moments Magazin 5-23

moments 5/2023 81 Life FOTOS: CHEKAT/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS, PRIVAT Was haben der US-amerikanische Modeberater Tim Gunn, das britische Model Yasmin Benoit und die amerikanische Komikerin Paula Poundstone gemeinsam? Sie alle sind asexuell. „Ich wusste, was ich nicht war: Ich habe mich nicht für Jungs interessiert und wirklich nicht für Mädchen“, resümierte der mittlerweile 69-jährige Gunn in seinem 2011 erschienenen Buch „Gunn‘s Golden Rules“. Breites Spektrum. Laut dem kanadischen Sozialpsychologen Anthony F. Bogaert erlebt eine asexuelle Person keine sexuelle Anziehung zu keinem Geschlecht. Schätzungen zufolge betrifft dies rund ein Prozent der Weltbevölkerung – insgesamt mehr Frauen als Männer. Wobei der Begriff Asexualität nicht zu eng gefasst werden kann, sondern vielmehr ein breites Spektrum umfasst. „Manche empfinden gar keine Lust, andere nur teilweise und wieder andere finden schon den Gedanken an Sex abstoßend“, erklärt die diplomierte Lebens- und Sozialberaterin Astrid Luise Jöll. Wichtig ist es, Asexualität von sexueller Unlust oder einem Libidoverlust zu unterscheiden. Wobei auch das nicht immer so einfach ist. „Oft hilft es, sich die Frage zu stellen, ob man denn bereits schon einmal Lust empfunden hat. Oder ob man sich vor sexuellen Handlungen jeglicher Art mehr ekelt als erregt fühlt“, so die Expertin. Auch das Thema Zeit spielt eine tragende Rolle: Der Verlust der eigenen sexuellen Lust ist in den meisten Fällen nur von Dauer bzw. eine Phase. Erleichternde Worte. Bei asexuellen Personen ist dies nicht der Fall, weshalb die fehlende Libido auch keinen Leidensdruck erzeugt. „Da wären wir bei einem springenden Punkt. Asexuelle Personen stört es nicht, keinen Sex zu wollen“, ergänzt Astrid Luise Jöll. So war es auch bei Petra vom Schulworkshop-Team der Rosa Lila PantherInnen: „Ich habe bereits im Teenageralter erkannt, dass ich kein Interesse an sexuellen Kontakten habe. Lange Zeit dachte ich jedoch, dass ich einfach hinten nach bin und das schon kommen wird.“ Irgendwann begann Petra zu googlen und stoß auf den Begriff, der fortan ihre Sexualität prägen sollte. Statt Angst und Verwirrung stand Erleichterung im Vordergrund. „Ich habe einiges über Asexualität gelesen und mir gedacht: Passt, damit kann ich mich assoziieren und sehr gut damit leben“, erklärt Petra. „Ich könnte das nicht“. Stichwort Akzeptanz – inwieweit es einer Person schwer- oder leichtfällt, die eigene Asexualität zu akzeptieren, hängt unter anderem mit dem ä Das Thema Leidensdruck ist ein springender Punkt. Asexuelle Menschen stört es nicht, keinen Sex oder Körperkontakt zu wollen. l Astrid Luise Jöll Dipl. Lebens- und Sozialberaterin www.herzstrahlen.at

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