moments Magazin 02-24

moments 2/2024 23 Coverstory FOTO: PRIVAT viel öfter treffen, als das männliche. „Zum Beispiel tritt die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose zwei- bis dreimal häufiger bei Frauen als bei Männern auf“, erklärt die Neurologin. Warum das so ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Experten nennen Umwelteinflüsse, wie eine niedrige Sonnenexposition und einen ungesunden Lebensstil, wie Rauchen und Übergewicht, als mögliche Risikofaktoren. Zudem erwähnt Gattringer: „Es leiden auch deutlich mehr Frauen an Migränekopfschmerzen. Der Einfluss der weiblichen Sexualhormone scheint auch hierbei eine zentrale Rolle zu spielen, denn die Symptome verbessern sich häufig in den ersten Phasen des Wechsels und verringern sich nach dem Wechsel deutlich.“ Darüber hinaus erläutert die Expertin: „Frauen haben in allen Altersgruppen ein geringeres Schlaganfallrisiko, da sie durchschnittlich weniger Risikofaktoren ausgesetzt sind als Männer – aber die weiblichen Geschlechtshormone dürften auch hier EINFLUSS. Man kann nicht einfach so zwischen „männlichem“ und „weiblichem“ Gehirn unterscheiden. Denn neben genetischen Faktoren haben auch Umwelteinflüsse, Erfahrungen, sowie gesellschaftliche und kulturelle Gegebenheiten einen wesentlichen Einfluss auf die Hirnentwicklung. l Dr. Tamara Gattringer Fachärztin für Neurologie www.neuro-gattringer.at E X P E R T E N Tipp dazu beitragen.“ Aber nicht nur bei neurologischen Erkrankungen wird der Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone wieder einmal deutlich erkennbar, sondern auch bei Gefäßerkrankungen sollen die Sexualhormone sogar einen positiven Effekt haben. Trotz allem konnten tatsächliche Ursachen für die Unterschiede bei den Erkrankungen bis heute nicht konkret festgesellt werden. Dennoch sind die meisten neurologischen Erkrankungen mittlerweile gut behandelbar und durch die richtige Expertise kann bei den meisten Patientinnen eine gute Lebensqualität erreicht werden. Anpassungsfähig. Zusammenfassend scheint es nun so, als hätten die verschiedenen Hormone in unseren Körpern einen enormen Einfluss auf unser Tun und Handeln, aber auch hinsichtlich bestimmter Krankheiten. Darüber hinaus gibt es auch kleine physische Unterschiede, doch der springende Punkt ist: Es kann trotz allem nicht von einem typisch weiblichen, beziehungsweise typisch männlichen Gehirn die Rede sein. Warum? „Weil neben den genetischen Faktoren auch Umwelteinflüsse und unterschiedliche Erfahrungen einen wesentlichen Einfluss auf die Hirnentwicklung haben“, erläutert Gattringer. Denn unser Denkorgan bleibt nach einem bestimmten Alter nicht einfach „stehen“, sondern befindet sich in einem stetigen Wandel durch Lernprozesse, Erfahrun- ä

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