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moments 8/2023 59 Die demografische Entwicklung in europäischen Wohlfahrtsstaaten wie z. B. Österreich droht die Alterspyramide auf den Kopf zu stellen. Steht die Betreuung betagter Menschen noch auf sicheren Beinen? Andreas Herz, MSc: Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind sicher außerordentlich groß. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden in Österreich immer mehr Menschen in ein Alter kommen, in dem sie mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später Betreuung benötigen werden – und zwar zu einem erheblichen Teil rund um die Uhr. Gleichzeitig nehmen die familiären Betreuungsressourcen ab. Insofern zeichnet sich eine zurückhaltend formuliert herausfordernde Situation ab. Vorboten dieser Entwicklung sind bereits zu erkennen. Warnungen vor einem Pflegenotstand sind in den vergangenen Monaten noch häufiger zu hören gewesen als zuvor? Herz: Die zunehmende Konkurrenz um Arbeitskräfte spitzt die Situation zu. Und die von den aktuellen Krisen markierte Zäsur macht vielen den Ernst der Lage erst wirklich bewusst. Wie wir die Herausforderungen in Betreuung und Pflege unter den skizzierten Voraussetzungen bewältigen werden, hängt von einem Zusammenwirken vieler Faktoren ab. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass der Betreuung durch selbstständige Personenbetreuerinnen und Personenbetreuer, also der sogenannten 24-Stunden-Betreuung, bei der Sicherung einer hochwertigen BETREUUNG langfristig sichern Zukunftsfrage. Wie kann es gelingen, die Betreuung betagter Österreicherinnen und Österreicher, die ihren Alltag nicht mehr auf sich allein gestellt bewältigen können, auch in Zukunft sicherzustellen? Andreas Herz, MSc, Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung in der WKO Steiermark, Obmann des Fachverbands in der WKO und Vizepräsident der WKO Steiermark, im Interview. www.daheimbetreut.at ANZEIGE FOTOS: MARIJA KANIZAJ und für die breite Bevölkerung zugänglichen – sprich: leistbaren – Betreuung eine Schlüsselrolle zukommen wird. Das war ja auch in den vergangenen Jahren schon so, sonst hätte sich dieses Betreuungsangebot nicht in einem solchen Ausmaß durchgesetzt. Worauf ist die beeindruckende Entwicklung der 24-Stunden-Betreuung in den letzten ca. zwei Jahrzehnten zurückzuführen? Herz: Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen. Nicht zu bestreiten ist, dass dieses Angebot einer leistbaren Betreuung Andreas Herz, MSc, Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung zu Hause in den eigenen vier Wänden konkurrenzlos und somit alternativlos ist. Ihre Verlässlichkeit haben die vielen Tausend selbstständigen Betreuungspersonen ja zuletzt unter schwierigsten Bedingungen sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Im Zusammenspiel mit den Agenturen gelingt es zudem, Betreuung Suchende und Betreuende rasch miteinander in Verbindung zu bringen. In solchen fordernden Lebenssituationen brauchen Menschen kompetente und effiziente Unterstützung. Wie kann die 24-Stunden-Betreuung nachhaltig gesichert werden? Herz: In den vergangenen Jahren wurden kontinuierlich Anstrengungen unternommen, um rechtliche Rahmenbedingungen und Leistungsniveau stetig zu steigern. Unter den aktuellen Gegebenheiten – sprich: Inflation und Anstieg der Lebenshaltungskosten – geht es vor allem darum, die Attraktivität des Berufs für die selbstständigen Betreuungspersonen zu erhalten, ohne die Leistbarkeit für die Betreuung Suchenden aufs Spiel zu setzen. Dazu wird es allerdings auch eines klaren gesellschaftlichen Bekenntnisses bedürfen: Die Förderungen sind nach Jahren der Stagnation nun endlich so anzupassen, dass Betreuung Suchende in die Lege versetzt werden, jene Menschen, die sie so sorgsam und liebevoll betreuen, auch in Zukunft fair zu entlohnen.

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