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66 moments 8/2023 Health FOTOS: NAYYA/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS *NAME AUF WUNSCH VON DER REDAKTION GEÄNDERT Carina* ist Hals über Kopf in ihren Freund verliebt, doch über dem Liebesglück liegt ein Schatten: Sobald sie miteinander intim werden wollen, machen der 21-Jährigen ihre Ängste einen Strich durch die Rechnung. Das Resultat? Frustration, Scham und wenig bis gar keine Lust auf Sex. Carina leidet seit ihrer Jugend an einer Angststörung. Laut Schätzungen von Experten zählt sie damit zu den rund 16 Prozent der Österreicher, die mit dieser Form der psychischen Erkrankung leben. „Es macht mir sehr zu schaffen. Zwischenzeitlich habe ich sogar jeden sexuellen Kontakt mit meinem Freund gemieden. Dass sich das nicht gerade positiv auf die Partnerschaft auswirkt, ist selbsterklärend“, erzählt die Studentin. Enge Verbindung. Carinas Situation ist kein Einzelfall, sondern ein Abbild der untrennbaren Verbindung zwischen der sexuellen Lust und dem eigenen psychischen Wohlbefinden. „Erkrankungen wie Depressionen, Zwänge, Ängste und Burnout, aber auch psychischer Stress sind wahre Lustkiller“, erklärt Sexualtherapeut und Sexualpädagoge Aleš Svoboda von der Sexualmedizinischen Praxis Graz, kurz Sexmed. Noch wichtiger: Der Libidoverlust kann neben Schlafstörungen, chronischer Müdigkeit und Desinteresse an sozialen Kontakten sogar zu den frühen Symptomen einiger psychischer Erkrankungen zählen. 50 bis 70 Prozent der Menschen, die an einer Depression leiden, haben auch mit einer sexuellen Dysfunktion zu kämpfen. Häufig äußert sich diese durch Schmerzen beim Sex, dem Verlust der Libido, einer verminderten Orgasmusfähigkeit oder beim Mann durch Erektionsprobleme. Auf der anderen Seite zeigen zahlreiche Studien, dass die vorher aufgelisteten Punkte das Risiko, an einer Depression zu erkranken, um bis zu 210 Prozent erhöhen können. Die Pille dagegen. Die Krux an der Geschichte: Nicht immer sind es nur die Erkrankungen, manchmal auch die Mittel dagegen, die den Sexualtrieb mindern. So zählen sexuelle Funktionsstörungen zu den häufigsten Nebenwirkungen von Antidepressiva. Das kann auch Nadine* bestätigen. Die Grazerin leidet an Panikattacken sowie einer Angst- und Zwangsstörung und nimmt seit vier Jahren das Antidepressivum Sertralin in einer geringen Dosis. „Circa zwei Monate nachdem ich mit dem Medikament begonnen hatte, ist mir aufgefallen, dass ich beim Geschlechtsverkehr nicht mehr zum Orgasmus kommen konnte. Es war wie eine innere Blockade, die Lust auf Sex blieb jedoch unverändert“, schildert die 28-Jährige. Für Nadine eine ernüchternde Situation: „Schließlich war ich es gewohnt, dass mein Körper normal ‚funktioniert‘ “. Nach rund vier Monaten WEGE AUS DER UNLUST KOMMUNIKATION. Gerade wenn es um die psychische Gesundheit und das gemeinsame Sexualleben geht, sind offene Gespräche mit dem Partner unabkömmlich. So kann man gemeinsam Lösungen finden und ergründen, was der jeweils andere braucht. REFLEXION: Was macht ein erfülltes Sexleben aus? Was brauche ich im Bett? Wie möchte ich angegriffen und angesprochen werden? Wie schaffe ich eine Situation, in der ich mich wohlfühle? All diese Fragen sind essenziell für ein erfülltes und gesundes Sexleben. MASTURBATION: Wer den eigenen Körper kennt, weiß, was einem Lust bereitet und zum Höhepunkt bringt. Außerdem ist Selbstbefriedigung ein wertvoller Zugang zum eigenen Körper, der sich positiv auf die Beziehung zum eigenen Ich auswirkt. C

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