moments Magazin 01-24

Coverstory Coverstory FOTOS: BOGGY22 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, MONKEYBUSINESSIMAGES / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS „Best Ager“ sind Menschen, die 60 Jahre oder älter sind. Noch Anfang der 1950er Jahre gehörte etwa ein Zehntel der Österreicher zu dieser Altersgruppe. Heute liegt der Anteil der über 60-Jährigen bereits bei rund 26 Prozent, das sind etwa 2,3 Millionen Menschen. Die Tendenz bleibt steigend: Bis ins Jahr 2030 wird diese Zahl auf rund 2,8 Millionen anwachsen, bis 2050 auf rund 3,3 Millionen – ein Plus von 41 Prozent im Vergleich zu 2021. Im Jahr 2050 wird in Österreich bereits knapp über ein Drittel der Gesamtbevölkerung zur Altersgruppe der Best Ager gehören. Alte(r) in Zahlen Der demografische Wandel ist nicht nur durch mehr Alte, sondern auch durch weniger Junge zustande gekommen. Wir sprechen fast nur von einer „Überalterung“ unserer Gesellschaft, sollten uns aber klar darüber sein, dass wir eigentlich an einer „Unterjüngung“ leiden. Wir haben vor allem zu wenig Junge. Wir werden älter als die Generationen vor uns, sind dabei auch gesünder und fitter als unsere Eltern und Großeltern im gleichen Alter – wenn sie dieses überhaupt erreicht haben. Dafür wird man heute länger zur Jugend gezählt und unverständlicherweise früher den Senioren zugeordnet, wird also früher alt gemacht! Wir haben die ältesten Studenten und die jüngsten Pensionisten! Verkehrte Welt. Wir ordnen den Menschen bis 35 den Jugendgruppen zu, zählen ihn ab 45 zu den älteren Arbeitnehmern, geben ihm ab 50 keine Berufschancen mehr und schieben ihn ab „55plus“ zum alten Eisen. Wir beschneiden so das eigentliche aktive mittlere Erwachsenenalter von beiden Seiten und lassen es auf gefühlte zwanzig Jahre zusammenschrumpfen. Trotz gegenteiliger wissenschaftlicher Erkenntnisse wird der ältere Arbeitnehmer – zu dieser Gruppe zählt man bereits ab 45 Jahren – als leistungsgemindert eingestuft. Die Ausdehnung der Jugendzeit und die Vorverlegung des Seniorenalters trotz besserer Gesundheit und vorhandener Kompetenz führen zu einer Verkürzung des eigentlichen aktiven mittleren Erwachsenenalters. Werte schaffen. Alter(n) kann in vielen Bereichen ein Gewinn sein. Alter(n) muss nicht zwangsläufig Abbau und Verlust bedeuten, sondern kann in vielen Bereichen geradezu ein Gewinn sein: eine Zunahme von Kompetenzen und Potenzialen und damit eine Chance – für den Einzelnen und die Gesellschaft. Dafür braucht es aber auch Angebote, die ältere Menschen motivieren, mitzuarbeiten, sich einzusetzen, sich zu engagieren. Fast täglich liest man in den Zeitungen von der Belastung unseres Systems durch die Alten. Warum diskutiert man nur über die Kosten der Alten und nicht über ihren Nutzen? Warum sieht man den älteren Menschen nicht als Gewinn, als einen, der Werte schaffen kann, der die Wirtschaft ankurbelt und der sich wertvolles Wissen und Können im Laufe seines Lebens angeeignet hat? Altruistische Seite entdecken. Nicht vergessen darf man, dass sich auch viele ältere Menschen, nachdem sie aus dem Berufsleben wegen Pensionierung ausgestiegen sind, ein aktives Leben, mit aufwendigen Hobbys und kostspieligen Reisen, finanziell schlichtweg nicht mehr leisten können. Dass diese aktiven Senioren einerseits weiterarbeiten und Geld verdienen wollen, sollte von Unternehmern angenommen werden, anstatt zu jammern, dass es so schwer ist, gute Arbeitskräfte zu bekommen. Auch für die Allgemeinheit müsste es von größtem Interesse sein, die Älteren weiterhin im gesellschaftlichen Leben gut integriert zu sehen und ihren gesellschaftlichen Wert entsprechend anzuerkennen. Außerdem ist etwa die Hälfte der Menschen in dieser Altersgruppe ehrenamtlich in einem Verein oder einer Organisation tätig. Ältere Menschen entdecken im Alter oft ihre altruistische Seite an sich und sehen in der gemeinnützigen Arbeit eine Chance, die Gesellschaft mitzugestalten. Sie bringen häufig viel Erfahrung mit – oftmals wählen sie für ihr freiwilliges Ehrenamt einen Bereich, in dem sie ihre frühere berufliche Tätigkeit weiterführen können. Nicht zuletzt engagieren sich Ältere in der Betreuung von Enkelkindern und pflegebedürftigen Verwandten. Andererseits haben Pensionierte mehr Zeit und Freiheit, ihren Alltag so zu gestalten, wie sie es gerne möchten. Ältere Menschen teilen ihren Erfahrungsschatz und tragen so zu einer Win-winEine Mischung aus Jungen und Älteren sorgt für eine gute Balance im gesamten Unternehmen. Gerade jetzt wird die Ressource erfahrener Kräfte immer wichtiger und sorgt für neue Sichtweisen. ä 38 moments 1/2024 moments 1/2024 39 Die Generation 60plus leistet innerhalb und außerhalb der Familie vielfältige wertvolle Arbeit, die zu oft unbeachtet und auch unbezahlt, aber vor allem unbezahlbar ist: Der Wert wird aktuell mit 8,6 Mrd. Euro (lt. ÖSB, Stand: 2023) beziffert.

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