moments Magazin 01-24

moments 1/2024 27 Viele Menschen schaffen den Spagat zwischen dem zunehmenden und vor allem ständigen Arbeitsdruck mit weniger Personal und unterschiedlichen, meist mehrfachen privaten Belastungen immer weniger. Dazu kommt auch meist noch ein ungenügend erholsames Pausen- und Freizeitverhalten. Ausgebrannt. Die betroffenen Menschen fühlen sich insgesamt weniger belastbar und schneller gestresst, oft bereits von Kleinigkeiten. Tätigkeiten, die normalerweise leicht von der Hand gehen – sei es im Haushalt, im Beruf, in der Freizeit oder bei der Pflege von Angehörigen –, fallen zunehmend schwer. Einige Betroffene können sich in einer frühen Phase des Burn-out-Prozesses befinden, in denen sie starke Erschöpfung und Überforderung spüren, eindeutige Symptome einer Depression hingegen noch nicht auftreten. Wir fragten Isabella Mihelak-Ruhland, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, wie schwierig es ist, zwischen Depression und Burn-out zu unterscheiden? „Eine Burn-outEntwicklung kann in eine depressive Erkrankung münden. Das sind dann auch die Patienten, welche wir in der Ordination sehen. Die Unterscheidung liegt grundsätzlich in der Entwicklung der Erkrankung und in der persönlichen Vorgeschichte. Überschneidungen gibt es sicherlich in den Symptomen und Beschwerden wie Energielosigkeit, Interesselosigkeit, gedrückter Stimmung, vermindertem Antrieb, verminderten Interessen, verminderter Konzentration und Entscheidungsschwäche.“ Risikogruppen. Gibt es bestimmte Persönlichkeiten, die besonders anfällig dafür sind? „Menschen, die dazu neigen, alles perfekt machen zu wollen oder auch ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis haben, aber auch Menschen, die von sich glauben, ,ich schaffe es nicht, ich habe keine Chance‘ oder auch ‚ich bin nur ein kleines Rädchen am Wagen‘, scheinen etwas häufiger betroffen zu sein. Immer wieder wird auch von sogenannten Risikoberufen – früher wurde Burn-out auch als ‚Managerkrankheit‘ bezeichnet – gesprochen. Das ist mir persönlich zu eng gefasst. Es kann grundsätzlich jeden Berufstätigen oder pflegenden Angehörigen (be-) treffen, wenn die entsprechende dauerhafte und meist auch mehrfache Belastung wie Beruf, Familie, Partnerschaft, Krankheit, Einsamkeit und dergleichen gegeben ist. Und hier spreche ich nicht von kürzeren stressigen beruflichen Phasen.“ 5 Warnsignale bei Burn-out 2 Verringerte Leistungsfähigkeit. Plötzliche Probleme mit Vergesslichkeit (Termine, Fristen, ...) und Konzentration, Fehlerhäufigkeit in der Arbeit. Es fällt zunehmend schwer, Entscheidungen zu treffen. Erschöpfung, Müdigkeit und Energielosigkeit, Gefühl der Überforderung, Nieder- geschlagenheit, das Gefühl, ständig gereizt zu sein, oder das Gefühl, gar nichts mehr fühlen zu können. Erholungszeiten wie Wochenende oder Urlaub reichen nicht mehr aus! Zunehmende Entfremdung von der Arbeit. „Dienst nach Vorschrift“, zunehmender Zynismus, Abstumpfung gegenüber Aufgaben und Situationen, verminderter Selbstwert. Schlafstörungen und körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, muskuläre Verspannungen, Infektanfälligkeit, Verdauungsprobleme. Probleme in Partnerschaft oder Familie verstärken sich. 1 3 4 5 Coverstory Es gibt keine größere Qual, als eine unerzählte Geschichte in dir herumzutragen. l Maya Angelou US-amerikanische Schriftstellerin ä

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