SHEWORKS 8-23

SheWORKS | 2023 53 52 SheWORKS | 2023 LIFESTYLE LIFESTYLE In dieser Kompanie arbeiten die besten klassischen Tänzer der Welt und das Erbe des Tanzes wird hier gehegt und gepflegt, und zwar mit eiserner Disziplin. Die Ballettausbildung mit ihren jahrelangen Trainings, den fünf Grundpositionen und den Übungen sowohl an der Barre (also der Stange) und im Milieu (also in der Raummitte) ist zweifelsohne ausgesprochen fordernd. Haka. Die Ureinwohner Neuseelands haben ihre Kultur in großen Teilen bewahrt. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist der Haka, ein traditioneller Kriegstanz, der heute noch auf Festen zelebriert oder für Touristen aufgeführt wird. Weltweit bekannt wurde er durch die neuseeländische Rugby-UnionNationalmannschaft der All Blacks, die den Haka vor Beginn eines Länderspiels aufführen. Der Haka besteht aus furchteinflößenden Rufen, dass es sich um einen Kriegstanz handelt, wird durch ihre Bewegungen deutlich. Es geht vor allem um die Frauen der Männer, die den Kriegern den Rücken stärken. Gesichtsbemalung, aufgerissene Münder und das expressive Benutzen des eigenen Körpers als Instrument zeichnet diesen rituellen Tanz der Mãori aus. Argentinischer Tango. Der am Río de la Plata entstandene Paartanz wird heute längst nicht nur auf den Straßen von Buenos Aires getanzt, sondern rund um den Globus finden sogenannte Milongas, also Tango-Tanzveranstaltungen statt. Mit den gesungenen Tangos von Carlos Gardel begann in den 1920er Jahren das goldene Zeitalter des Tangos. Zahlreiche Orchester – das Orquesta Típica bestand aus vier oder fünf Bandoneons, mehreren Geigen, Bratsche, Cello, Klavier und Kontrabass – prägten das Nachtleben der argentinischen Hauptstadt. Die oft sozialkritischen und melancholischen Texte spieNeurowissenschaftler der Uni Bochum erforschen, wie Tanz sich auf unsere Gesundheit auswirkt und sie konnten herausfinden: Wer eine Stunde pro Woche tanzt, profitiert körperlich und bleibt länger fit im Kopf! Gut zu wissen Fähigkeit zum Nachahmen Wenn man sich nur vorstellt, Walzer zu tanzen, arbeitet das Gehirn in den gleichen Regionen, wie wenn man tatsächlich Walzer tanzt. Mehr Aufmerksamkeit Eine Studie hat gezeigt, dass erwachsene Profitänzer in Aufmerksamkeitstests besser ab- schnitten als Tanzmuffel. Verbesserte Raumwahrnehmung Bei Studien mit Tangotänzern zeigte sich eine deutliche Aktivität der Hirnregion für Orientierung und Raumsinn. Tanzen vereint körperliche Betätigung mit sozialer Interaktion, kognitiven Herausforderungen und musikalischer Stimulation. Die körperliche Nähe beim argentinischen Tango tut also Hirn, Körper und Geist gut. geln die Thematik der Zeit wider und bis heute werden die Aufnahmen der damaligen Orchester und berühmter Sänger gespielt und getanzt. Die Besonderheit des argentinischen Tangos liegt neben der außergewöhnlich berührenden Musik und der engen Umarmung der Tanzpaare auch in der Interpretation der Musik. Denn statt einer fixen Choreografie werden verschiedene Schrittelemente, Drehungen und Techniken in beliebiger Weise miteinander kombiniert und ständig improvisiert. Was bewegt uns? Tanz ist viel mehr als ein Körper in Bewegung. Neurologen, die seit Jahren zum Tanzen und zu den dabei ablaufenden Prozessen in unserem Hirn forschen, wissen: Das Hirn schüttet jede Menge Glückshormone aus, wenn der Mensch tanzt. Es fördert die Integration und hilft außerdem bei der Merkfähigkeit. Die Emotionsforschung weiß, dass sich viele Emotionen in der reinen Bewegung ausdrücken, etwa Traurigkeit oder Fröhlichkeit. Zum Gemeinschaftsgefühl trägt vor allem die soziale Synchronisation maßgeblich bei. Dieses Phänomen ist leicht zu beobachten, sobald unser Gehirn eine Information übernimmt, etwa ein Klatschen. Bewegen wir uns dazu in Synchronisation, ob beim Anfeuern im Fußballstudio oder beim Applaus in der Oper, schaffen wir als große Gruppen einen Gleichklang. Während eine absolute Gruppenbewegung mit extremer Präzision für Tiere ein Leichtes ist, etwa im Fischschwarm, bedeutet eine so perfekte Choreografie für den Menschen hartes Training. Tiere, so zeigen Forschungen, fühlen sich sicher im Schwarm und die Gemeinschaft sorgt für ein Sicherheits- und Wohlgefühl, ebenso ist es beim Menschen. Übung macht bekanntlich den Meister: Wer gut tanzen will, muss hauptsächlich üben. Umso öfter Bewegungsabläufe wiederholt werden, umso eher werden sie im Gehirn abgespeichert. Tanzen fördert also nicht nur die Aufmerksamkeit, bei Tests zeigten sich auch Verbesserungen der Reaktionszeit, der motorischen und sensorischen Leistungsfähigkeit, bei Stand und Balance sowie eine allgemeine Aufwertung des Lebensstils. Taktgefühl. Der eigene Körper dient als Instrument, als Ausdrucksmittel, um seine Gefühle zu verbildlichen. Wie ein Künstler mit Pinsel und Farbe eine Leinwand bemalt, so hat ein Tänzer seinen Körper zur Verfügung. Die Freude am und mit dem eigenen Leib wird im Tanz zu einer internationalen Sprache, die Kultur- und Sprachbarrieren überbrückt. Mit der Kenntnis von sich selbst geht auch Selbstvertrauen einher. Der volle Körpereinsatz ermöglicht eine Kommunikation ohne Worte und anstatt passiv „abzuschalten“, teilt man sich bewusst und aktiv mit, wird wach- und achtsam. Mitte gut, alles gut. Warum Tanzen so viele positive Auswirkungen auf Körper und Geist hat? Die Liste wäre schier endlos. Ein wesentlicher Punkt ist in jedem Fall die eigene Mitte. Tanzen hilft nicht nur, buchstäblich sein Gleichgewicht zu schulen, auch unsere innere Balance wird gestärkt. Bei vollen Terminkalendern und stressigem Alltag bieten Tanzkurse den perfekten Ausgleich, sei es Zumba in der Gruppe, Tango im Paar oder Breakdance allein. Also am besten alles raustanzen! Seinen Körper bewusst mit der Musik zu bewegen macht schließlich nicht nur Spaß und bringt einen ins Schwitzen, sondern bietet auch eine hervorragende Möglichkeit, aller Art von Emotionen mit Musik und Körper Ausdruck zu verleihen. l FOTOS: HALFPOINT / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, ELKOR / E+

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