moments Magazin 03-24

28 moments 3/2024 Work Work FOTOS: PROSTOCK-STUDIO / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, DEJAN DUNDJERSKI / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS *QUELLE: WKO.AT Möglichkeiten auftun. Der Kindergarten ist weit mehr als eine „Aufbewahrungsstätte“ – Kinder lernen hier zwischenmenschliche Begegnungen vor allem außerhalb der eigenen Familie kennen. Dazu zählen ebenso wichtige Konfliktsituationen. Aber auch elementare Fähigkeiten, wie etwa Basteln, werden hier erlernt und sind als Vorbereitung für die Schule förmlich notwendig. Bildungsexperten sind sich darüber einig, dass massiv in die Elementarpädagogik investiert werden muss, ansonsten wären wir mit Problemen konfrontiert, welche sich später nicht mehr so leicht in den Griff kriegen lassen. Kinder kommen heutzutage immer häufiger in die Schule, ohne jemals eine Schere in der Hand gehalten, einen Purzelbaum geschlagen oder ihren eigenen Namen geschrieben zu haben. Sie starten ihre schulische Laufbahn also von Beginn an mit einem Defizit. Die erste schrittweise Loslösung von den Eltern und der damit einhergehende Einfluss einer externen Person sind wichtige Erfahrungen in der Entwicklung. Der Blick von außen ist für die richtige Förderung eines Kindes essenziell. Auch für Kinder, welche es nicht so einfach haben und nicht in optimalen Verhältnissen groß werden, ist der Besuch des Kindergartens besonders wichtig. Diese vorschulische Erfahrung ist ein ausschlaggebendes Mittel, um das Chancen-Ungleichgewicht bereits in Kinderjahren zu erkennen und ihm entgegenzuwirken. Elementare Bildung ist unverzichtbar, systemrelevant und wahrlich eine Investition in die Zukunft. Dabei sind die frühkindliche Förderung und Erziehung entscheidend, sie stellen sogar die Weichen für die Zukunft, indem sie die Entfaltung unserer Persönlichkeit und unsere späteren Chancen im Beruf beeinflussen. Experten sind sich einig, dass sich an keiner anderen Stelle in der Bildungskette so viel erreichen lässt wie im Kindergarten. Der Profit schlägt sich ebenso in volkswirtschaftlicher Sicht nieder. Der sogenannte „Return on Early Education“ besagt, dass jeder in frühkindliche Bildung investierte Euro langfristig mindestens einen achtfachen volkswirtschaftlichen Nutzen mit sich bringt. Das spiegelt sich in einer höheren Beschäftigungs- sowie in einer niedrigeren Arbeitslosenquote, in höheren Steuerleistungen und sogar in einer besseren Gesundheit wider.* Kritik am Dauermodell. Orientiert man sich an der Vorgehensweise anderer Länder und lässt sich von deren Zugängen inspirieren, ist eine kritische Hinterfragung ebenso notwendig. Zwar ist eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung aus bereits erwähnten Gründen für viele eine Hilfestellung, doch gibt es auch kritische Stimmen von Experten, welche mit Blick auf Deutschland bereits erste Erfahrungswerte analysieren können. Das Hauptargument gegen eine 24-stündige Betreuung sehen sie nämlich in der fehlenden Vertrauensbeziehung zwischen Eltern und Kind. Mangelnder Kontakt, in der oft als bedrohlich wahrgenommenen Nachtruhe, könnte in Vertrauensverlust sowie Verlustängsten der Jüngsten münden. Pädagogen können der Obsorge nicht ausreichend nachkommen, da sie selbst in Schichten arbeiten und somit keine zuverlässige Konstante für ein ängstliches Kind darstellen. Eine zwar seltener vermutete, aber dennoch berechtigte Sorge ist außerdem, dass ein solches Angebot von manchen Eltern ausgenutzt werden kann, um die Kinder und Verantwortung „abzuschieben“. Dem möchte man mit der Überprüfung der Dienstpläne entgegenwirken. Nicht zuletzt ist es besonders für die Entwicklung Heranwachsender wichtig, dass sie feste Rituale erleben. Ein regelmäßiger Wechsel des Schlafplatzes und der Person, die einen zu Bett bringt, sei kontraproduktiv. Einer für alle? Adäquate Förderung lautet das Stichwort bei frühkindlicher Bildung. Dazu zählt als elementarer Bestandteil das Verhältnis zwischen Betreuungs- personal und der Anzahl an Kindern, die beaufsichtigt werden. Bundesweit mangelt es an Personal; überfüllte Gruppen von bis zu 25 Kindern mit nur einem Pädagogen und einer Assistenzkraft sind keine Seltenheit. Die Niederlande haben im Sinne einer optimalen Förderung – und um jedem Kind bestmöglich gerecht werden zu können –, dieses Verhältnis strikt festgelegt. In der Altersgruppe der Null- bis Einjährigen darf eine Betreuungsperson auf maximal drei Kinder kommen. Mit zunehmendem Alter kann dieser Wert auch erhöht werden, so darf sich bis zum Eintritt in den Hort im Alter von sieben Jahren ein Pädagoge um bis zu zwölf Kinder kümmern. In Dänemark hat man sich ebenfalls auf eine Quote geeinigt, die seit diesem Jahr überall angewendet werden muss: Dürfen in Krippen maximal drei Kinder von einer Person betreut werden, sind es im Kindergarten bereits sechs. Politischer Ausblick. Der Dringlichkeit des Themas ist sich die Politik ebenso bewusst und arbeitet laufend an Maßnahmen. Dazu zählt etwa, die Ausbildung sowie den Berufsalltag eines Elementarpädagogen attraktiver zu gestalten. - Die Gesamtkosten des Ausbaus in der Kinder- betreuung betragen bis 2030 etwa 6,32 Mrd. Euro. - 1,39 Mrd. Euro fließen dabei in bauliche Vorhaben. - 4,09 Mrd. Euro entfallen auf das Personal. - 837 Mio. Euro entfallen auf sonstige Ausgaben, wie etwa den laufenden Betrieb. Kosten des Ausbaus* ä

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