moments Magazin 07-21

FOTOS: M-PRODUCTION, ROMOLOTAVANI/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS, CITYFOTO/PELZL auch Kinder werden Opfer von Gewalt, nicht zuletzt, indem sie die Gewalt an der Mutter miterleben müssen. Jeder Lockdown bedeutete für sie: Es gibt kein Entkommen. Was hier hinter ver- schlossenen Türen passiert? Wir wissen es nicht und werden es größtenteils nie erfahren. Laut WHO werden 90 Pro- zent der Fälle von Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch nie angezeigt. Auch die EU-Agentur für Grundrechte hat zuletzt als Folge der Corona-Pande- mie beispiellose und tiefgreifende Aus- wirkungen auf die Menschrechte fest- gestellt. Fälle von häuslicher Gewalt und Kindesmissbrauch haben signifi- kant zugenommen und ohnehin schon gefährdete Gruppen besonders hart getroffen. Kinderrechte. „Auch Kinder haben Rechte!“, erklärte mir unlängst mein achtjähriger Sohn mit einem vorwurfs- vollen Unterton, so als würde ich seine Rechte missach- ten, wenn er bei- spielsweise kein zweites Eis bekommt. Und es stimmt natürlich: Kinder haben Rechte. Diese Rechte sind in der UN-Menschenrechtskon- vention festgehalten. Das heißt aber nicht, dass diese Rechte auch immer optimal geschützt werden, wie ein Fall zeigt, der vor kurzem für Schlagzeilen sorgte: Es war am 25. Mai 2012, als ein Vater seinen achtjährigen Sohn aus dem Klassenzimmer in einer St. Pölt- ner Volksschule holte und ihn in der Garderobe mit einem Kopfschuss töte- te. Der Tat waren wiederholte, massive Gewalttätigkeiten des Vaters gegen die Ehefrau und die Kinder vorangegangen. Die Mutter des getöteten Kindes hatte in der Folge Klage gegen die Republik Österreich eingebracht, wegen eines Verstoßes gegen das Recht auf Leben, die Behörden hätten die Gefahr erken- nen und entspre- chend reagieren müs- sen. Im Juni 2021 erging schließlich das Urteil: Die Republik Österreich wurde freigesprochen. Allerdings: sieben von 17 Richtern waren anderer Meinung. Was von vielen Stellen immer wieder bemängelt wird, sind fehlende Mittel und mangelnde Zusammenarbeit und Vernetzung der verschiedenen Institu- tionen. So war die Lehrerin des acht- jährigen Buben nicht über die Wegwei- sung des Vaters informiert worden – eine folgenschwere Fehlentschei- dung. Dem Schutz der Kinder ver- pflichtet. In Österreich gibt es eine Reihe von Einrichtungen zum Schutz unserer Jugend, wie die Kinder- und Jugendanwaltschaft. Dabei handelt es sich um weisungsfreie Einrichtungen der Länder mit der Aufgabe, die ä Stresssituationen sind ein großer Risikofaktor für Streit und Gewalt. Gerade in der Coronakrise fühlten sich viele Familien überfordert und alleine gelassen. 26 moments 7/2021 COVERSTORY

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