moments Magazin 02-24

Coverstory Coverstory FOTOS: SIPHOTOGRAPHY/DIANE39/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS, ROWOHLT TASCHENBUCH VERLAG UNTERSCHIEDE. Im Durchschnitt ist das männliche Gehirn etwa 10 bis 15 Prozent größer als das weibliche. STEREOTYPE. Mädchen mögen die Farbe Rosa und spielen gerne mit Puppen: Dieses Bild ist tief in der Gesellschaft verankert. Anpassungsfähig. Zusammenfassend scheint es nun so, als hätten die verschiedenen Hormone in unseren Körpern einen enormen Einfluss auf unser Tun und Handeln, aber auch hinsichtlich bestimmter Krankheiten. Darüber hinaus gibt es auch kleine physische Unterschiede, doch der springende Punkt ist: Es kann trotz alledem nicht von einem typisch weiblichen beziehungsweise typisch männlichen Gehirn die Rede sein. Warum? „Weil neben den genetischen Faktoren auch Umwelteinflüsse und unterschiedliche Erfahrungen einen wesentlichen Einfluss auf die Hirnentwicklung haben“, erläutert Gattringer. Denn unser Denkorgan bleibt nach einem bestimmten Alter nicht einfach „stehen“, sondern befindet sich in einem stetigen Wandel durch Lernprozesse, Erfahrungen sowie äußere Einflüsse – gänzlich unabhängig vom Geschlecht. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass das Gehirn so arbeitet und sich so gestaltet, wie es im Endeffekt benutzt wird. Die Verbindung. Frauen und Männer werden schon früh in die typischen Rollen des jeweiligen Geschlechts gesteckt. Beispielsweise lernt die Gesellschaft bereits kleinen Jungs, immer tougher als Mädchen sein zu müssen und dass Gefühle zu zeigen ein Zeichen von Schwäche sei. So setzen sich die typischen Stereotype schon im Kindesalter in unseren Köpfen fest und es wird immer schwieriger, sie wieder aus dem Kopf zu verbannen. In diesem Zusammenhang konnten Hirnforschungen zeigen, dass die faszinierende Masse in unserem Schädel wie eine lebenslange Baustelle funktioniert – man könne es beispielswei20 moments 2/2024 se mit einem Hausbau vergleichen. Demnach haben Frauen und Männer, vor allem aufgrund der Hormone, ein unterschiedliches Fundament, welches jedoch grundsätzlich aus den gleichen Materialien besteht. Der weitere Ausbau des Hauses wird aber durch äußere Faktoren, wie die Umwelt, weitgehend beeinflusst. Schwierige Materie. Schlussendlich kann also festgestellt werden: Ja, scheinbar sind gewisse Hirnregionen bei Frauen und Männern unterschiedlich vernetzt und ja, die weiblichen sowie männlichen Hormone haben einen enormen Einfluss. Nichtsdestotrotz wird angenommen, dass das Gehirn kein Geschlecht hat. Viele Forscher schlussfolgern demnach, dass die Umweltbedingungen zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden führen. Gattringer erwähnt hierbei: „Auch soziale und kulturelle Gegebenheiten sowie Erfahrungen beeinflussen unser Gehirn.“ Folglich ist es an der Zeit, sich von typischen Geschlechter-Klischees zu lösen – denn es gibt genügend Frauen, die ohne jegliche Einparkhilfe perfekt einparken können und es gibt genügend Männer, die überaus empathisch sind. v Das Gehirn ist das Organ der Persönlichkeit, des Charakters und der Intelligenz und maßgeblich daran beteiligt, Sie zu dem zu machen, der Sie sind. l Dr. Daniel Amen Amerik. Neurowissenschaftler, Kinder- und Jugendpsychiater moments 2/2024 21 B U C H Tipp Dr. Lisa Mosconi „Das weibliche Gehirn“ Rowohlt Verlag ca. 22,– Euro Länger leben und Demenz vorbeugen: wie Frauen gesund bleiben.

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