moments Magazin 10-23

FOTOS: PRIVAT, GETTYIMAGES.COM/SOUTHWORKS moments 10/2023 27 E X P E R T E N Tipp Eva Eli Taxacher Lehrgangsleitung und Koordination der GenderWerkstätte, Frauenservice Graz Warum verspüren Frauen das Bedürfnis, sich in einer Weise zu präsentieren, die den Erwartungen der Männer entspricht? Wir alle lernen schon als Kinder, für welche Art von Verhalten und Aussehen wir Anerkennung, Lob und Zuspruch erfahren und was ignoriert oder bestraft wird. Dabei geht es nicht nur darum, Erwartungen von Männern zu erfüllen, sondern auch die von anderen Frauen, die diesen „male gaze“ ja auch gelernt haben, weil wir in einer patriarchal geprägten heteronormativen Gesellschaft leben. Welche Schritte können Frauen und auch Männer unternehmen, um sich von stereotypischen Erwartungen zu befreien? Es ist sehr lohnend – aber nicht einfach – herauszufinden, was ich für mich eigentlich „schön“ finde und womit ich mich wohlfühle. Denn das ist ja nicht ganz unabhängig von gesellschaftlichen Normvorstellungen oder den Idealvorstellungen von Lebensentwürfen. Welche Botschaft würden Sie Frauen mitgeben, um sich gegenseitig mehr zu unterstützen? Es geht vor allem darum, mehr Freiheit und mehr Möglichkeiten für alle zu erreichen. Ein entspannterer Umgang mit den eigenen Unsicherheiten, die eigenen verinnerlichten sexistischen und auch rassistischen Bilder erkennen zu können, ist dafür schon hilfreich. Sich mit anderen Personen austauschen, Netzwerke nutzen und für einander einstehen in Situationen, wo Unterstützung notwendig ist. Probleme damit verbunden. Einer dieser negativen Effekte ist, dass sich weibliche Stereotype dadurch immer stärker in unseren Köpfen verankern. Denn „Pick Me Girls“ werten exakt diese Charakteristika ab, die in unserer Gesellschaft stereotypisch Frauen zugeschrieben werden. Das sind beispielsweise Eigenschaften wie: sich gerne zu schminken, sich schick zu kleiden oder Gefühle zu zeigen. Das Problem: Wenn genau diese Eigenschaften noch weiter abgewertet werden und das auch noch von Frauen selbst, verfestigen sich diese Stereotype immer mehr. Und ist es nicht schon längst an der Zeit, sich endlich von ständigen Stereotypisierungen zu lösen und sich nicht immer für seine Interessen rechtfertigen zu müssen? Verinnerlichte Glaubenssätze. Die Problematiken im Zusammenhang mit „Pick Me Girls“ sind noch weitaus größer und komplexer, als man zunächst glauben mag. Denn auch die internalisierte Misogynie spielt eine große Rolle bei diesem Thema. Dieser Begriff beschreibt die verinnerlichte, teilweise unterbewusste sexistische Grundhaltung von Frau- ä Frauen sollten sich nicht als mögliche Konkurrenz sehen, sondern sich einander akzeptieren und supporten.

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