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20 moments 9/2023 Coverstory moments 9/2023 21 Coverstory FOTOS: LJUBAPHOTO / GETTY IMAGES / E+ eginnen wir mit einer kurzen Fragerunde: Wer ist bei Ihnen im Haushalt für die Wäsche verantwortlich? Wer kümmert sich um Geburtstagsgeschenke für sämtliche Verwandte? Und wer plant den nächsten Familienurlaub oder die Freizeit des Kindes? In den allermeisten Familien fallen diese Aufgaben nach wie vor in den Bereich der Mütter. Von herkömmlichen Haushaltbesorgungen über das Koordinieren von Terminen und das Pflegen kranker Angehöriger bis zum Gefühl, ständig für jeden und alles erreichbar sein zu müssen – Mental Load nennt sich die Grauzone unbezahlter und somit meist unsichtbarer Arbeiten. Historisch verankert. Immer öfter taucht dieser Begriff nun auch in Gesellschaftsdebatten auf. Denn das Problem dabei: Männer überlassen den Frauen nur allzu gerne das Organisieren, Koordinieren, Planen und Denken. Prinzipiell kann diese Rollenverteilung nämlich als ein Relikt aus der „Hausfrauen“-Zeit angesehen werden, also jener Zeit, in der Frauen nicht erwerbstätig waren und sich somit auf Kind und Haushalt konzentrierten. „Was die Berufstätigkeit und das Bild der Frau betrifft, haben wir uns klar weiterentwickelt. An anderen Stellen sind wir jedoch stehen geblieben oder orientieren uns nach wie vor an den alten Rollenbildern, die wir durch unsere Eltern kennengelernt haben“, erklärt Christa Schirl, klinische Psychologin und Psychotherapeutin. Das sorgt für ein Ungleichgewicht bis hin zum Mental Overload: Neben Kind und Kegel auch noch eine Karriere zu stemmen, führt zu Dauerstress. Und kann krank machen, wie der 2022 erschienene McKinsey-Report zeigt, bei dem amerikanische Arbeitnehmerinnen zu ihrem Wohlbefinden befragt wurden. Die Ergebnisse? Fast zwei Drittel der befragten Mütter verbringen neben ihrem Beruf mindestens fünf Stunden pro Tag mit Arbeiten im Haushalt oder der Kinderbetreuung. 42 Prozent fühlen sich demnach ausgelaugt und ausgebrannt. Konfliktverursacher. In erster Linie geht es also darum, Frauen zu entlasten. Denn gerade in Familien nimmt die Anzahl von Burn-outs stetig zu. Schätzungen zufolge ist österreichweit sogar jede fünfte Mutter betroffen. Zusätzlich wirkt sich die einseitige Verteilung vieler Aufgaben negativ auf Partnerschaften aus. „Ich hatte erst vor Kurzem ein Paar in meiner Praxis sitzen, das genau mit dieser Thematik haderte. Er war es durch seine Mutter gewohnt, im gemachten Nest zu sitzen und im Haushalt keinen Finger zu rühren. Sie wiederum brachte dieses Verhalten zur Verzweiflung“, so Schirl. Von dementsprechender Wichtigkeit sind deshalb das Ziehen von Grenzen und eine klare Kommunikation. „Paare sollten die anfälligen Aufgaben konkret einteilen und die einzelnen Gebiete abstecken. Dabei kann es helfen, sich an den Dingen zu orientieren, die individuell Spaß machen. Während der eine lieber kocht, greift der andere vielleicht freiwillig zum Staubsauger“, rät die Expertin. Essenziell ist jedoch nicht nur das schlichte Ausführen der Tätigkeiten, sondern vor allem das gemeinsame Mitdenken. Die gute Nachricht: Es ist eine Generationenfrage und man merkt bereits jetzt, dass junge Männer mit einem ganz anderen Rollen- verständnis aufwachsen. l Christa Schirl Klinische Psychologin und Psychotherapeutin ä Die ungleiche Verteilung der Arbeiten kann auch zu Beziehungskonflikten führen. CHECKLISTE: WER MACHT WAS? Kochen, Jausen(vor)bereitung, Einkaufen Ich o Partner o Wäschewaschen, Trocknen, Bügeln Ich o Partner o Putzen, Staubsaugen, Müllrausbringen Ich o Partner o Kinderbetreuung Ich o Partner o Freizeitplanung Ich o Partner o Arzttermine, jährliche Routinen Ich o Partner o Geburtstagsfeiern, Geschenke Ich o Partner o Vorbereitungen für Kindergarten, Schule Ich o Partner o Planung Verwandtenbesuche Ich o Partner o Pflege Angehöriger Ich o Partner o Haustiere, Verpflegung Ich o Partner o

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