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moments 3/2018
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moments 3/2018
FOTOS: WWW.HEIKEBLENK-PHOTOGRAPHER.COM
FOTO: WWW.HEIKEBLENK-PHOTOGRAPHER.COM
S
tehen deine beiden Beru-
fe nicht etwas im Wider-
spruch?
Im Grunde habe ich
begonnen, die Menschen zu fotogra-
fieren, mit denen ich auch im Schul-
kontext arbeite. Als Kulturkoordina-
torin lade ich Autoren zu Lesungen
und Schauspieler zu Theaterproben
ein. Zunächst habe ich die Bilder für
die Presse verwendet und im Laufe
der Zeit hat sich so ein Netzwerk an
Kontakten gebildet. Mittlerweile por-
trätiere ich Kulturschaffende in den
großen Theatern Hamburgs und auch
Aufnahmen in der Wiener Burg sind
geplant. Joachim Meyerhoff hatte ich
da schon vor der Linse. Meine Bil-
der werden europaweit für Plakate,
Programmhefte und Presseberichte
angefragt. Dabei ist mir dann zufäl-
lig auch Klaus Maria Brandauer vor
die Linse geraten und der fotoscheue
Berlinale-Star Franz Rogowski hat
sich für mich mit Fön in die Bade-
wanne seines Hotelzimmers gelegt.
Im Hamburger Arthaus Kino Abaton
bin ich Hausfotografin und fotogra-
fiere auf den Opening Nights. Volker
Schlöndorff, August Diehl, Lars Eidin-
ger, Anna Loos, Ai WeiWei zum Bei-
spiel. Für eine Ausstellung gehe ich
mit Regisseuren wie Fatih Akin aufs
Dach. Da ist das Licht wunderbar
und es entstehen tolle Fotos. Burg-
hart Klaußner und Josef Hader sind
auch nicht abgeneigt.
Was zeichnet dich aus, dass dich
als schwierig geltende Künstler so
nah heranlassen und dir vertrauen?
Das Eis ist meist schnell gebrochen.
Vielleicht, weil ich mich wirklich hun-
dertprozentig auf mein Gegenüber
einlasse, mich für den Menschen vor
meiner Linse interessiere. Mittlerwei-
le hilft auch, dass die Menschen mei-
ne Fotos kennen und schätzen. Sie
wissen, was sie bekommen können.
Richtige Momente
TEXT:
FRIEDERIKE PLÖCHL
Lustvoll.
HEIKE BLENK IST OBERSTUDIENRÄTIN FÜR THEATER, DEUTSCH UND ENGLISCH UND SIE FOTO-
GRAFIERT – UNTERSCHIEDLICHSTE CHARAKTERE AUS DER INTERNATIONALEN KUNSTSZENE, DER FILM- UND
THEATERBRANCHE WOLLEN SICH VON DER ZARTEN HAMBURGERIN ABLICHTEN LASSEN UND ZEIGEN SICH PUR.
Bei wem bzw. wo hast du dei-
ne handwerkliche Fähigkeiten, die
deine Bilder so außergewöhnlich
machen, erlernt?
Ich komme aus einer Familie, in der
schon der Großvater Fotos im eige-
nen Labor entwickelte und der Vater
gewinnt international Preise für sei-
ne Bilder. Da saugt man vieles qua-
si mit der Muttermilch auf. Aber ich
habe auch viel vom großen Wal-
ter Schels oder von Annie Leibovitz
gelernt. Am Ende ist es aber offen-
bar eine Gabe – das Gefühl für das
Motiv und den richtigen Moment.
Dazu kommt, dass ich es einfach lie-
be, Menschen zu begegnen und in
möglichst kurzer Zeit ein Energie-
feld aufzumachen, in dem wir uns
frei und intuitiv bewegen können.
Das kostet Kraft, ist aber auch unge-
mein überraschend, kreativ und lust-
voll. Diese Form der Kommunikation
und Verbindung macht mich gera-
dezu süchtig – zusammen mit den
Ergebnissen, die dabei entstehen.
Hast du mal darüber nachgedacht,
nur mehr zu fotografieren?
Meine beide Welten ergänzen sich
wunderbar. Ich möchte mit der
Fotografie nicht unbedingt meinen
Lebensunterhalt verdienen müssen.
Dann wäre ich nicht mehr frei in der
Wahl meiner Motive und Projekte.
Welche Persönlichkeiten wolltest
du schon immer fotografieren?
Ich arbeite am liebsten mit wilden, frei-
en Charakteren zusammen, die sich
mutig fallenlassen können und mit mir
gestalten, mich auch mal mitreißen.
Wie bei einem Jazzstück, bei dem die
Musiker zusammen etwas entwickeln,
herausfinden. Sehr gerne arbeite ich
mit Philipp Hochmair. Der schmeißt
sich voll rein, dem ist nichts peinlich,
man weiß nie, wohin die Reise geht
– aber die Ergebnisse sind fantas-
tisch. Aber jeder ist mir willkommen,
dem es nicht um eine glattgebügelte
Oberfläche geht. Ich möchte kraftvol-
le Bilder schaffen; die “true colours”
einer Person sichtbar machen. Manch-
mal ist es auch faszinierend, was man
mit einem sehr schüchternen Men-
schen entwickeln kann.
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Der österreichische Schauspieler Philipp Hochmair ist ein Lieblingssujet der Hamburger Fotografin Heike Blenk.
Ich trete über das Fotografieren so
intensiv mit der Welt in Verbindung,
wie ich es sonst nicht kann.
Heike Blenk,
Fotografin