) für ein Zögern zu. Berechnungen zeigen nämlich, dass, wenn Europa den Migrationsstrom weiter so ungehindert zulässt, im Jahr 2050 etwa 5 Millionen Afrikaner – neben Millionen Menschen aus dem Osten – die Küsten erreicht haben. Kein Kontinent, geschweige denn ein einzelnes Land, wird diese unglaubliche Zahl von Menschen ohne schwere Eingriffe in sein Sozialsystem verkraften können. Das heißt ganz klar: Europa ist gefordert – und zwar wir alle gemeinsam! OVER AND OUT E D I T O R I A L Johanna Lengauer Geschäftsführung & Herausgeberin herausgeberin@momentsmagazin.at Europa droht der Kollaps Quellen: Bevölkerung Afrika – Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2023

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