SHEWORKS 8-23

von Fill Maschinenbau in Gurten zeigt. „Wir bieten die Ganztagsbetreuung für Eltern seit 2016 an, doch es gibt keine Nachfrage dafür“, sagte Firmenchef Andreas Fill (siehe Interview). Es braucht mehr Vorbilder. Bernadette Spiesberger, HR-Leiterin an der Fachhochschule OÖ, kann die Aussage von Andreas Fill nur bestätigen: „Ich coache auch Mütter in diesem Bereich in meiner freiberuflichen Tätigkeit. In ländlichen Regionen ist die Nachfrage nach Betreuungseinrichtungen deshalb nicht da, weil man dort als berufstätige Mutter eher die Ausnahme als die Regel ist.“ Laut Spiesberger zeigten Studien, dass Frauen in ländlichen Regionen immer noch schräg angesehen werden, wenn sie ganztags oder auch nur 30 Stunden arbeiten gehen. In der Stadt gibt es hingegen nie Probleme mit der Kinderbetreuung. Für Spiesberger, selbst dreifache Mutter, ist die Frage von guter Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch eine Frage des Mindsets und der Vorbilder von Führungskräften in Politik und Wirtschaft. Wie bekommt Spiesberger selbst einen 40-Stunden-Job und Familie unter einen Hut? „Ich habe einen Partner an meiner Seite, der auch beruflich mitgehen kann. Ich kann es mir leisten, meine Kinder so zu versorgen, dass sie nicht 40 Stunden außer Haus verbringen müssen. Und drittens habe ich einen Arbeitgeber, der sehr familienfreundlich ist und mir auch sämtliche Freiheiten lässt, solange ich meinen Job mache.“ Die Wirtschaft springt ein. Viele andere Frauen haben diese Privilegien nicht, deshalb springt vielfach die Wirtschaft ein. Einige große Betriebe wie Miba oder Greiner unterhalten schon seit Jahren eigene Kindergärten. Besondere Aufmerksamkeit erregte die voestalpine mit der 24-StundenBetreuung für Kinder von FOTOS: FATIHHOCA / E+, © FOTODESIGN HARALD MINARIK 2014, MIBA, HÜTTHALER, FH OÖ Schichtarbeitern, die seit September läuft. Schichtdienst also auch für Kindergärtnerinnen. Der Sommer zeigte außerdem einen großen Bedarf nach Ferienbetreuung. Angebote der Digital Mile und der Keba wurden dankend angenommen und waren teilweise schon Monate im Voraus ausgebucht. Gerade im ländlichen Raum ist die Kinderbetreuung in den Ferien eine riesige Herausforderung. Der Familienbetrieb Hütthaler, einer der größten Fleisch- und Wurstproduzenten Österreichs, veranstaltet zum fünften Mal „Ferien im Betrieb“ im firmeneigenen Turnsaal. Drei Wochen lang werden die Kinder der Mitarbeiter in den Sommerferien durch Pädagogen der Kinderfreunde Salzkammergut betreut. „Die Familie ist eine wichtige Säule der Gesellschaft, umso wichtiger ist es, dass wir als Unternehmen zunehmend Verantwortung übernehmen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern“, so Dagmar Hütthaler, die selbst Mutter zweier Kinder ist. Auch große Produktionsbetriebe wie BRP-Rotax investieren in Ferienbetreuung und flexible Arbeitszeiten, damit Mitarbeiter in den „Papamonat“ gehen können. Am konsequentesten verfolgt diesen Weg Fill in Gurten, der mit seinem Future Lab Kindern faszinierende Einblicke in die Welt der Technik bietet und sie für MINT-Berufe zu begeistern versucht. Mehr als 6.000 junge Menschen besuchten die Einrichtung seit der Eröffnung vor zwei Jahren. Vielleicht sind ja künftige Mitarbeiter dabei? Fill zeigt jedenfalls mit seinem breit angelegten Campus, dass es um weit mehr geht, als Kindern eine sinnvolle Beschäftigung zu geben, während die Eltern arbeiten. Es geht um die Förderung der Talente von morgen und letztlich um die Zukunft des gesamten Standorts. l In ländlichen Regionen ist die Nachfrage nach Betreuungseinrichtungen deshalb nicht da, weil man dort als berufstätige Mutter eher die Ausnahme als die Regel ist. Bernadette Spiesberger HR-Leiterin FH OÖ & Coachin Bis 2030 sollen in der EU 45 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Krabbelstuben und Kindergärten sein. In Österreich liegt die Betreuungsquote gerade einmal bei 29,1 Prozent. Für Dagmar und Florian Hütthaler, die in vierter Generation die Hütthaler KG in Schwanenstadt leiten, ist es ein Gebot der Stunde, dass Unternehmen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Familiensache: Miba in Laakirchen gilt als einer der Pioniere der firmeneigenen Kinderbetreuung. Vor zehn Jahren wurde die Krabbelstube eröffnet. Im Bild: F. Peter und Johanna Mitterbauer. COVERSTORY SheWORKS | 2023 11 10 SheWORKS | 2023

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